Der verbannte Highlander
können. »Ganz offensichtlich nicht so gut wie du.«
Ihre Wangen röteten sich, obwohl sie nichts getan hatte, wofür sie sich schämen müsste. Doch eindeutig gefiel ihm nicht, wie bereitwillig sie zu Roberts Verteidigung eingesprungen war. »Alles, was ich meinte, war, dass Robert kein
Mann ist, der es einem anderen übelnimmt, wenn er gewinnt. Das ist dir doch sicher nun ebenfalls klar?«
Er zuckte die Schultern und brachte die Worte nur widerwillig hervor. »Es scheint so.«
Seine Erklärung klang plausibel, doch nicht völlig wahrheitsgetreu – nicht nachdem, was sie über ihn wusste. Patrick Murray war kein Mann, der vor einer Herausforderung zurückscheute. »Und das ist der einzige Grund?«
Er hielt ihren Blick fest. »Ich glaube nicht, dass ich dich auf den Standesunterschied zwischen uns hinweisen muss.«
Der Vorwurf in seinen Augen ließ sie zusammenzucken und sie wusste, dass sie etwas sagen sollte. Sie konnte es in seinem Blick lesen: Er glaubte, dass sie sich für Robert entscheiden würde.
Ihr Herz tat einen Satz und klopfte ihr dann bis zum Hals. Sie wollte etwas sagen, doch was konnte sie schon sagen, wenn es sehr gut möglich war, dass er recht hatte?
Es war nach Mittag, als sie wieder auf der Burg ankamen. Lizzie eilte hinein, um sich um das Mittagsmahl für die Gäste zu kümmern, und vermied dabei sorgsam Patricks Blick.
Er sah ihr nach, während Ärger und Frustration in ihm brodelten wie geschmolzene Lava, die jeden Augenblick ausbrechen konnte. Er wusste nicht, wem er die Schuld geben sollte: Lizzie für ihre Unentschlossenheit, oder sich selbst dafür, dass es ihm etwas ausmachte.
Er mochte sich zwar als der bessere Mann auf dem Schlachtfeld erwiesen haben, doch das war nicht genug, um ihre Meinung zu ändern. Alles, was er erreicht hatte, war, seinen eigenen Stolz zu wahren und sich zur Zielscheibe unerwünschter Aufmerksamkeit zu machen. Sein Können hatte die Campbells neugierig gemacht. Und Neugier konnte für einen Geächteten tödlich sein.
Gefahr drohte aus allen Richtungen: vom griesgrämigen
Wachmann Finlay über Auchinbreck bis zu Campbell und nun von Lizzie selbst. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kam.
Er musste verschwinden. Und zwar bald. Er würde das Leben seiner Männer nicht über Gebühr gefährden, nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Es war vermutlich zu früh, als dass Gregor von den Lomond Hills zurückgekehrt war, doch Patrick würde seinen allwöchentlichen samstäglichen Besuch heute Abend dennoch abstatten.
Doch zuerst musste er den Kopf freibekommen. Er war angespannt wie eine verdammte Bogensehne, bedrängt von widerstreitenden Gefühlen. Seinem Plan. Lizzie. Alles um ihn herum glitt ihm durch die Finger und er wusste nicht, was er verdammt nochmal dagegen tun sollte.
Nachdem er sich um sein Pferd gekümmert hatte, entschied er, dass ein kühler Sprung in den Loch helfen würde, zu lindern, was ihn quälte – in mehr als einer Hinsicht. Er verließ gerade die Stallungen auf seinem Weg zu den Unterkünften, um Seife und ein frisches Hemd zu holen, als der letzte Mann, den er sehen wollte, ihm in den Weg trat.
»Ich habe nach Euch gesucht«, sagte Robert Campbell.
»Nun, offensichtlich habt Ihr mich gefunden.« Der jähe Anflug von wütendem Sarkasmus war ein Reflex, aber auch unbegründet. Er seufzte und sagte dann ruhiger: »Was wollt Ihr?«
Campbell griff in die kleine Tasche seines Wamses und zog eine goldene Münze hervor. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie Euch früher zu geben.«
Patrick schüttelte den Kopf. »Behaltet sie.«
Der andere Mann nahm Anstoß an seiner Zurückweisung. »Aber Ihr habt sie Euch verdient. Ich bezahle immer meine Schulden.«
»Ich nehme kein Gold, das durch ein Wortspiel gewonnen wurde. Ich würde sagen, wir sind gleichauf.«
Campbell musterte ihn einen Augenblick lang. »Sind wir das?« Patrick brauchte nicht zu raten, was er damit meinte. »Ich denke nicht«, fuhr Campbell fort. »Was könnt Ihr ihr bieten?«
Patrick wollte das hier nicht hören. Drohend trat er einen Schritt auf den anderen Mann zu und knurrte mit leiser Stimme: »Das ist verdammt nochmal nicht Eure Angelegenheit.«
Campbell wich keinen Zollbreit zurück, sondern stellte sich angriffslustig seiner Herausforderung. Patrick musste seinen Mut bewundern – ganz gleich wie unüberlegt er auch war. Campbell wusste nicht, wozu Patrick in der Lage war, und in diesem Moment war er gerade gefährlich kurz
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