Der verbannte Highlander
schmiegte die Wange an das kalte Stahl seines Brustpanzers. »Ich werde Patrick Murray und seinen Männern ewig dafür dankbar sein, dass sie mich davor bewahrt haben, es herauszufinden.«
»Ich auch, kleine Schwester. Ich auch.« Er umarmte sie noch einen Augenblick länger, dann drückte er sie fest und gab sie frei. »Patrick Murray …« Er schüttelte den Kopf. »Der Name ist gebräuchlich genug, aber er kommt mir nicht bekannt vor. Nach allem, was du mir von seinen Kampfkünsten erzählt hast, überrascht es mich, dass ich noch nicht von ihm gehört habe. Wie dem auch sei, ich möchte mich persönlich bei ihm bedanken.«
Als sie ihm das erste Mal von den Einzelheiten des Überfalls berichtet hatte, hatte sie Patricks Verwundung erwähnt und dass er sich im Gemach ihres Cousins erholte. »Und das sollst du auch. Vielleicht heute Abend, wenn er sich gut genug fühlt, um Besuch zu empfangen.« Sie lächelte zu ihrem Bruder hoch und konnte es immer noch nicht glauben, dass er wirklich da war. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihn vermisste, bis sie ihn durch die Burgtore reiten sah, als säße ihm der Teufel im Nacken. »Ich kann immer noch nicht
glauben, dass du so schnell gekommen bist. Ich hatte nicht einmal Zeit, Archie eine Nachricht zu schreiben, um meine Verspätung zu erklären.«
Jamie zuckte die Schultern. »Es kommt nicht oft vor, dass Colin und ich einer Meinung sind, aber als du nicht ankamst wie geplant, hatten wir beide dieselbe böse Vorahnung.«
Lizzie bedauerte, dass Colin und Jamie sich nicht näherstanden, aber Colin hielt sich auf Distanz. Sie wusste, dass er Jamie dessen Vertrautheit mit ihrem Cousin übelnahm – eine Vertrautheit, von der Colin empfand, dass sie als älterem Bruder und Chieftain ihm gebührte.
»Die MacGregors sind außer Kontrolle, und dennoch …« Jamie schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass Alasdair MacGregor so tollkühn sein würde. Sicher musste er doch wissen, dass er durch einen Angriff auf dich den ganzen Zorn von Clan Campbell auf sich ziehen würde.«
»Vielleicht kam es ihm so vor, als wäre es bereits so«, meinte Lizzie nüchtern. »Verzweifelte Männer sind nicht gerade bekannt für ihre Vorsicht. Außerdem sind sie, nach allem, was du von den MacGregors erzählst, eine wilde und unkontrollierbare Bande. Der Chief hatte damit vielleicht gar nichts zu tun.«
Jamie schenkte ihr ein schiefes Lächeln und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. »Stets so vernünftig, kleine Schwester. Du hast vermutlich recht. Dieser Überfall trägt nicht Alasdairs Handschrift. Aber wenn Glenstrae die Kontrolle über seine Männer verloren hat, dann ist es noch zwingender erforderlich, die Gesetzlosen ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«
Jamie nahm seine Aufgabe sehr ernst. Lizzie wusste, dass er zur Isle of Bute gereist war, um ihre Spur zu verfolgen. »Hattest du Glück auf Bute?«
Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über das Gesicht ihres Bruders – wenn sie ihn nicht besser kennen würde, hätte
sie es für Bedauern gehalten. »Nein. Es gab keine Spur von ihnen.«
Da war etwas in seiner Stimme. »Aber?«
»Aber ich bin mir so gut wie sicher, dass sie dort sind.«
Lizzie dachte einen Augenblick lang nach und rief sich in Erinnerung, was sie über die Lamonts wusste. »Wie fandest du die Tochter des Laird of Ascog? Ich habe gehört, dass sie sehr schön ist.«
Da war er wieder. Der Ausdruck des Bedauerns, aber diesmal gefärbt mit etwas anderem. Etwas, das sie noch nie auf dem Gesicht ihres Bruders gesehen hatte: eine Mischung aus Schmerz und Ärger. Ihr Blick wurde abschätzend. Konnte es sein, dass ihm endlich eine Frau unter die stählerne Haut ging?
»Schön? Aye , sie ist eine Schönheit. Aber auch scharfzüngig und verzogen.«
Um Lizzies Mundwinkel zuckte es. »Also wollte sie nichts von dir wissen?«
Jamie lachte glucksend. »Wie ich sehe, ist dein Witz so scharf wie eh und je, Schwesterherz. Aber nay , das ist nicht das Problem.«
»Was ist dann das Problem?«
»Wie es scheint, ist mir mein Ruf vorausgeeilt.«
»Und wenn sie diesen Ruf nicht als genau das sieht, was er ist – nämlich Unsinn –, dann hat sie dich nicht verdient.«
Jamie lächelte. »Ich fürchte, so einfach ist es nicht, Lizzie.«
Da sie an seinem Gesichtsausdruck erkennen konnte, dass sie nicht mehr aus ihm herausbringen würde, wechselte sie das Thema. »Wie lange wirst du bleiben?«
»Einen Tag oder zwei, nicht länger. Unser
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