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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Sie ließen einen völlig blutleeren Vampir, der sich vor Schwäche nicht mehr rühren konnte, einfach dort liegen, wohin er zufällig gefallen war. Der geschwächte Vampir starb, wenn die Sonne aufging, falls er nicht das Glück hatte, in den Stunden der Dunkelheit gefunden und in Sicherheit gebracht zu werden. Es dauerte Jahre, sich von so einer Ausblutung zu erholen, und zwar Jahre der Hilfe anderer Vampire. Bill hatte mir erzählt, dass es Zufluchtsstätten für ausgeblutete Vampire gab und dass ihre Standorte streng geheim gehalten wurden.
    Hexen mit nahezu der körperlichen Stärke von Vampiren - das schien eine höchst gefährliche Kombination. Ich sah immer noch nur Frauen vor mir, wenn ich über den Hexenzirkel nachdachte, der nach Shreveport gekommen war, und immer wieder korrigierte ich mich. Holly hatte gesagt, in der Gruppe gäbe es auch Männer.
    Ich blickte auf die Uhr am Bankgebäude und sah, dass es kurz nach Mittag war. Ein paar Minuten vor sechs würde es vollständig dunkel sein; dann würde Eric aufstehen. Ich konnte ohne weiteres nach Shreveport fahren und bis dahin wieder zurück sein. Etwas anderes fiel mir nicht ein, einfach zu Hause herumsitzen und warten konnte ich nicht. Selbst Benzin zu vergeuden war besser. Ich hätte mir die Zeit nehmen und die Schrotflinte zu Hause deponieren können. Aber solange sie nicht geladen war und die Patronen woanders untergebracht waren, war es wohl legal, damit herumzufahren.
    Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich in den Rückspiegel, um zu prüfen, ob mir jemand folgte. Ich bin mit Spionagetechniken nicht sonderlich vertraut, und wenn mir einer folgte, so bemerkte ich ihn nicht. Also hielt ich an und tankte, nur um zu sehen, ob hinter mir noch jemand in die Tankstelle hineinfuhr. Niemand. Das war doch richtig gut, dachte ich und hoffte, dass auch Holly nicht in Gefahr war.
    Während ich fuhr, hatte ich Zeit, mein Gespräch mit Holly noch einmal Revue passieren zu lassen. Mir fiel auf, dass es mein erstes Gespräch mit ihr gewesen war, in dem kein einziges Mal Danielles Name fiel. Seit der Grundschule waren Holly und Danielle so etwas wie siamesische Zwillinge gewesen. Sie hatten wahrscheinlich sogar immer zur gleichen Zeit ihre Periode gehabt. Danielles Eltern, Gründungsmitglieder der Freien Kirche der Auserwählten Gottes, würden einen Anfall kriegen, wenn sie von Hollys Aktivitäten wüssten. Kein Wunder also, dass Holly so diskret gewesen war.
    Unsere kleine Stadt Bon Temps hatte inzwischen ihre Tore weit genug geöffnet, um Vampire zu tolerieren, und auch Schwule und Lesben hatten die harten Zeiten längst hinter sich (wenn es auch immer noch abhängig davon war, wie sie ihre sexuellen Vorlieben zum Ausdruck brachten). Doch den Wiccas würden die Tore wohl vor der Nase zugeknallt, fürchtete ich.
    Die seltsame und schöne Claudine hatte mir erzählt, dass sie Bon Temps gerade aufgrund der vielen Merkwürdigkeiten so faszinierend fand. Ich fragte mich, was da draußen wohl sonst noch sein mochte und nur darauf wartete, sich zu erkennen zu geben.

       Kapitel 5
    Carla Rodriguez, meine vielversprechendste Spur, kam zuerst dran. Ich hatte einfach die alte Adresse von Dovie nachgeschlagen, mit der ich zeitweilig Weihnachtskarten ausgetauscht hatte. Allerdings dauerte es eine ganze Weile, bis ich das Haus fand. Es stand ziemlich abseits von den Einkaufsstraßen, die sonst meine üblichen Anlaufstellen in Shreveport waren. Dort, wo Dovie lebte, waren die Häuser klein und standen dicht gedrängt, und einige von ihnen waren zudem in einem erbärmlichen Zustand.
    Ich empfand ein deutliches Triumphgefühl, als Carla selbst die Tür öffnete. Sie hatte ein blaues Auge und einen ziemlichen Kater, beides Anzeichen dafür, dass sie letzte Nacht ordentlich einen losgemacht hatte.
    »Hey, Sookie«, sagte sie, als sie mich nach kurzem Zögern erkannte. »Was machst du denn hier? Ich war gestern Abend im Merlotte's, hab' dich aber nirgends entdeckt. Arbeitest du da nicht mehr?«
    »Doch. Gestern war bloß mein freier Abend.« Jetzt, da ich Carla tatsächlich gegenüberstand, wusste ich nicht mehr, wie ich erklären sollte, was ich von ihr wollte. Ich beschloss, es einfach geradeheraus auszusprechen. »Hör zu, Jason ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen, und da habe ich mich gefragt, ob er vielleicht hier bei dir ist.«
    »Schätzchen, nichts gegen dich, aber Jason ist der letzte Typ auf Erden, mit dem ich ins Bett gehen würde«, sagte Carla rundweg.

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