Der verbannte Highlander
zahlenmäßig weit überlegen waren. Unter normalen Umständen würde ihn das nicht beunruhigen, doch er musste auch an Lizzie denken. Er hatte erwartet, dass die Bedrohung von seinem Bruder ausgehen würde, nicht von dem Wachmann der Campbells. Patricks Verstand ging fieberhaft mögliche Erklärungen für Finlays plötzliches Auftauchen dicht auf ihren Fersen durch, doch keine von ihnen verhieß etwas Gutes. »Sag den Männern, sie sollen die Pferde bereit machen.«
»Dann versuchen wir, sie abzuhängen?«
Patrick schüttelte den Kopf. Wenn es nur um ihn und seine Männer ginge, wäre es etwas anderes. Aber Lizzie war bereits kurz davor, vom Pferd zu fallen. »Nay , aber ich wäre gerne näher an den Hügeln, bevor wir herausfinden, was sie von uns wollen.« Obwohl er eine relativ geschützte Gegend gewählt hatte, um Rast zu machen, befanden sie sich immer noch im Tal des Forth – und mehrere Meilen von den bewaldeten Hügeln und Tälern entfernt, die die Lowlands von den Highlands trennten.
Falls nötig, konnten sie in diesen Hügeln untertauchen.
Robbie nickte. »Was ist mit dem Mädchen?«, schnitt er die Frage an, über die Patrick nicht nachdenken wollte.
Was war mit Lizzie?
Obwohl er sie selbst nach Dunoon hatte bringen wollen, würden sie sich schon viel früher trennen müssen, wenn Finlay herausgefunden hatte, wer er war.
Er spürte einen Stich in der Brust. Vielleicht war es am besten so. »Sie wird bei ihren Clansmännern sicher genug sein.« Und wenn sein törichter Bruder in Versuchung geraten sollte, beinahe ein Dutzend Wachmänner der Campbells mit nur einer Handvoll abgerissener Gesetzloser anzugreifen, dann würde Patrick ihn in Schach halten.
Überraschenderweise hatte Lizzie keine Einwände, als ihre Erholungspause abgebrochen wurde und sie erneut mit harter
– wenn nicht halsbrecherischer – Geschwindigkeit über die Moore ritten. Doch ihre Augen verfolgten ihn, verletzt und voll stummer Vorwürfe. Vorwürfe, für die er sich nicht verteidigen konnte.
Trotz der Umstände wuchs Patricks Aufregung mit jeder Meile, die sie näher an die üppige Grenze aus Hügeln, Wäldern und versteckten Lochs brachte, die die Lowlands von den Highlands trennten. Das hier war MacGregor-Land. Sein Land.
Und er war viel zu lange fort gewesen.
Nach einer Stunde hartem Ritt erreichten sie den östlichsten Rand des Waldes unmittelbar südlich von Aberfoyle im mächtigen Schatten des Bergs Beinnmheadhonaidh. Endlich verlangsamten sie das Tempo. Es dauerte nicht lange, bis Finlay und die anderen Wachmänner der Campbells hinter ihnen in Sicht kamen.
Lizzie, die oft genug über die Schulter geblickt hatte, um ihm zu sagen, dass sie zumindest einen Teil von Robbies Bericht gehört hatte, sah sie und schloss zu ihm auf. »Warte. Das sind Campbells.«
Patrick nahm Augenkontakt mit Robbie und Hamish auf und gab ihnen stumm den Befehl, sich bereit zu machen.
Lizzie musterte ihn argwöhnisch, ebenso wie ein paar der Campbells, die sie begleiteten. »Warum laufen wir vor den Männern meines Cousins davon?«, fragte sie eindringlich.
»Wir laufen nicht«, entgegnete Patrick. Das war keine Antwort und das wusste sie, doch die Ankunft von Finlay und seinen Männern setzte weiteren Fragen ein Ende.
Wenn Patricks Verdacht sich bestätigte, dann würde ihre Frage bald genug beantwortet werden.
»Finlay«, fragte sie, während sie ihr Pferd wendete und auf ihn zuritt. »Was macht Ihr hier? Warum folgt Ihr uns?«
»Geht weg von ihm, Mylady«, sagte Finlay.
Patrick und seine Männer machten sich bereit. Ein Blick auf
den triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht des Wachmanns reichte, um zu wissen, dass sie enttarnt waren. Doch wenn Finlay glaubte, dass er gewonnen hatte, irrte er sich. Sie mochten zwar in der Unterzahl sein, aber sie waren MacGregors – und die Campbells befanden sich nun auf ihrem Gebiet. Wenn es zu einem Kampf kam, dann war seine einzige Sorge, sicherzugehen, dass Lizzie nichts zustieß.
»Weg von wem?«, fragte Lizzie deutlich verwirrt.
»Von mir«, antwortete Patrick ausdruckslos, wobei er den Wachmann keine Sekunde aus den Augen ließ.
Fragend wanderte Lizzies Blick zwischen den beiden hin und her. »Was hat das zu bedeuten, Finlay?«
»Aye «, stichelte Patrick mit hochgezogener Augenbraue, um den anderen Mann zu provozieren. »Was hat das zu bedeuten?«
Wut färbte Finlays ohnehin schon verschwitztes und gerötetes Gesicht puterrot. »Dieser Mann ist nicht, wer er behauptet zu
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