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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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der Kleinen los ist, und der junge Arzt aus dem Dorf kommt fast jeden Tag.«
    Eliza schaute immer noch zu dem Fenster hinüber. Langsam hob sie die Hand, die Finger gespreizt wie die Seesterne am Strand. Dann winkte sie und sah zu, wie das Gesicht am Fenster im Dunkeln verschwand. Ein Lächeln huschte über Elizas Gesicht. »Rose«, sagte sie und genoss den süßen Geschmack des Worts. Wie der Name einer Prinzessin in einem Märchen.

24 Cliff Cottage Cornwall, 2005
    Der Wind zauste Cassandras Haare und ließ ihren Pferdeschwanz flattern. Sie zog ihre Strickjacke enger um die Schultern, blieb einen Moment stehen, um zu verschnaufen, und schaute die schmale Küstenstraße zurück, die ins Dorf hinunterführte. Kleine, weiße Häuser klebten in der felsigen Bucht wie Läuse an einem Zweig, und rote und blaue Fischerboote sprenkelten
das Hafenbecken, schaukelten auf den Wellen, während Möwen über ihnen kreisten. Selbst bis hier oben trug der Wind das von der Meeresoberfläche abgeleckte Salz.
    Die Straße war so schmal und führte so dicht am Rand der Klippe entlang, dass Cassandra sich wunderte, wie die Leute den Mut aufbrachten, hier mit dem Auto entlangzufahren. Zu beiden Seiten wuchs hohes, bleiches Seegras, das im Wind zitterte. Je höher sie stieg, desto feuchter wurde die Luft.
    Cassandra warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie hatte die Zeit unterschätzt, die sie für den Fußweg hier herauf brauchen würde, ganz abgesehen von der Anstrengung, die ihr die Beine schon nach der halben Strecke bleischwer machte. Das lag am Jetlag und am guten alten Schlafmangel.
    Sie hatte in der Nacht zuvor ausgesprochen schlecht geschlafen. Das Zimmer war in Ordnung und das Bett einigermaßen bequem, aber sie war von seltsamen Träumen geplagt worden, Träume von der Sorte, die ihr nach dem Aufwachen noch nachgehangen hatten, ohne dass sie in der Lage gewesen wäre, sich an ihren Inhalt zu erinnern. Was blieb, war nur ein dumpfes Unbehagen.
    Irgendwann im Lauf der Nacht war sie von einem Geräusch geweckt worden. Sie war sich ziemlich sicher, dass jemand sich mit einem Schlüssel an ihrer Tür zu schaffen gemacht hatte, aber als sie es am Morgen an der Rezeption meldete, sah die junge Frau hinter dem Tresen sie nur mit einem seltsamen Ausdruck an und erinnerte sie dann ziemlich unterkühlt daran, dass das Hotel Codekarten benutze und keine Metallschlüssel. Wahrscheinlich habe sie bloß den Wind gehört, der durch die alten Messingbeschläge pfiff.
    Cassandra setzte ihren Weg den Hügel hinauf fort. Weit konnte es nicht mehr sein, die Frau in dem Lebensmittelladen im Dorf hatte gesagt, es sei ein Fußweg von zwanzig Minuten, und sie war jetzt schon seit gut einer halben Stunde unterwegs.

    Als sie um eine Biegung kam, sah sie ein rotes Auto, das am Straßenrand geparkt war. Ein Mann und eine Frau standen daneben und schauten sie erwartungsvoll an: er groß und dünn, sie klein und pummelig. Einen Augenblick dachte Cassandra, sie seien vielleicht ausgestiegen, um die Aussicht zu genießen, doch als sie beide eine Hand zum Gruß hoben, wusste sie, wer die beiden waren.
    »Hallo!«, rief der Mann und kam auf sie zu. Er war mittleren Alters, auch wenn sein schlohweißes Haar und sein grauer Bart ihn auf den ersten Blick älter wirken ließen. »Sie müssen Cassandra sein. Ich bin Henry Jameson, und das«, er zeigte auf seine Frau, die ein strahlendes Lächeln aufgesetzt hatte, »ist meine Frau Robyn.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Robyn eifrig. Ihr grau meliertes Haar war zu einem adretten Bubikopf geschnitten, der Wangen so rot und rund wie Äpfel umschmeichelte.
    Cassandra lächelte. »Danke, dass Sie an einem Samstag Zeit für mich haben.«
    »Aber ich bitte Sie«, Henry fuhr sich mit einer Hand über den Kopf, um sein feines, vom Wind zerzaustes Haar zu glätten, »das ist doch selbstverständlich. Ich hoffe nur, es stört Sie nicht, dass ich meine Frau mitgebracht habe …«
    »Natürlich stört sie das nicht, was sollte sie denn dagegen haben?«, sagte Robyn. »Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?«
    Cassandra schüttelte den Kopf.
    »Siehst du, hab ich’s dir nicht gesagt? Es stört sie kein bisschen.« Robyn packte Cassandras Handgelenk. »Er hätte mich gar nicht daran hindern können, ihn zu begleiten. Und wenn er es versucht hätte, wäre ihm die Scheidung sicher gewesen.«
    »Meine Frau ist die Vorsitzende des örtlichen Heimatkundevereins«, erklärte Henry mit einem entschuldigenden Lächeln.
    »Ich habe

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