Der verbannte Highlander
sein.«
Die Aussage traf auf tödliches Schweigen. Weder schnappte Lizzie nach Luft oder gab einen anderen Laut der Überraschung von sich, noch sah sie ihn an, doch Patrick konnte erkennen, dass sie leicht die Schultern straffte. »Wer ist er dann?«
Ihre Stimme klang hohl – leer.
Finlay starrte finster drein. »Ich weiß es nicht. Aber der Laird of Tullibardine hat noch nie von einem Patrick Murray gehört.«
Wie der Knall einer Musketenkugel bewirkte der Hufschlag eines Pferdes, das aus dem Wald westlich von ihnen preschte, dass mit stählernem Klirren Schwerter aus der Scheide gezogen wurden.
»Wartet!«, rief Patrick. »Das ist mein Mann.« Es war Tormod, der Mann, den er als Kundschafter vorausgeschickt hatte. »Was gibt es, Tormod?«
Der Krieger sah in die Runde und erfasste die Situation sofort. »MacGregors«, antwortete er. »Sie kommen schnell näher.«
Patrick stieß einen Fluch aus. Konnte es denn noch schlimmer werden? Der Teufel sollte seinen Bruder holen! Er dachte blitzartig nach und wandte sich an Finlay. »Nehmt die Lady und versucht, die Straße nach Lennox zu erreichen. Ich werde sie aufhalten.«
Finlay schnaubte verächtlich. »Haltet Ihr mich für einen Narren? Das ist doch nur ein Trick, damit Ihr Euch aus dem Staub machen könnt.«
Am liebsten hätte Patrick ihn am Kragen gepackt und geschüttelt. Er machte sich nicht die Mühe, seinen Zorn zu verbergen. »Das ist kein Trick, und wenn ihr nicht sofort aufbrecht, dann werdet ihr bald genug herausfinden, dass ich die Wahrheit sage. Aber dann wird es zu spät sein. Wir können das hier später klären, aber im Augenblick ist es Eure Pflicht, die Lady zu schützen.«
Der Campbell-Wachmann ließ sich nicht beeindrucken. Stattdessen befahl er: »Nehmt diese Männer fest.« Der Mann an seiner Seite beeilte sich, den Befehl auszuführen.
»Nein«, hielt Lizzie ihn auf. »Mit welcher Begründung?«
Finlay runzelte die Stirn. »Das zu entscheiden obliegt Eurem Cousin, wenn wir Dunoon erreichen.«
»Und was ist, wenn er die Wahrheit sagt? Über den Angriff«, fügte sie erklärend hinzu. Lizzie sah Patrick an, und zum ersten Mal konnte er die Kränkung und den Schmerz in ihren Augen sehen. Die Erkenntnis darüber, dass er sie getäuscht hatte. Sie wusste, dass er nicht der Mann war, der er vorgab zu sein.
Doch in dieser Sache täuschte er sie nicht. »Ich sage die Wahrheit. Ich schwöre es bei den Seelen meiner Eltern. Diese Männer wollen dir etwas antun.«
Da war noch so viel mehr, was er sagen wollte, so vieles, das
er erklären wollte, doch dazu würde er niemals die Gelegenheit bekommen. Mit einem tiefen Blick in ihre Augen sprach er eine stumme Entschuldigung aus und bat sie, ihm zu vergeben, dann brach er die Verbindung ab und wandte sich zurück zu Finlay. Er würde sie mit seinem Leben beschützen, doch die Vorstellung, dass sie mitten in eine Schlacht geriet – wo er das Chaos nicht kontrollieren konnte –, jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Ein fehlgeleiteter Pfeil. Eine verirrte Kugel aus einer Hakenbüchse. Der weite Schwung eines Schwerts.
»Verdammter Narr!«, schrie er Finlay an. »Hört doch!« Das unverkennbare Geräusch von Hufschlag hallte durch die kalte Nachtluft. »Bringt sie fort von hier, bevor es zu spät ist.«
Endlich schien die Wahrheit zu ihm durchgedrungen zu sein. Finlays Zuversicht war erschüttert und er sah Patrick unsicher an. »Vielleicht habt Ihr recht …«
»Geht einfach«, drängte Patrick. Und mit einem letzten Blick zu Lizzie, einem Blick, der ihm für den Rest seines Lebens würde genügen müssen, wandte er sich um, um seinem Bruder gegenüberzutreten.
Doch es war zu spät.
Ein Hagel von Pfeilen regnete durch das Blätterdach der Bäume und landete mit tödlicher Präzision hinter ihm. Patrick drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um den überraschten Ausdruck auf Finlays Gesicht zu sehen, bevor er aus dem Sattel glitt und wie ein Stein zu Boden fiel, einen Pfeil direkt zwischen den Augen. Zwei der Campbells, die er mitgebracht hatte, fielen links und rechts neben ihm.
Gregor und mindestens zehn Krieger der MacGregors brachen zwischen den Bäumen hervor. Zusätzlich zu den Männern, die gestern bei seinem Bruder gewesen waren, erkannte er die anderen als einige der gefährlichsten, blutrünstigsten und wildesten der Bande – Männer, die den MacGregors ihren Ruf als Gesetzlose eingebracht hatten.
Die Campbells unter Patricks Kommando sahen ihn unsicher an –
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