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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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ein paar kleine Informationsbroschüren über die Gegend herausgebracht. Hauptsächlich über ortsansässige Familien,
über wichtige Wahrzeichen und Herrenhäuser. In meinem neuesten Heft geht es um die Schmuggelei, und jetzt gerade sind wir dabei, eine Webseite einzurichten, damit wir die Artikel ins Netz stellen können und …«
    »Sie hat sich geschworen, in jedem historisch bedeutenden Haus im ganzen Land einmal Tee zu trinken.«
    »Ich lebe seit meiner Geburt hier im Dorf, aber in dieses alte Haus habe ich noch nie einen Fuß gesetzt.« Robyn lächelte, und ihre Wangen glänzten. »Ich gebe zu, ich sterbe vor Neugier.«
    »Darauf wären wir nie gekommen, meine Liebe«, sagte Henry müde und zeigte den Hügel hinauf. »Jetzt müssen wir zu Fuß weitergehen, die Straße hört hier auf.«
    Robyn, die vorausging, schritt entschlossen über den schmalen Pfad. Nachdem sie ein Stück des Anstiegs bewältigt hatten, fielen Cassandra die Vögel auf. Massenhaft kleine, braune Schwalben, die zwitschernd in den Bäumen hin und her hüpften. Seltsamerweise fühlte sie sich plötzlich beobachtet, als drängelten die Vögel sich in den Bäumen, um die menschlichen Eindringlinge im Auge zu behalten. Ein leichter Schauer überlief sie, doch dann schalt sie sich innerlich, weil sie sich so kindisch benahm und selbst in der Natur etwas Geheimnisvolles witterte.
    »Mein Vater hat für Ihre Großmutter den Hauskauf abgewickelt«, sagte Henry, der sich hatte zurückfallen lassen, um neben Cassandra herzugehen. »Das war 1975. Ich hatte gerade erst angefangen, in dem Immobilienbüro zu arbeiten, trotzdem erinnere ich mich noch gut daran.«
    »Jeder erinnert sich daran«, bemerkte Robyn. »Es war der letzte Teil des alten Landguts, der verkauft wurde. Es gab Leute im Dorf, die geschworen hatten, dass das Cottage sich nie verkaufen würde.«
    Cassandra schaute aufs Meer hinaus. »Und warum? Von dem Haus aus muss man doch eine fantastische Aussicht haben …«
    Henry schaute Robyn an, die atemlos stehen geblieben war,
eine Hand auf der Brust. »Das stimmt allerdings«, sagte er. »Aber …«
    »Im Ort sind böse Geschichten umgegangen«, sagte Robyn keuchend. »Gerüchte über die Vergangenheit und so …«
    »Was denn für Gerüchte?«
    »Ach, alles dummes Geschwätz«, sagte Henry bestimmt. »Lauter Unsinn, wie man ihn sich in jedem englischen Dorf erzählt.«
    »Es heißt, dass es in dem Haus spukt«, raunte Robyn bedeutungsvoll.
    Henry lachte. »Zeig mir ein Haus in Cornwall, in dem es nicht spukt.«
    Robyn verdrehte ihre blassblauen Augen. »Mein Mann ist ein unverbesserlicher Pragmatiker.«
    »Und meine Frau ist eine Romantikerin«, sagte Henry. »Das Haus auf der Klippe besteht aus Stein und Mörtel wie jedes andere Haus in Tregenna. Es ist ebenso wenig verwunschen wie ich.«
    »Und du willst tatsächlich aus Cornwall stammen?« Robyn schob sich eine Strähne hinters Ohr und blinzelte in Cassandras Richtung. »Glauben Sie an Gespenster, Cassandra?«
    »Eigentlich nicht.« Cassandra musste an das seltsame Gefühl denken, das die Vögel bei ihr verursacht hatten. »Jedenfalls nicht an solche, die mit einer Kugel am Arm in Schlössern rumspuken.«
    »Sehr vernünftig«, sagte Henry. »In den vergangenen dreißig Jahren hat niemand das Haus betreten, außer vielleicht ein paar Jungs aus dem Dorf, die sich ein bisschen gruseln wollten.« Er zog ein Taschentuch mit aufgesticktem Monogramm aus der Hosentasche, faltete es einmal und betupfte sich die Stirn. »Komm, Robyn, wir brauchen noch den ganzen Tag, wenn wir nicht weitergehen, und die Sonne ist ganz schön heiß. Diese Woche ist der Sommer noch mal zurückgekommen.«
    Der Anstieg und der immer schmaler werdende Weg machten eine Unterhaltung schwierig, und so gingen sie die letzten hundert
Meter schweigend hintereinander her. Zarte, bleiche Grashalme wiegten sich im Wind.
    Endlich, nachdem sie sich durch dichtes Gestrüpp gearbeitet hatten, erreichten sie eine steinerne Mauer. Sie war mindestens zwei Meter hoch und wirkte irgendwie fehl am Platz, nachdem sie so weit gegangen waren, ohne auch nur irgendetwas von Menschenhand Geschaffenes zu Gesicht zu bekommen. Ein schmiedeeiserner Bogen umrahmte das Eingangstor, dünne Ranken hatten sich durch die Zwischenräume geschlängelt und waren mit der Zeit verholzt. Ein Schild, das früher einmal an dem Tor festgeschraubt gewesen war, hing jetzt nur noch an einer Ecke fest. Hellgrüne und braune Flechten bedeckten das Schild wie Schorf und

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