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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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beglotzen würde, dann nickte sie.

    Wieder waren auf dem Korridor Schritte zu hören, sodass Rose kurz aufatmen konnte. Es war wirklich äußerst anstrengend, mit dieser seltsamen, stummen Cousine ins Gespräch zu kommen.
    »Verzeihen Sie die Störung, Mylady«, ertönte Mrs Hopkins’ Stimme von der Tür her, »aber Doktor Matthews ist unten im Wintergarten. Er sagt, er hat die neue Tinktur mitgebracht, um die Sie ihn gebeten hatten.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sie einfach abgeben, Mrs Hopkins. Ich bin im Augenblick anderweitig beschäftigt.«
    »Selbstverständlich, Mylady, das habe ich ihm bereits nahegelegt, aber Doktor Matthews besteht darauf, sie Ihnen persönlich zu übergeben.«
    Mamas Lider flatterten kaum merklich, und nur jemand, zu dessen Lebensaufgabe es gehörte, ihr Verhalten zu beobachten, konnte es überhaupt wahrnehmen. »Danke, Mrs Hopkins«, sagte sie grimmig. »Richten Sie Doktor Matthews aus, dass ich sofort nach unten komme.«
    Während Mrs Hopkins’ Schritte sich entfernten, wandte Mama sich der Cousine zu und befahl ihr: »Du wirst still auf dem Teppich sitzen und dir Roses Unterweisungen aufmerksam anhören. Beweg dich nicht, sag kein Wort und rühr nichts an.«
    »Aber Mama …« Rose hatte nicht damit gerechnet, so bald alleingelassen zu werden.
    »Vielleicht könntest du deine Erziehung damit beginnen, dass du deiner Cousine etwas dazu sagst, wie man sich anständig kleidet.«
    »Ja, Mama.«
    Dann war das bauschige blaue Kleid verschwunden, die Tür wurde geschlossen, und das Feuer hörte auf zu knistern. Rose schaute ihre Cousine an. Jetzt waren sie allein, und sie konnte ihr Werk in Angriff nehmen.

    »Leg das wieder hin. Sofort.« Es lief ganz und gar nicht so, wie Rose sich das vorgestellt hatte. Das Mädchen hörte einfach nicht auf sie und gehorchte nicht einmal, wenn Rose ihr mit Mamas Zorn drohte. Seit mindestens fünf Minuten schlenderte Eliza nun schon durch das Zimmer, nahm etwas in die Hand, betrachtete es, legte es wieder zurück. Wahrscheinlich hinterließ sie überall klebrige Fingerabdrücke. Jetzt gerade schüttelte sie das Kaleidos kop, das irgendeine Großtante Rose im vergangenen Jahr zum Geburtstag geschickt hatte. »Das ist wertvoll«, sagte Rose gereizt. »Ich bestehe darauf, dass du das wieder hinlegst. Du weißt ja nicht einmal, wie man damit umgeht.«
    Zu spät erkannte Rose, dass sie das Falsche gesagt hatte. Jetzt kam die Cousine auf sie zu und hielt ihr das Kaleidoskop hin. Sie kam ihr so nah, dass Rose den Dreck unter ihren Fingernägeln sehen konnte, den gefürchteten Dreck, vor dem Mama sie gewarnt hatte, weil er sie krank machen würde.
    Vor lauter Angst wurde Rose ganz flau. Sie drückte sich tiefer in ihren Sessel. »Nein«, krächzte sie. »Schsch! Geh weg!«
    Eliza blieb neben dem Sessel stehen und schien drauf und dran, sich auf die Lehne zu setzen.
    »Geh weg, hab ich gesagt!« Rose versuchte, Eliza mit ihrer blassen, schwachen Hand zu verscheuchen. Verstand dieses Wesen etwa kein Englisch? »Du darfst dich nicht neben mich setzen!«
    »Warum denn nicht?«
    Es konnte also sprechen. »Du warst draußen. Du bist nicht sauber. Ich könnte mir etwas einfangen.« Rose sank gegen ihr Kissen. »Mir ist ganz schwindlig, und das ist alles deine Schuld.«
    »Es ist nicht meine Schuld«, entgegnete Eliza trocken ohne die geringste Spur der angemessenen Unterwürfigkeit. »Mir ist auch schwindlig. Das liegt daran, dass es hier drin so heiß ist wie in einem Backofen.«
    Ihr war auch schwindlig? Rose war sprachlos. Schwindel war ihre spezielle Waffe, die sie geschickt einzusetzen wusste. Und was
tat die Cousine jetzt? Sie ging auf das Fenster zu. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen sah Rose ihr zu. Sie würde doch nicht versuchen …
    »Ich mache mal das Fenster auf.« Eliza rüttelte am Griff. »Dann kommt ein bisschen frische Luft rein.«
    »Nein«, japste Rose. »Nein!«
    »Du wirst dich viel besser fühlen.«
    »Aber es ist Winter. Draußen ist es grau und düster. Am Ende erkälte ich mich noch.«
    Eliza zuckte die Achseln. »Vielleicht auch nicht.«
    Rose war so schockiert über die Frechheit dieses Mädchens, dass die Empörung größer war als die Angst. Sie ahmte Mamas Ton nach: »Ich verlange, dass du das sein lässt.«
    Elisa zog die Nase kraus und schien über den Befehl nachzudenken. Mit angehaltenem Atem sah Rose, wie Eliza den Fenstergriff losließ. Wieder zuckte sie die Achseln, aber diesmal wirkte es nicht ganz so unverschämt. Als sie in

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