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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Adern, das Blut seiner adeligen Familie. Wie er dieses Kind so ganz und gar ablehnen konnte, war ihr unbegreiflich.
    »Doktor Matthews war heute wieder da«, sagte sie. »Sie hat schon wieder einen Infekt.«
    Linus hob den Kopf, den Blick auf vertraute Weise von Desinteresse verschleiert. Aß noch ein Stück Brot.
    »Nichts Besorgniserregendes, Gott sei Dank«, sagte Adeline, ermutigt, dass er überhaupt reagiert hatte.

    Linus schluckte das Brot herunter. »Morgen fahre ich nach Frankreich. Vor Notre Dame gibt es ein Tor …« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Weiter ging sein Bedürfnis nicht, Adeline über seine Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten.
    Adelines linke Braue zuckte, doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. »Interessant«, antwortete sie und verzog ihren Mund zu einem schmallippigen Lächeln. »Ich freue mich schon auf die Fotos, wenn du aus Paris zurückkehrst.«

27 Tregenna Cornwall, 1975
    Das war er, der schwarze Felsen aus der Geschichte von William Martin. Vom Klippenrand aus betrachtete Nell die weißen Schaumkronen, die um den Felsen brandeten, bevor die Wellen in die Höhle strömten und wieder zurück ins Meer gesaugt wurden. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich die Bucht als Schauplatz tosender Stürme, sinkender Schiffe und nächtlicher Schmuggelaktionen vorzustellen.
    Entlang der Klippe stand eine Reihe von Bäumen gerade wie Soldaten und versperrte Nell den Blick auf das Herrenhaus von Blackhurst, das Haus, in dem ihre Mutter gelebt hatte.
    Nell schob die Hände tiefer in die Manteltaschen. Der Wind blies heftig hier oben, und sie brauchte ihre ganze Kraft, um das Gleichgewicht halten zu können. Ihr Hals fühlte sich rau an, und ihre Wangen waren abwechselnd heiß von den Kratzern im Gesicht und kalt vom Wind. Sie drehte sich um und folgte dem Pfad aus niedergetretenem Gras, der von der Klippe wegführte. Die Straße führte nicht bis hier oben, und der Weg war schmal. Nell konnte nur langsam gehen, denn ihr Knie war geschwollen und mit blauen Flecken übersät nach ihrem ziemlich improvisierten
Eindringen in das Blackhurst-Anwesen am Tag zuvor. Eigentlich hatte sie vorgehabt, einen Brief in den Kasten zu werfen, einen Brief, in dem sie sich als Antiquitätenhändlerin aus Australien vorstellte und darum bat, das Haus zu einem Termin, der den Eigentümern genehm sei, besichtigen zu dürfen. Aber als sie vor dem hohen schmiedeeisernen Tor gestanden hatte, war etwas in sie gefahren, ein drängender Wunsch, der beinahe ebenso stark war wie die Notwendigkeit zu atmen. Das Nächste, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie, ohne einen Gedanken an ihre Würde zu verschwenden, am Tor hochgeklettert war und unbeholfen versuchte, mit den Füßen in den geschwungenen Verzierungen Halt zu finden.
    Ein lächerliches Verhalten selbst für eine halb so alte Frau wie sie es war, aber es ließ sich nicht mehr ändern. So nah an ihrem Elternhaus zu stehen, ihrem Geburtsort, und nicht einmal einen Blick hineinwerfen zu können, das war ein unerträglicher Gedanke gewesen. Bedauernswert nur, dass ihre körperliche Verfassung nicht mit ihrer Entschlusskraft mithalten konnte. Sie war gleichermaßen verlegen und froh gewesen, als Julia Bennett sie zufällig bei ihrem Einstiegsversuch erwischt hatte. Gott sei Dank hatte die neue Eigentümerin von Blackhurst Nells Erklärung akzeptiert und sie eingeladen, sich umzusehen.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen, das Haus zu betreten. Eigenartig, aber nicht auf die Weise, wie sie es erwartet hatte. Vor Aufregung hatte es Nell die Sprache verschlagen. Sie hatte die Eingangshalle durchquert, war die Treppe hochgestiegen, hatte in die Zimmer gesehen, sich immer wieder gesagt: Deine Mutter hat hier gesessen, ist hier herumgelaufen und hat hier geliebt , und dabei die ganze Zeit darauf gewartet, von einem überwältigenden Gefühl ergriffen zu werden. Hatte damit gerechnet, dass die Wände all ihr Wissen über sie ergießen und ihr die tiefe Gewissheit geben würden, endlich zu Hause angekommen zu sein. Aber nichts dergleichen war geschehen. Eine törichte Erwartung,
die eigentlich überhaupt nicht zu Nell passte. Dennoch war es genau so gewesen. Selbst die pragmatischste Person konnte irgendwann einmal ihren eigenen Sehnsüchten zum Opfer fallen. Aber zumindest konnte sie jetzt die Erinnerungen, deren Bruchstücke sie zusammenzusetzen versuchte, auf eine Realität beziehen, und zuvor noch imaginäre Gespräche konnten jetzt in realen

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