Der verbannte Highlander
Ich mache meine Pfeile ebenfalls selbst.«
Lizzie unterbrach sie keinen Augenblick zu früh. »Was willst du damit andeuten, Robert? Du kannst doch nicht glauben,
dass Patrick etwas mit diesen abscheulichen Männern zu tun hat.« Sie erschauderte. »Wenn Patrick und seine Krieger nicht gewesen wären, dann stünde ich jetzt nicht hier.«
Abscheuliche Männer. Er hatte kein Recht, ihr einen Vorwurf zu machen, nach allem, was sein Bruder getan hatte, doch der Abscheu in ihrer Stimme setzte ihm dennoch zu. Was würde sie tun, wenn sie die Wahrheit herausfand?
Würde sie ihn jemals als das akzeptieren können, was er war? Ein MacGregor. Ein Gesetzloser. Es war eine Frage, die er sich bisher noch nicht zu stellen gewagt hatte, zu unsicher war er, wie die Antwort lauten würde.
Campbell bedachte ihn mit einem weiteren langen Blick, bevor er sich wieder an Lizzie wandte, offensichtlich zufrieden mit Patricks Erklärung. »Verzeih mir«, sagte er. »Natürlich habe ich nicht vergessen, was wir Murray zu verdanken haben. Ich bin höchst dankbar für sein Können.« Ein schiefes Lächeln spielte um seinen Mund. »Selbst, wenn das bedeutet, dass ich einen Wettstreit verliere.«
Ganz wie es ihre Art war, reagierte Lizzie sofort auf seinen selbstironischen Charme und beeilte sich, seinen verletzten Stolz zu trösten. »Aber du hast dich ebenfalls sehr beeindruckend geschlagen. Noch nie habe ich so außergewöhnliche Schießkunst gesehen.«
Verdammt nochmal , dachte Patrick mit neu aufflackerndem Ärger, als er auf die Hand starrte, die sie dem anderen Mann instinktiv auf den Arm gelegt hatte. Selbst wenn er verlor, schaffte Campbell es noch, als Gewinner dazustehen.
Die Gruppe von Reitern, die sich auf dem Rückweg zur Burg befand, war in entschieden gedämpfterer Stimmung als noch vor wenigen Stunden, als sie aufgebrochen waren. Das dramatische Ende des Bogenschießwettbewerbs schien ihre Begeisterung erschöpft zu haben, und bei niemandem so sehr wie bei Lizzie. Sie konnte nicht glauben, was Patrick getan hatte.
Zwei Pfeile gleichzeitig abgeschossen, und beide mit außergewöhnlicher Präzision. Noch nie hatte sie etwas Derartiges gesehen.
Er war großartig. Ein Kämpfer, der das Herz jeder Frau höher schlagen ließ – und sie war ganz sicher nicht immun gegen ihn.
Vom Augenblick ihrer ersten Begegnung an war Patrick Murray ihr wie die Antwort auf ihre Träume erschienen. Ein romantischer dunkler Ritter, der Drachen tötend in ihr Leben galoppiert war. Sie wollte an Märchen glauben, doch ihre Vergangenheit hatte sie vorsichtig gemacht. Ein Teil von ihr konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass er sie wollte. Wirklich sie wollte.
Doch sie wusste, dass die Zeit, die Aufmerksamkeiten von zwei Männern zu genießen, sich dem Ende neigte. Sie musste eine Entscheidung treffen, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten. Das nächste Mal würde eine Konfrontation zwischen ihnen möglicherweise nicht so gesittet ablaufen.
Einen Wettkampf über die Gunst einer Lady entscheiden zu lassen, mochte zwar eine romantische Geschichte abgeben, doch sie hatte nicht die Absicht, sich ihre Zukunft von den Launen männlichen Stolzes bestimmen zu lassen. Allerdings war es ebenso unklar, wie sie sich entscheiden würde.
Sie verspürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Da gab es noch etwas, das sie bisher vermieden hatte, doch sie schuldete ihrem zukünftigen Ehemann die Wahrheit. Würden beide Männer sie immer noch wollen, wenn sie erfuhren, dass sie keine Jungfrau mehr war?
Sie seufzte schwer, denn obwohl sie sich nicht auf diese Unterhaltung freute, wusste sie, dass sie notwendig war.
Nachdem sie ihrer Pflicht als Gastgeberin genüge getan und sich mit jedem ihrer Gäste unterhalten hatte, zügelte sie ihr Reittier ein wenig, um zu Patrick und seinen Wachmännern zurückzufallen, die das Schlusslicht bildeten.
Obwohl sie ihn oftmals aus den Augen verlor, wusste sie, dass das Gegenteil nicht der Fall war. Seines brütenden Schweigens ungeachtet nahm er die Aufgabe ihres Beschützers ernst. Das Gefühl seiner Blicke auf ihr folgte ihr auf Schritt und Tritt.
Wenn sie doch nur wüsste, was er dachte. Unglücklicherweise war es ebenso leicht, Granit zu durchdringen, wie zu versuchen, seine Gefühle zu entschlüsseln.
Sie ritt an seine Seite. Robbie, der an seiner anderen Seite ritt, begrüßte sie mit einem Lächeln, dann ließ er sich schnell zurückfallen, um mit ein paar der anderen Männer zu reden, und ließ sie
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