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Der verbannte Highlander

Der verbannte Highlander

Titel: Der verbannte Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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sagte die Wahrheit nicht alles.
     
    Robert Campbell . Glenorchys Sohn. Sein verdammter Cousin  – obwohl der Mord an seiner Mutter alle Familienbande mit den Campbells of Glenorchy für ihn zerrissen hatte. Patrick fühlte sich, als hätte man ihm einen Pfeil in den Rücken gejagt.
    Glenorchy war der Mann, der für den Tod seiner Eltern verantwortlich war, für die Vertreibung seines Clans von ihrem Land und für das Niederbrennen seines Heims. Dafür, dass er ein Geächteter geworden war. Und nun würde Glenorchys Sohn alles haben – Patricks Land, das Leben, das ihm verwehrt war, und Elizabeth Campbell. Die Ungerechtigkeit fraß an ihm, wie ein See aus Säure in seiner dunklen Seele.
    Erschieß ihn.
    Seine Muskeln begannen unter der Anstrengung, die Bogensehne so lange straff zu halten, zu zucken. Er hätte sofort auf ihn schießen sollen. Doch es hatte ihn überrascht, einen Hauch Menschlichkeit in dem Mann zu sehen, den er für einen unbarmherzigen Vollstrecker gehalten hatte. Er hatte sie ›Lizzie‹ genannt, um Himmels willen! Auch wenn Patrick
nicht geglaubt hatte, dass Jamie Campbell in seinem schwarzen Herzen dazu fähig war, war es offensichtlich, dass er seine Schwester liebte. Und ebenso offensichtlich liebte sie ihn. Vermutlich ließ das seine Hand mehr als alles andere zögern.
    Er biss die Zähne zusammen, während Schweiß ihm die Schläfen hinunterlief. Der Blutverlust hatte ihn mehr geschwächt, als ihm klar gewesen war.
    Der breite Rücken des Vollstreckers ragte vor ihm auf, ein leichtes Ziel. Niemand sonst war in der Nähe. Er könnte fliehen, bevor irgendjemandem klar wurde, was geschehen war. Nichts stand ihm im Weg …
    Schieß, verdammt!
    Patrick ließ den Bogen sinken.
    Hölle und Verdammnis!
    Er konnte es nicht. Ganz gleich, wie sehr er ihn auch hasste, er konnte einen Mann nicht in den Rücken schießen. Die Campbells mochten ihn vielleicht aus seinem Heim vertrieben, ihn zu einem Gesetzlosen gemacht und ihn mit Bluthunden gehetzt haben, doch Patrick hatte noch nicht all seine Ehre verloren. Gleichgültig, wie locker die Zügel der Zivilisiertheit geworden waren, er war noch kein kaltblütiger Mörder.
    Davon abgesehen, wenn er gezwungen war, zu fliehen, dann wäre niemand mehr da, um zu verhindern, dass Lizzie Robert Campbell heiratete, und Patricks Land wäre für immer in Glenorchys Händen. Das durfte er nicht zulassen.
    Selbstzweifel war nichts, was ihn normalerweise beschäftigte, doch er wurde das Gefühl nicht los, seinen Clan verraten zu haben, indem er Jamie Campbell nicht tötete.
    Was für einen Wert hatte die Ehre denn noch im Leben eines Geächteten?
    Er hoffte inständig, dass er es niemals bereuen würde. Denn das Blut jedes MacGregors, den der Vollstrecker von diesem Tag an tötete, würde an Patricks Händen kleben.

    Nach reiflicher Überlegung war Lizzie nicht gerade besonders erpicht darauf, dass ihr Bruder und Patrick sich begegneten. Sie befürchtete, dass ihr scharfsinniger – und auf ärgerliche Weise übertrieben beschützerischer – Bruder mehr sehen könnte, als ihr lieb war. Gott wusste, dass sie noch nie sehr gut darin gewesen war, ihre Gefühle zu verbergen, und es ließ sich nicht leugnen, dass Patrick Murray einen wahren Mahlstrom von ›Gefühlen‹ in ihr auslöste. Nur, welcher Art sie waren, wusste sie nicht. Doch sie wollte nicht, dass Jamie irgendwelche Schlüsse zog, bevor sie selbst das tat.
    Deshalb war sie nicht wenig erleichtert, als Patrick ausrichten ließ, dass er nicht gestört werden wollte. Aus Sorge, dass sein Zustand sich verschlimmert haben könnte, suchte sie die Heilerin auf, die sie darüber informierte, dass er, obwohl er sich heute Morgen gut genug gefühlt hatte, bis zum Nachmittag wieder wesentlich schwächer geworden war. Die ältere Frau hatte ihm einen Heiltrunk verabreicht, damit er die Nacht durchschlief, und rechnete fest damit, dass es ihm am Morgen besser gehen würde.
    Am nächsten Morgen fühlte Patrick sich allerdings immer noch nicht wohl genug, um zu erscheinen.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, dass er fast wieder gesund sei?«, fragte Jamie beiläufig, während er den Hering, den er zum Frühstück aß, mit einem großen Schluck cuirm , dem von den Highlandern bevorzugten starken Ale, hinunterspülte.
    Lizzie runzelte die Stirn. »Das dachte ich auch.« Sie steckte ein Stück mit Butter bestrichenes Brot in den Mund und kaute langsam. »Vor ein paar Tagen schien es ihm noch viel besser zu

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