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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Stadt, der Präsidentschaftskandidat, ich mache freiwillig bei ihm mit, weißt du. Jedenfalls ist er hinterher in der Zentrale, um sich zu bedanken, und ich dachte, vielleicht hast du Lust mitzukommen. Um ihn mal kennenzulernen.»
    Sie wurde rot und nickte. Ihre Miene war wie der Moment, in dem sich ein Regenbogen bildet, ein großes farbiges Rund, das den gewitterdunklen Himmel erleuchtet.
    Am Abend holte er sie mit einem Taxi ab. Sie fuhren erst in ein Burger-Restaurant an der Barton Springs Road. Danny trug ein weißes Button-Down-Hemd und eine Hose, die er zwanzig Minuten lang in der feucht-dampfigen Luft des Badezimmers gebügelt hatte. Sie setzten sich unter die Bäume und aßen Burger mit Zwiebelringen. Sie trank einen Whiskey, er Wasser ohne Eis.
    Natalie war zu schön, um sie direkt anzusehen. Als er es doch tat, fühlte es sich so an, als würde er eine Treppe hinunterfallen oder von einem Strudel in einen Abfluss gezogen werden. So war das. Männer waren eine Mauer, Frauen eine Tür zu etwas anderem. Er saß ihr gegenüber und verspürte das heftige Bedürfnis, sich ihr zu erklären , und je dringlicher dieses Bedürfnis wurde, desto weniger wusste er, wie er es befriedigen sollte. In Worte zu fassen, wer er war, war so schwierig wie zu schätzen, wie viele Murmeln sich in einem riesigen Krug befanden. Er konnte es nur ins Blaue hinein tun.
    Sie lachte viel und erzählte ihm von ihrer Heimatstadt, und wie ihre Eltern sie als Ja-Menschen großgezogen hätten, nicht als Nein-Menschen . Er lauschte den Geschichten über ihre so kumpelhafte Familie, als stammten sie aus dem Reich des Unvorstellbaren.
    Er erzählte ihr, sein Vater sei von zu Hause ausgezogen, als er selbst sieben gewesen sei.
    Sie legte die Stirn in Falten. «Das muss hart gewesen sein», sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. Er wollte sich durch ihre Schönheit besänftigen lassen, aber sie erregte ihn. Er konnte ihre Lippen nicht ansehen, ohne sie sich um die Spitze seines Penis gelegt vorzustellen. Er wünschte sie sich als reines, unberührtes Wesen, doch er wusste, dass sie unter den richtigen Umständen der Lust und dem Druck nachgeben würde. Warum musste alles so banal und voraussagbar sein? Letzten Endes fragte einen keiner, ob man ein Tier sein wollte. Man war es einfach.
    Ein Wolf oder ein Schaf?
    Das war die Frage.
    Sie nahmen ein weiteres Taxi zur Wahlkampfzentrale. Draußen stand eine Schlange, Sicherheitsmänner tasteten die Leute ab und überprüften die Handtaschen. Während sie in der Schlange warteten, nahm Natalie seine Hand und drückte sie. Er konnte die Erregung in ihrem Gesicht sehen, eine leichte Röte auf ihren Wangen. Ihr Atem ging flach und schnell. Als sie dem Eingang näher kamen, neigte sie sich kurz zu ihm hin und küsste ihn auf die Wange. Er schreckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen, und versuchte gleich, es zu überspielen.
    Er hatte noch nie Probleme mit Frauen gehabt, mit intimen Worten oder Berührungen, aber seit er unterwegs war, hatte sich etwas in ihm verschoben. Seine Offenheit anderen gegenüber. Es war, als wäre unterwegs ein Zahnrad weggebrochen, das jetzt irgendwo unsichtbar im Inneren des Motors vor sich hin klirrte.
    Er drückte ihr entschuldigend die Hand und rang sich ein Lächeln ab. Sie lächelte fragend zurück, mit hoffnungsvollem Blick. Die Stelle, die sie geküsst hatte, juckte wie ein Mückenstich.
    Im Raum wimmelte es bereits von Seagram-Fans, liberalen Bürgern aller Altersklassen in Aufbruchsstimmung. Carter stellte sich mit Natalie in die Nähe der Tür. Als Seagram hereinkam, schien die allgemeine Körpertemperatur augenblicklich anzusteigen. Das war die Wirkung, die Seagram auf die Leute hatte. Carter hatte es schon im Fernsehen beobachtet, doch jetzt erlebte er es selbst. Alle um ihn herum grinsten und reckten sich auf die Zehenspitzen. Auch Natalie zitterte vor Aufregung. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und drückte ihn. Er sah sie an, und sie sagte: «Noch mal danke, dass du mich mitgenommen hast.»
    Er antwortete nicht, Seagram war jetzt fast bei ihnen. Ihm voraus gingen zwei Beamte des Secret Service, die ihre Blicke durch den Raum gleiten ließen. Zwei weitere folgten direkt hinter Seagram. Carter fühlte sich wie ein Surfer, der auf eine Welle wartete. Er holte tief Luft und setzte einen freundlichen, offenen Ausdruck auf. Als Seagram näher kam, streckte er die Hand aus. Seagram erfasste sie fest mit beiden Händen und drückte sie, seine Augen waren jedoch

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