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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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weiß nicht, warum die Leute leben wollen. John Lennon ist tot … Ich denke immer noch, ich denke immer noch die ganze Zeit an Jodie. Sie ist im Grunde alles, woran ich denke. An sie und daran, dass John Lennon tot ist. Die beiden sind irgendwie verbunden …
    Ich hasse New Haven zutiefst. Ich war oft dort, bin ihr nicht wirklich nachgeschlichen, sondern habe ihr nur hinterhergesehen … Ich wollte sie für eine Weile da wegholen, aber ich weiß nicht. Ich bin zu krank, ich schaffe nicht mal das … Das hier wird die totale Selbstmordstadt. Ich meine, nicht dass es mich stört. Jodie ist das Einzige, was jetzt wichtig ist. Alles, was ich 1981 mache, wird allein für Jodie Foster sein.
    Ich bin süchtig nach ihr. Nach Jodie Foster. Ich muss sie, muss sie finden und irgendwie persönlich mir ihr sprechen oder so was … Alles, was sie wissen soll, ist, dass ich sie liebe. Ich will ihr nicht wehtun … Aber wenn sie mit anderen Typen zusammenkäme, dann, denke ich, will ich sie lieber nicht sehen, nicht auf dieser Erde. Ich würde es nicht mehr aushalten, ohne sie.»
    Am 7. März 1981 holte ihn sein Vater in Colorado am Flughafen ab. Er gab ihm zweihundert Dollar, mit denen Hinckley später ein Motel in Denver bezahlte. Er saß nur da und sah fern, bis das Geld ausgegeben war.
    Vor Gericht sollte Jack Hinckley später um Fassung ringen. Er sagte: «Ich bin schuld an Johns Tragödie. Wir haben ihn zu einer Zeit in die Welt hinausgezwungen, als er damit noch nicht zurechtkam. Ich wünschte bei Gott, ich könnte mit ihm tauschen.» Er holte ein Taschentuch heraus und weinte, während seine Frau, ebenfalls weinend, den Gerichtssaal verließ.
    Väter und Söhne. Was gäben wir nicht alles, um mit unseren Jungen die Plätze zu tauschen, um ihnen ihr Leiden und ihren Schmerz abzunehmen.
    Gleich am 8. März brachte seine Mutter ihn wieder zum Flughafen. Zehn Minuten saßen sie nebeneinander in der Ladezone, keiner sprach ein Wort. Schließlich stieg John aus dem Auto und sagte: «Ich möchte dir danken, Mom, für alles, was du für mich getan hast in all diesen Jahren.» Das klang wie ein endgültiger Abschied.
    Er flog für einen Tag nach Hollywood. Die Sonne schien ihm zu hell, und die Straße war voller komischer Typen. Am 26. März stieg er in einen Bus nach Washington, D.C. Wie eine menschliche Zunge rollte sich das Land vor ihm aus. Drei Tage später nahm er sich ein Zimmer im Washington Park Hotel. Er hatte Waffen im Gepäck. Er schlief mit einer unter dem Kissen, die andere lag entsichert auf dem Nachttisch. Am 30. März frühstückte er bei McDonald’s und kaufte sich auf dem Weg zurück zum Hotel den Washington Star . Darin las er, dass Reagan in ein paar Stunden vor den Besuchern eines Gewerkschaftskongresses im Washington Hilton sprechen würde. Die Worte ließen farbige Lichter vor seinen Augen tanzen.
    Er duschte und nahm ein Valium, und aus Sorge, die eine Tablette könnte nicht reichen, nahm er noch eine. Er lud seinen Röhm- RG -14-Revolver mit Explosivgeschossen, die er neun Monate zuvor in einem Pfandhaus in Lubbock gekauft hatte. Dann setzte er sich an den Tisch und schrieb einen letzten Brief an die Frau seiner Träume.
     
    Liebe Jodie,
    es ist sehr gut möglich, dass ich bei meinem Versuch, Reagan zu erledigen, umkommen werde. Aus diesem Grund schreibe ich dir diesen Brief. Wie du mittlerweile genau weißt, liebe ich dich sehr. Während der letzten sieben Monate habe ich dir Dutzende Gedichte, Briefe und Liebesbotschaften geschickt, weil ich irgendwie hoffte, dass du ein Interesse an mir entwickeln könntest. Wir haben zwar ein paarmal am Telefon miteinander gesprochen, aber ich hatte nie den Mut, auf dich zuzugehen und mich dir vorzustellen. Ich bin eher schüchtern, wollte dich aber ehrlich auch nicht mit meiner ständigen Gegenwart belästigen. Ich weiß, dass die vielen Nachrichten, die ich vor deiner Tür und in deinem Briefkasten zurückgelassen habe, lästig gewesen sein müssen, aber ich hatte das Gefühl, dass es die schmerzloseste Weise war, meine Liebe für dich auszudrücken.
    Es tut sehr gut, zu wissen, dass du wenigstens meinen Namen kennst und weißt, was ich für dich empfinde. Dadurch, dass ich um dein Wohnheim herumgestrichen bin, ist mir auch klar geworden, dass ich durchaus öfter mal erwähnt werde, wie höhnisch die Erwähnung auch sein mag. Hauptsache, du weißt, dass ich dich liebe. Jodie, ich würde den Gedanken, Reagan zu erledigen, sofort fallenlassen, wenn ich dein Herz

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