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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Sorgerecht für Danny übernehme. Aber sie hatte Angst davor, wie das aussehen würde, eine Mutter, die ihren Sohn verlässt. Ich bekam dann die Stelle an der Columbia University und wollte ihn zu mir nehmen. Meine Mutter war in der Nähe, und ich hätte mir eine Nanny leisten können. Aber Ellen wollte partout nichts davon wissen.»
    «Das Biest.» Sie lächelte, als sie das sagte. Es bestätigte ihr, was sie bestätigt haben wollte. Dass sie eine bessere Ehefrau war als Ellen, eine bessere Mutter, und ich mit ihr glücklicher war. Dass unsere Familie alles zusammen überstehen würde und dass das hier erst meine richtige Ehe war. Sie würde die Frau sein, die neben mir beerdigt wurde.
    Alex kam die Treppe herunter, verschlafen und auf wackligen Beinen. «Ich kann nicht mehr einschlafen», sagte er. «Warum redet ihr hier unten?»
    «Sorry, Majestät», sagte Fran und rückte zur Seite, damit Alex sich zwischen uns setzen konnte. Er schmiegte sich ganz nah an uns. Das hatte er schon immer gemocht, so eng aneinandergedrängt.
    «Wer ist das?», fragte er und zeigte auf ein Foto von Danny.
    «Das ist dein Halbbruder, als er so alt war wie du», sagte Fran.
    Alex zog das Album näher heran. «Habt ihr immer schon gewusst, dass er gestört ist?», fragte er.
    «Er ist nicht gestört», sagte Fran. «Warum sagst du das?»
    Alex antwortete nicht. Er studierte das Foto. «Und wer ist das hier?», fragte er und streckte den Finger vor.
    «Du weißt, wer das ist», sagte Fran.
    «Ellen», sagte Alex und verzog das Gesicht.
    «Richtig.»
    Er warf das Album auf den Boden und lehnte sich zwischen uns zurück. «Darf ich am Fenster sitzen, wenn wir fliegen?»
    Fran wuschelte ihm über den Kopf. «Ihr könnt euch abwechseln», sagte sie.
    Er gähnte und vergrub das Gesicht in ihrer Seite. «Bewegt euch bloß nicht», sagte er.
    Er schlief zwischen uns ein. Sein gleichmäßiger Atem war wie der eines kleinen Tieres. Als Baby hatte Alex gerne auf dem Bauch geschlafen, den Mund auf die Matratze gedrückt. Wir wussten nie, wie er Luft bekam, aber wenn wir ihn umdrehten, schrie er, bis wir ihn zurück auf den Bauch legten.
    Der Himmel draußen hellte sich auf. Es würde bald Tag werden. Fran und ich sahen einander an. Es gab Liebe in diesem Haus, Geschlossenheit, das hatte meiner ersten Ehe gefehlt. Dieses Gefühl, dass egal, was geschah, alle zusammenhielten.
    «Ich wünschte, Danny hätte es auch so gehabt», sagte ich.
    «Ich weiß», sagte sie.

 
     
    John Hinckley wurde am 29. März 1955 in Ardmore, Oklahoma geboren. Sein Vater war Ölmanager. Seine Mutter hatte Angst, das Haus zu verlassen. Er wuchs in Texas auf und ging zur Highland Park High School in Dallas. In der Grundschule war er noch ein beliebter Quarterback der Football-Mannschaft gewesen, in der Highschool zog er sich mehr und mehr in sich zurück. Er verbrachte Stunden allein in seinem Zimmer, spielte Gitarre und hörte die Beatles. Seine Eltern hielten ihn für schüchtern, seine Klassenkameraden beschrieben ihn als «Nobody». In ihren Augen gab es ihn nicht wirklich.
    Im April 1976, im Alter von einundzwanzig Jahren, zog Hinckley nach Los Angeles, in der Hoffnung, ein Songwriter zu werden. Der erfolgreichste Popsong des Jahres war Love Will Keep Us Together von Captain & Tennille. Paul Simon sang Fifty Ways to Leave Your Lover . An einem Abend im Juni ging Hinckley in ein Hollywood-Kino und sah sich Taxi Driver an.
    In dem Film spielt Robert De Niro den verdrossenen Vietnam-Veteranen Travis Bickle, der einer minderjährigen Prostituierten namens Iris verfällt, Jodie Foster. Bickle sammelt Waffen und lässt sich eine Irokesenfrisur schneiden. Er steuert sein Taxi durch die nächtlichen Straßen.
    «Neunundzwanzigster Juni», sagt er. «Ich muss wieder in Form kommen. Vom vielen Sitzen sind meine Muskeln schlaff geworden, ich habe zu lange Schindluder mit mir getrieben. Ab heute heißt es jeden Morgen fünfzig Klimmzüge, fünfzig Liegestütze, und Schluss mit den ewigen Pillen, Schluss mit der falschen Ernährung, Schluss mit der Zerstörung meines Körpers. Ab heute beginnt die totale Mobilmachung. Jeder Muskel muss wieder hart werden.»
    Hinckley saß mit offenem Mund da. Jedes Wort kam ihm vor, als sei es allein für ihn geschrieben worden. Der Film endet damit, dass De Niro mit einer Kugel im Bauch im Bordell liegt, umgeben von den Leichen der Menschen, die er umgebracht hat. Die Kamera schwenkt hoch, und wir sehen Polizisten mit gezogenen Pistolen in die

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