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Der verborgene Charme der Schildkröte

Titel: Der verborgene Charme der Schildkröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stuart
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Gras, zupfte an einem Grashalm herum und erinnerte sich daran, wie er seinem Sohn von der Auflösung der ersten Menagerie erzählt hatte.
    »Im Jahre 1822 war die Sammlung auf einen Elefanten, ein, zwei Vögel und einen Bären zusammengeschrumpft, hatte Balthazar Jones dem Jungen erzählt, als sie in den Liegestühlen auf dem Dach des Salt Towers gesessen hatten. In jenem Jahr wurde Alfred Cops, ein studierter Zoologe, zum Wärter ernannt. Er war der Erste, der Tiere für die Menagerie ankaufte und sich nicht allein mit Geschenken für den König und Mitbringseln der britischen Seefahrer begnügte. Da er selbst Sammler war, stellte er neben den königlichen Tieren auch seine eigenen zur Schau. Sechs Jahre später besaß die Menagerie bereits über sechzig Arten und fast dreihundert Tiere, darunter Kängurus, Mungos und Steppenpaviane. Außerdem war die Menagerie stolze Besitzerin von einem Fünf-Finger-Faultier, einem Pärchen schwarzer Schwäne aus Tasmanien, einer Kängururatte aus der Botany Bay, einer Boa constrictor aus Ceylon, einem Krokodil vom Nil und einem Malaysischen Bär aus Bengkulu, den Sir Thomas Stamford Raffles übersandt hatte. Die Besucher mussten nicht extra zahlen, wenn sie der Drei-Uhr-Fütterung beiwohnen wollten, Löwenjunge durften frei in der Menge herumlaufen, und stets stand eine lange Schlange vor dem Gehege des Leopardenweibchens, das wild auf Schirme, Muffs und Hüte war.«
    »Warum hat man die Menagerie denn geschlossen, wenn jeder hinwollte?«, fragte Milo.
    »Leider hat ihre Beliebtheit sie nicht retten können«, erklärte der Beefeater und legte seine Füße auf einen der Pflanzkübel seiner Frau.
    »Nach dem Tod Georgs IV. im Jahre 1830 begann der Herzog von Wellington, Vollstrecker seines Willens und Konstabler des Towers, einen Plan umzusetzen, wonach die einhundertfünfzig königlichen Tiere in die Gärten der Londoner Zoologischen Gesellschaft im Regent’s Park umverlegt werden sollten, an den Ort also, der später als der Londoner Zoo bekannt wurde. Der neue König, Wilhelm IV., der wenig Interesse an der Menagerie hatte, erteilte 1831 seine Zustimmung, und der Umzug ging vonstatten.«
    »Wie sind die Tiere denn dorthin gelangt?«, fragte Milo und fütterte Mrs. Cook mit einer Fuchsie.
    »Die Tiere haben den langen Weg durch London zu Fuß zurückgelegt«, erzählte Balthazar Jones seinem Sohn. »Angetrieben wurden sie von den Beefeatern, die auch die Körbe mit den kleinen Vögeln und den Fasanen trugen. Ganz vorne hatte man die Elefanten platziert, um Unfälle zu vermeiden, aber ausgerechnet das Fünf-Finger-Faultier erwachte plötzlich aus seiner lebenslangen Trägheit und schoss voran, um gleich zum ersten Opfer zu werden. Die Kängurus, denen man Mehlsäcke in den Beutel gesteckt hatte, um sie zu bremsen, kamen trotzdem weit vor allen anderen an. Kurz nach ihnen trafen die Strauße ein, von denen einer ein Zebra trat. Ein Tumult brach aus, den die Beefeater nur unter größten Mühen unter Kontrolle halten konnten. Als die Schlangen eintrafen, waren viele von ihnen wundgescheuert, so dass sie sich in den nächsten drei Monaten unentwegt häuteten. Als Letztes – zwei Tage nach den Störchen – kamen die beiden schwarzen Schwäne aus Tasmanien, die streng nach Ale rochen. Mit ihren Lederstiefelchen, die auf dem Mammutmarsch ihre Füße schützen sollten, hatten sie das Entzücken etlicher Trinker erregt und waren in zig Schenken eingeladen worden. Keine einzige der Einladungen hatten sie abgelehnt, und so benannten sich zu Ehren der Kreatur viele Lokale im ganzen Land bald in Black Swan um.«
    »Und was ist aus dem Wärter geworden?«, fragte Milo.
    »Alfred Cops verkaufte auch ein paar seiner eigenen Tiere an die Zoologische Gesellschaft«, antwortete Balthazar Jones, »zeigte den Rest aber weiterhin im Tower. Der Eintritt wurde von einem Schilling auf Sixpence gesenkt, um weiterhin die Massen anzuziehen. Nachdem ein Wolf geflohen war und ein Affe einen Soldaten ins Bein gebissen hatte, schloss der Wärter 1835 auf Wunsch des Königs die Attraktion. Die Reste seiner Sammlung wurden einem amerikanischen Gentleman überlassen und in die USA expediert. Sechshundert Jahre wilde Tiere im Tower von London waren endgültig vorbei.«
    Milo nahm die Schildkröte. »War er ein guter Tierwärter, Daddy?«, fragte er.
    »Ja, mein Sohn, ein sehr guter. Er hat die Tiere sehr geliebt. Kaum eines ist gestorben. Nur der Sekretärvogel hat seinen langen Hals ins Hyänengehege gesteckt,

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