Der verbannte Highlander
davor, es ihm zu zeigen.
»Ich mache es zu meiner Angelegenheit«, entgegnete Campbell kühn. »Ihr greift zu hoch. Elizabeth Campbell ist die Cousine eines der mächtigsten Männer Schottlands. Was könnt Ihr ihr denn schon bieten?«
Patrick sah dem anderen Mann fest in die Augen. »Ich kann sie glücklich machen.«
»Seid Ihr Euch da so sicher? Seht Euch doch um. Ihr würdet sie von dieser Burg fortbringen, um wo zu leben? In irgendeiner kleinen bothan ?«
Patrick starrte ihn mit steinerner Miene an. Wenn er wüsste … Eine Hütte wäre ein Palast im Vergleich zu manchen der Orte, an denen er gelebt hatte.
»Elizabeth hat ihr ganzes Leben in Reichtum und Luxus verbracht. Sie wurde zur Burgherrin geboren. Ihr seid ein Wachmann. Ist Euch klar, was Ihr ihr damit antun würdet, wenn Ihr sie heiratet? Ihr würdet sie von allem, was sie jemals kannte, fortreißen. Fort von diesem Leben. Fort von ihrer Familie. Herrgott, Mann, habt ihr sie Euch einmal angesehen? Sie ist eine zarte Rose, kein robustes Heidekraut der Highlands.« Er deutete auf eine alte Dienerin, die am Brunnen schwere Eimer füllte. »Wollt Ihr, dass sie so aussieht?«
Patrick starrte die Frau an und fühlte, wie sich ihm der Magen zusammenkrampfte. Sie war gar nicht alt, erkannte er – vermutlich im selben Alter wie Lizzie –, und dennoch sah sie zehn Jahre älter aus. Ihr Teint war nicht sahnig elfenbeinfarben, sondern fleckig und ledern, gegerbt von Wind und Sonne. Grobknochig und mit breiten Hüften hatte die Frau wenig Mühe, die schweren Eimer über den Schultern zu tragen. Wie würde Lizzie solch eine grundlegende Aufgabe bewältigen können? Sie war so winzig. So zerbrechlich. Ihre Hände so zart. Ihre Haut so rein und makellos. Sie hatte noch nie in ihrem Leben niedere Arbeit leisten müssen.
Er schluckte die Welle von Bitterkeit hinunter, die ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte ihr nichts zu bieten. Er war ein Geächteter. Ein Mann ohne Heim. Ohne Land. Ohne eine verdammte Zukunft.
Selbst wenn sie ihm seinen Betrug vergeben könnte und akzeptierte, dass er ein MacGregor war, dann würde das Leben an seiner Seite nicht einfach werden. Wenn sie auch nur einen Bruchteil der Qualen und Härten durchmachte, die er und seine Clansleute jahrelang erduldet hatten, dann wäre es noch zu viel.
Neue Kleidung und Essen im Bauch änderten nichts an der Tatsache, dass er immer noch ein gejagter Mann war, wenn er Castle Campbell verließ. Ihre Familie würde sie beschützen, doch er machte sich nichts vor, dass sie von den Kräften, die danach strebten, seinen Clan zu zerstören, völlig verschont bleiben würde.
Sie würde leiden.
Lizzie war auf das Leben, das er ihr bieten würde, völlig unvorbereitet. Wie konnte sie überleben? Zu viele ihrer Frauen waren im letzten Winter gestorben – durch Hunger und eine ungewöhnlich strenge Kälte. Frauen, die viel besser darauf vorbereitet waren als Lizzie.
Das würde er niemals zulassen. Er würde für sie sorgen. Sie
beschützen. Wie ein Mann, der nach dem letzten Strohhalm greift, um ein sinkendes Schiff zu retten, begegnete er dem Blick des anderen Mannes. »Ich werde gut für sie sorgen.«
Campbell musterte ihn mit einer Eindringlichkeit, die alle seine Instinkte Alarm schlagen ließ. »Was ist es, das Ihr wirklich wollt? Ihr seht nicht aus wie ein Mann, der zu zarten Gefühlen neigt. Liebt Ihr sie?«
Patrick versteifte sich. Das ging ihn verdammt nochmal nichts an. Er empfand etwas für sie. So viel es einem Mann wie ihm möglich war, etwas für jemanden zu empfinden. Liebe jedoch … die war schon vor langer Zeit in ihm gestorben. Was mit dem Tod seiner Eltern begonnen hatte, war durch die langen Jahre, in denen er nichts als Hass, Tod und Leid gesehen hatte, vollends zerstört worden. Patrick biss die Zähne zusammen, so dass die Ader an seinem Hals zu zucken begann. »Liebt Ihr sie denn?«
Robert Campbell hatte zu viel gesehen. »Ich kann es.«
Nicht auf die Heftigkeit des Schlags vorbereitet zuckte Patrick zusammen. Lizzie verdiente jemanden, der sie lieben konnte. Keinen Mann, dessen Narben zu tief waren, um je zu heilen.
Er sah Campbell in die Augen, sah den ernsten, aufrichtigen Ausdruck darin und sah, was er zu vermeiden versucht hatte. Robert Campbell war ein guter Mann – der bessere Mann für Lizzie. Er konnte ihr alles geben, was Patrick nicht konnte. Ein sicheres Zuhause, einen liebenden Ehemann – das brennende Messer bohrte sich erbarmungslos in seine Brust –, ein
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