Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
er keine einzige Narbe. Im Grunde hatte er keinen einzigen Makel, Punkt. Am ehesten kam daran noch die schmale Spur aus dunklen Haaren, die von seinem Nabel bis an den Saum seines Lendenschurzes führte – und das war kein Makel, sondern eher ein Pfad in den Himmel.
Und wo sie schon beim Ziel dieses verruchten Pfades war – unten in seinem Käfig hatte sie ihn erregt, und er hatte nicht versucht, es zu verbergen. Er hatte damit geprahlt und absichtlich die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Aus gutem Grund. Außer in ihren Träumen und dem einen Mal, das sie es sich mit ihm vorgestellt hatte, war sie nur mit einem einzigen Mann im Bett gewesen. Und dieser Mann konnte dem Vergleich einfach nicht standhalten. Sie bezweifelte, dass irgendein Mann das konnte. „Groß“ war in Nicolais Fall eine Untertreibung.
Als er sich berührt hatte und mit seinen Fingern seine Länge auf und ab gefahren war, hatte ihr Körper geradezu geschmerzt. Sie hatte die Situation vergessen und sich vorgestellt, auf die Knie zu fallen. Sie wollte ihre Zunge nach ihm ausstrecken und ihn verschlucken.
Verstand, hör sofort auf, so versaut zu sein!
Endlich waren die Wachen fertig und gingen zur Tür. Ihr gebrüllter Befehl „Schlüssel hierlassen!“ brachte beide Männer zum Stehen.
Der kleinere der beiden drehte sich um und verbeugte sich. „Ihr habt den Schlüssel für diese Fesseln bereits, Prinzessin.“
Oh. Odette hätte das gewusst. „Na ja“, sagte sie und schluckte. „Der Fall … von den Klippen – ihr wisst von den Klippen, nicht wahr? – muss mein Gedächtnis beeinflusst haben. Ihr könnt, äh, uns allein lassen.“ Sie deutete auf die Tür, so prinzessinnenhaft, wie sie konnte. Liebe Güte, so zu tun, als wäre sie eine andere – jemand, dem sie noch nie begegnet war – machte überhaupt keinen Spaß.
Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken.
Sie drehte sich zu ihrem „Gefangenen“ um und verringerte den Abstand zu ihm, bis der Rand des Bettes sie dazu zwang, stehen zu bleiben. Wieder wollte sie ihn berühren, aber sie gestattete sich diesen Luxus nicht. Diese Zähne – er könnte ihre Halsschlagader als Souvenir mitnehmen.
„Der Schlüssel ist in der Nachttischschublade“, sagte Nicolai und durchbrach damit die Stille. „Benutz ihn.“
Selbst seine Stimme war ein Genuss. Ein sinnliches Gelage aus Tönen und Nuancen. Heiser, belegt, einen Hauch rauchig. Sie schauderte und leckte sich die Lippen. „Du hast mich vielleicht beschworen oder so ähnlich, aber du hast mir nichts zu befehlen. Also hör zu. Du sagst mir, was los ist – und danach hole ich den Schlüssel.“
„Du und dein ‚danach‘.“ Er starrte sie wütend an. Seine langen Wimpern verschmolzen miteinander, als seine Lider sich schützend über seine einzigartigen zweifarbigen Augen legten. „Das ist Erpressung.“ So genervt, wie er schien, da war auch so etwas wie … Stolz.
Warum Stolz? Sie atmete ein und aus und genoss seinen Duft nach Sandelholz. Jetzt war er viel stärker als in ihren Träumen oder beim Lesen des Buches. „Ja, das ist Erpressung, und ich gebe nicht nach.“
Grausam von ihr, aber sie befürchtete, wenn sie ihn befreite, würde er erst etwas essen und dann aus der Tür rennen und sie zurücklassen, ohne eine einzige Frage zu beantworten. Er hatte das Aussehen eines gefangenen Panthers, bereit, zuzubeißen und davonzurennen. Außerdem hatte er im Kerker nicht mit ihr reden wollen, und er hatte es nur getan, weil sie ihn gezwungen hatte. Deshalb würde sie ihn weiterhin zwingen.
„Anscheinend riskiere ich es, ausgepeitscht zu werden, weil ich hier bei dir bin“, fügte sie hinzu. „Du schuldest mir also etwas.“
„Du würdest es nicht verstehen“, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
Sie hatte die Highschool im Alter von fünfzehn Jahren abgeschlossen. Mit achtzehn hatte sie ihren Master gehabt. Und während sie auf ihren Doktortitel zuarbeitete, hatte sie sich einem streng geheimen Institut der Regierung angeschlossen, um unerklärliche Fähigkeiten und Phänomene zu erforschen und Wege zu finden, selbst das Unerklärliche zu erklären. Sie hatte nur aufgehört und sich auf Medizin spezialisiert, um zurück nach Hause zu ziehen und ihrer Mutter zu helfen, bei der Brustkrebs diagnostiziert worden war.
„Ich glaube, ich schaffe das“, sagte sie trocken. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und zog so den Stoff des Gewands über ihrer Brust straff.
Sein Blick blieb an ihren Brüsten kleben, und
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