Der verbannte Highlander
nördlich? Sollten wir uns nicht in Richtung Süden halten?« Obwohl es möglich war, Dunoon über Land zu erreichen, indem man der fingerartig gefächerten Küstenlinie folgte, war man um Tage schneller, wenn man mit einem birlinn von Dumbarton aus den Clyde überquerte. Und so spät im Herbst musste man auch immer das Wetter berücksichtigen. Bisher hatten sie Glück gehabt, dass es nicht geregnet hatte, doch der schwere Nebel, der sich auf sie herabsenkte, verhieß nichts Gutes. Ihre Wangen waren bereits taub von der Kälte.
»Aye. Wir werden uns in der Nähe von Loch Lomond nach Süden wenden.«
Loch Lomond. Eine wahre Oase. »Dort werden wir also anhalten und das Nachtlager aufschlagen?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir werden nicht anhalten.«
Mit einem Stöhnen tat sie ihren Protest kund.
Endlich zeigte er ein Zeichen von Mitgefühl für ihre Erschöpfung und erklärte: »Ich weiß, dass du müde bist, aber wie du recht gut weißt, können die Straßen gefährlich sein.«
Ein Schauer durchlief sie. Sie erinnerte sich nur zu gut daran.
Seine Stimme wurde weicher. »Du bist gut beschützt, Lizzie. Aber es ist am besten, wenn wir in Bewegung bleiben. Außerdem erwartet dich dein Cousin bereits.« Ein harter Zug zeigte sich auf seinem Gesicht. »Wenn das jetzt alles ist, ich muss mich um die Pferde kümmern.«
Entlassen. Mit einem Schlag spürte Lizzie, wie sich ihr Puls vor Wut beschleunigte. Sie wusste nicht, was nicht in Ordnung war, doch was immer es auch war, sie hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. »Das ist nicht alles«, schnauzte sie. »Ich will wissen, warum du dich so verhältst.«
Seine Augen blitzten warnend. »Lass es gut sein, Lizzie.«
Sie reckte das Kinn. »Nein, ich lasse es nicht gut sein. Was habe ich getan, um mir dein Missfallen zu verdienen? Ich entschuldige mich dafür, dass ich die Burg alleine verlassen habe, aber ich sah wirklich nichts Schlimmes darin.« Er sagte nichts, sondern starrte sie nur mit diesem harten, unerbittlichen Ausdruck in seinen smaragdgrünen Augen an. Sie tat einen Schritt auf ihn zu und sah flehend zu ihm hoch, um diese geheimnisvolle Barriere, die er zwischen ihnen errichtet hatte, zu durchdringen. »Ich weiß, du willst eigentlich nicht nach Dunoon, aber wenn es dir so viel bedeutet, dann gehe ich mit dir sofort – wohin du auch willst. Es spielt keine Rolle, wo wir heiraten …«
Mit einem Fluch fiel er ihr ins Wort, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie, das Gesicht gequält von widerstreitenden Emotionen verzerrt, die sie nicht einmal ansatzweise erfassen konnte. »Verdammt, Lizzie! Verstehst du denn nicht? Es wird keine Hochzeit geben.«
Sie zuckte zurück, als habe er sie geschlagen. Sengender, weißglühender Schmerz durchfuhr sie und schnitt ihr die Luft ab. Wenn er sich umgedreht und mit einer Muskete auf sie geschossen hätte, hätte sie nicht überraschter sein können.
Lizzies Herz wies die Worte zurück, obwohl ihre Augen sie ihr bestätigten. Ein einziger Blick auf ihn räumte jeden Zweifel aus. Trockene Tränen brannten ihr in den Augen, als sie ungläubig in das grimmige, gutaussehende Gesicht des Mannes blickte, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, und der es nun unter seinem Absatz zertreten wollte, als wäre es so unbedeutend wie ein Insekt.
Sie bettelte nicht, flehte nicht, brach nicht in Tränen aus – obwohl sie es wollte. Stattdessen straffte sie die Schultern und schluckte den dicken Kloß aus Schmerz hinunter, zu wütend, um sich von ihren Gefühlen beherrschen zu lassen. Sie war
nicht unbedeutend, und sie hatte eine bessere Behandlung als das verdient. »Dürfte ich den Grund für diese Entscheidung erfahren, oder hast du vor, mich einfach bei meinem Cousin am Tor abzusetzen und mich ohne Erklärung zurückzulassen?«
Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie vor Entsetzen einen Schritt zurückweichen.
»Mein Gott«, hauchte sie, während sie zu ihm hochstarrte, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Genau das hast du vor.« Die Kehle schnürte sich ihr so heiß und eng zu, dass sie die Worte kaum hervorbrachte. »Bedeute ich dir denn so wenig? Ich dachte, dass du …« Ihr Herz setzte aus und das Brennen in ihrer Brust schmerzte unerträglich. Etwas für mich empfindest – mich vielleicht sogar liebst.
Seine Augen durchbohrten sie mit brutaler Eindringlichkeit. Sie glaubte, einen Funken Bedauern darin aufflackern zu sehen, bevor ein stählerner Schleier ihn schnell verhüllte.
Sie hatte einmal
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