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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Hände zu wärmen - womit er mir die ganze Wärme nahm. »Wann warst du denn letzte Nacht zu Hause?«, fragte er über die Schulter.
    »Ich schätze, ich war um drei im Bett.«
    »Wie fandest du die Kleine, mit der ich rumhing?«
    »Ich finde, mit der solltest du dich besser nicht mehr treffen.«
    Das war nicht das, was er hören wollte. Sein Blick glitt zur Seite, bis er meinen traf. »Was hast du an ihr auszusetzen?«, fragte er. Mein Bruder weiß von meinen telepathischen Fähigkeiten, aber er würde nie mit mir darüber reden oder mit irgendwem sonst. Ich habe schon gesehen, wie er sich mit Männern geprügelt hat, die mich als nicht ganz normal bezeichnet haben. Doch er weiß, dass ich anders bin. Und alle anderen wissen es auch. Sie haben nur einfach beschlossen, es nicht zu glauben, oder sie meinen, ihre Gedanken könnte ich bestimmt nicht lesen - sondern nur die der anderen. Gott weiß, dass ich wirklich versuche, mich so zu benehmen und so zu reden, als wäre ich nicht ständig einem Schwall unerwünschter Gedanken und Emotionen und Anschuldigungen ausgesetzt. Doch manchmal sickert es einfach durch.
    »Sie ist nicht so wie du«, sagte ich und blickte ins Feuer.
    »Na, sie ist doch sicher keine Vampirin.«
    »Nein, das nicht.«
    »Na, also.« Streitlustig sah er mich an.
    »Jason, als das mit den Vampiren herauskam - als wir erfuhren, dass sie wirklich existieren, nachdem wir sie jahrhundertelang einfach nur für gruselige Legendengestalten gehalten hatten -, hast du dich da nie gefragt, ob es auch noch andere wahre Märchen gibt?«
    Eine Minute lang wehrte sich mein Bruder heftig gegen diese Idee. Ich wusste (weil ich es »hören« konnte), dass Jason eine solche Idee rundheraus verneinen und mich als Verrückte beschimpfen wollte - aber das brachte er einfach nicht fertig. »Du bist dir da sicher«, sagte er. Es war keine Frage.
    Ich achtete darauf, dass er mir direkt in die Augen sah, und nickte nachdrücklich.
    »So ein Mist«, sagte er empört. »Die Kleine hab' ich wirklich gemocht. Die war 'ne Tigerin.«
    »Wirklich?«, fragte ich, entsetzt darüber, dass sie vor ihm die Gestalt gewandelt hatte, obwohl nicht mal Vollmond war. »Aber sie hat dir nichts getan?« Schon im nächsten Augenblick warf ich mir meine eigene Dummheit vor. Sie hatte es natürlich nicht gemacht.
    Jason starrte mich eine Sekunde lang an, ehe er schallend zu lachen begann. »Sookie, du bist echt unheimlich! Du hast ausgesehen, als könnte sie sich wirklich -« Seine Miene gefror. Ich spürte, wie der Gedanke ein Loch in die schützende Hülle bohrte, die die meisten Leute um ihr Hirn herum schaffen und die all jene Ansichten und Gedanken abwehrt, die nicht mit ihren Erwartungen an den Alltag übereinstimmen. Jason sank schwer in Großmutters Lehnsessel. »Ich wünschte, ich wüsste das nicht«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Es muss nicht genau das sein, was mit ihr passiert - das mit dem Tiger -, aber glaub mir, irgendwas passiert.«
    Eine Minute darauf zeigte sein Gesicht wieder den vertrauten Ausdruck. Typisch Jason: Er konnte nichts gegen dieses neue Wissen tun, also verbannte er es ins Hinterstübchen seines Gehirns. »Übrigens, hast du gestern Abend die Frau gesehen, mit der Hoyt da war? Sie sind gemeinsam weg, und auf dem Weg nach Arcadia hat er das Auto in einen Graben gesetzt und sie mussten zwei Meilen zu Fuß gehen bis zum nächsten Telefon, weil der Akku von seinem Handy leer war.«
    »Nein!«, rief ich aus und schlug einen beruhigenden und plaudernden Tonfall an. »Und sie in diesen Stöckelschuhen!« Jasons Gleichgewicht war wiederhergestellt. Eine Weile erzählte er mir noch den neuesten Klatsch, trank eine Coke und fragte mich dann, ob ich etwas aus der Stadt brauchte.
    »Ja, ich brauch' was.« Ich hatte schon darüber nachgedacht, während er redete. Die meisten seiner Neuigkeiten hatte ich sowieso schon gestern Abend aus den Gedanken der anderen Gäste erfahren, wenn ich mich mal wieder nicht gut genug abgeschottet hatte.
    »Oh, oh«, sagte er gespielt ängstlich. »Was kommt jetzt wieder?«
    »Ich brauche zehn Flaschen synthetisches Blut und Sachen zum Anziehen für einen großen Mann«, sagte ich und hatte ihn erneut erschreckt. Armer Jason. Er verdiente ein zänkisches Dummerchen zur Schwester, die Nichten und Neffen für ihn produzierte, damit sie ihn Onkel Jase nannten und sich an seine Beine klammerten. Stattdessen hatte er mich.
    »Wie groß ist der Mann und wo ist er?«
    »Er ist ungefähr 1,95 Meter groß

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