Der Vampir der mich liebte
Lippenbekenntnis zu den grundsätzlichen christlichen Prinzipien abgab. Ich war ziemlich sicher, dass es in Shreveport eine Synagoge gab, doch ich hatte, soweit ich wusste, bislang noch nicht mal einen Juden gesehen. Hier konnte ich eindeutig noch etwas dazulernen.
»Verstehe. Kennst du viele Hexen?«
»Ein paar.« Holly nickte bestätigend, vermied jedoch weiterhin den Augenkontakt mit mir.
Auf einem klapprigen Tisch in einer Ecke entdeckte ich einen Computer. »Habt ihr so was wie einen Online-Chatroom oder ein Schwarzes Brett oder etwas Ähnliches?«
»Ja, klar.«
»Hast du was gehört über eine Gruppe von Hexen, die vor kurzem nach Shreveport gekommen sind?«
Hollys Gesicht nahm einen sehr ernsten Ausdruck an. Ihre geraden dunklen Augenbrauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen. »Erzähl mir bloß nicht, dass du mit denen zu tun hast«, sagte sie.
»Nicht direkt. Aber ich kenne jemanden, der von ihnen verletzt wurde, und ich fürchte, sie könnten sich Jason geschnappt haben.«
»Dann steckt er in echten Schwierigkeiten«, sagte sie unverblümt. »Die Frau, die diese Gruppe anführt, ist durch und durch skrupellos. Und ihr Bruder ist genauso schlimm. Die sind nicht so wie wir anderen. Sie sind nicht auf der Suche nach einem besseren Leben oder nach einem Weg, um mit Naturkräften in Berührung zu kommen, oder nach Zaubersprüchen, die den inneren Frieden stärken. Sie sind böse.«
»Kannst du mir vielleicht irgendwelche Tipps geben, wo ich sie aufspüren könnte?« Ich tat mein Bestes, damit meine Gesichtszüge mir nicht entgleisten. Mit meinem anderen Sinn hörte ich, wie Holly dachte, sollte dieser Hexenzirkel Jason wirklich in seiner Gewalt haben, wäre der sicher böse zugerichtet, wenn nicht sogar schon tot.
Anscheinend tief in Gedanken versunken, sah Holly aus dem Fenster ihres Apartments, das auf die Straße hinausging. Sie hatte Angst, dass diese Leute jede Information, die sie mir gab, bis zu ihr zurückverfolgen und sie bestrafen würden - vielleicht durch Cody. Das waren keine Hexen, die aufgrund ihres Glaubens niemandem ein Leid antun wollten. Das waren Hexen, deren ganzes Leben darauf ausgerichtet war, jede Art von Macht an sich zu ziehen.
»Sind es eigentlich alles Frauen?«, fragte ich, weil sie kurz davor stand, mir überhaupt nichts zu erzählen.
»Wenn du hoffst, Jason könnte sie mit seiner charmanten Art und seinem guten Aussehen einwickeln, dann vergiss es gleich wieder«, erwiderte Holly. Ihr Gesichtsausdruck war grimmig. Sie wollte, dass ich verstand, wie gefährlich diese Leute waren. »Es gibt auch ein paar Männer unter ihnen. Sie sind ... das sind keine normalen Hexen. Ich meine, sie waren nicht mal normale Menschen .«
Ich war nur zu bereit, ihr das zu glauben. Schließlich hatte ich schon seltsamere Dinge glauben gelernt, seit Bill Compton eines Nachts in Merlotte's Bar aufgetaucht war.
Holly sprach, als wüsste sie weit mehr über diese Gruppe von Hexen, als ich je vermutet hätte... mehr als nur das allgemeine Hintergrundwissen, das ich von ihr zu erfahren hoffte. Ich bohrte ein bisschen nach. »Wieso sind sie denn so anders?«
»Sie haben Vampirblut getrunken.« Holly sah schnell zur Seite, als ob dort jemand stünde und ihr zuhörte. Bei dieser Bewegung überlief es mich kalt. »Hexen - Hexen mit sehr viel Macht, die sie bereitwillig für das Böse einsetzen - gnadenlos genug sind sie. So machtvolle Hexen, die Vampirblut getrunken haben, können ... Sookie, du hast keine Ahnung, wie gefährlich sie sind. Einige von ihnen sind Werwölfe. Bitte, halte dich fern von ihnen.«
Werwölfe? Sie waren nicht nur Hexen, sondern auch Werwölfe? Und sie tranken Vampirblut? Jetzt bekam ich richtig Angst. Etwas noch Schlimmeres konnte ich mir nicht vorstellen. »Wo sind sie?«
»Hast du mir nicht zugehört?«
»Doch, aber ich muss wissen, wo sie sind!«
»Sie sind in einem alten Geschäftshaus in der Nähe der Pierre-Bossier-Mall«, sagte sie, und ich konnte das Bild in ihrem Kopf sehen. Sie war bereits dort gewesen. Sie hatte sich mit ihnen getroffen. All das hatte sie in ihrem Kopf, und ich bekam eine ganze Menge davon mit.
»Warum bist du dort gewesen?«, fragte ich, und sie wich zurück.
»Wusste ich's doch, ich hab' mir gleich Sorgen gemacht wegen dieses Gesprächs mit dir«, sagte Holly verärgert. »Ich hätte dich gar nicht reinlassen sollen. Aber weil ich eine Zeit lang mit Jason ausgegangen bin ... Du bringst es dahin, dass sie mich umbringen, Sookie
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