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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie meistens
Recht!
Eifersüchtig?
Ich ignorierte den Einwurf. Und wie sie aussieht! Sie vergrault die Kunden. Mir schien, dass für diese Uhrzeit ungewöhnlich viele Menschen im Laden waren.
Alles Verrückte!
Sei doch nicht so provinziell! Darf ich dich daran erinnern, wer selbst am liebsten in
dunkle Farben gekleidet auf Unsichtbarkeit hofft?
Ich floh in mein altes Zimmer und schlug wütend die Tür hinter mir zu.
Durch meinen Kopf wehte ein leises Lachen, aber Ninsun schwieg.
Wie bei jedem Besuch empfing mich hier der beruhigende Geruch der Kind-
heit und wenig später ließ ich mich weit weniger aufgewühlt in mein frisch
bezogenes Bett sinken. Bald darauf klapperte ein Schlüsselbund in der Haus-
tür, dann vernahm ich Selenas leichte Schritte und das vertraute Knarren der
Holztreppe.
«Nuriya, bist du noch wach?», fragte meine Schwester mit sanfter Stimme.
Feige gab ich vor, schon zu schlafen. Die Geräusche im Hause verstummten
bald, aber ich wälzte mich noch lange hin und her.
    Am nächsten Morgen war Selena schon fort, als ich erwachte. Nach einer
entspannenden Dusche zog ich eine Jeans und mein riesiges Wohlfühlhemd
aus der Tasche und schlüpfte hinein. Rasch bändigte ich noch wie gewohnt
mein Haar, indem ich es zu einem festen Zopf flocht, und glitt auf Socken in
die lichtdurchflutete Küche. Auf dem Tisch standen frische Blumen und der
Kühlschrank war gut gefüllt. Mit einer großen Tasse Tee in der Hand wartete
ich darauf, dass der Toaster endlich die knusprigen Scheiben herausgab, und
linste dabei neugierig ins Arbeitszimmer.
Da stand mein Zeichentisch bereits aufgebaut neben Jills Staffelei. Die Um-
zugskartons waren nirgends im Haus zu entdecken und später bestätigte ein
Blick in meinen Kleiderschrank die Vermutung, dass sich darin bereits alle
Kleider sauber gestapelt und ordentlich aufgehängt befanden. Da die Tante
bereits vor Wochen abgereist war, konnte all dies nur Selenas Werk sein.
Welcher Teufel war gestern nur in mich gefahren?
Schließlich hatte ich, um meine Wohnung aufzulösen, Selena ziemlich lan-
ge mit dem Laden allein gelassen und sie nicht einmal über meinen genauen
Anreisetermin informiert. Kein Wunder, dass sie mich nicht abgeholt hatte,
dachte ich beschämt.
Und nun fand ich unser Haus gewohnt aufgeräumt und einladend vor,
obwohl sie sich neben dem Verkauf auch noch um Lesungen zu kümmern
schien. Hatte ich selbst nicht immer wieder darauf hingewiesen, dass derarti-
ge Veranstaltungen für den Umsatz sehr wichtig waren?
Ausnahmsweise gab Ninsun einmal keinen Kommentar ab.
Endlich raffte ich mich auf und ging die morgendlichen Straßen entlang
zum Laden. Leicht beklommen öffnete ich die Tür und ein vertrautes Läuten
begrüßte mich.
Die Wände waren frisch gestrichen und neue, kleine Strahler in die Decke
eingelassen, deren Licht eine sonnige Atmosphäre schuf. Irgendwie wirkte al-
les klarer und moderner, ohne dass es das Ambiente der viele Jahrzehnte alten
Räume beeinträchtigte. Das Sortiment hatte sich ebenfalls verändert. Anstel-
le staubiger Ladenhüter stapelten sich nun wertvolle Bildbände in den Aus-
lagen und im hinteren Bereich des Ladens entdeckte ich eine ansprechende
Auswahl antiquarischer Fachbücher. In einem angrenzenden, neu hinzuge-
kommen Raum fand ich schließlich Tante Jills Geschäft, so wie ich es in Erin-
nerung hatte. Unter der Decke hingen Bündel getrockneter Kräuter, in wurm-
    stichigen Regalen waren neben großen und kleinen Statuen finster blickender
Gottheiten, Tarotkarten, Amulette, Pendel und riesige Glaskugeln aufgereiht.
In dieser Atmosphäre hatten wir uns als Kinder schon immer besonders wohl
gefühlt und das gruselige Gefühl genossen, uns vorzustellen, was wohl in den
unzähligen Gläsern und Krügen gelagert wurde. Die Trennung zwischen mo-
dernem Buchladen, der perfekt in die schicke Nachbarschaft passte und dem
ursprünglichen Hexengeschäft fand ich außerordentlich elegant gelöst. Tante
Jill war dem Zeitgeist gefolgt, ohne dabei ihre eigentliche Leidenschaft aufge-
ben zu müssen. Ich war beeindruckt.
Als ich den lichten Wintergarten betrat, in dem Selena gestern gelesen hat-
te, sah ich meine Schwester konzentriert über einen Stapel von Abrechnun-
gen gebeugt. Gerade wollte ich mich räuspern, um auf mich aufmerksam zu
machen, da hob sie anmutig ihren Kopf, blickte mich lächelnd an und deutete
auf den Sessel neben sich.
«Ich bin gleich soweit! Möchtest du

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