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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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durcheinandergebracht. Sie spürte ihn immer noch, ihr war, als hockte er in den Zimmerecken.
    »Ich hab gehört, Sie haben ein Problem mit einem Baum?«
    »Ja.« Cassandra blinzelte und nickte, während sie den Traum verdrängte. »Ja, das ist richtig. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Wenn eine Frau in Not ist, bin ich sofort zur Stelle.« Wieder lächelte er sein breites, unbefangenes Lächeln.
    Cassandra zog ihre Strickjacke fester um sich. Sie versuchte, sein Lächeln zu erwidern, kam sich dabei jedoch ziemlich steif vor. »Er ist da drüben. Auf der Treppe.«
    Michael folgte ihr durch den Flur, stieg ein paar Stufen hinauf und beugte sich vor dem Absatz vor, um um die Ecke sehen zu können. Er pfiff leise durch die Zähne. »Eine von den alten Kiefern. Sieht so aus, als würde sie schon eine ganze Weile da liegen.
Ist wahrscheinlich bei dem schlimmen Sturm fünfundneunzig umgefallen.«
    »Können Sie den Baum entfernen?«
    »Aber sicher können wir das.« Michael schaute über die Schulter an Cassandra vorbei. »Chris, kannst du mir die Kettensäge holen?«
    Cassandra drehte sich um. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich noch jemand anders im Haus befand. Ein zweiter Mann stand hinter ihr, schmaler als der andere, ein bisschen jünger und mit aschblonden Locken, die seinen Nacken umspielten. »Christian«, sagte er. Er streckte die Hand aus, zögerte, wischte sie sich an seinen Jeans ab, streckte sie ihr erneut entgegen.
    Cassandra schüttelte ihm die Hand.
    »Die Kettensäge, Chris«, sagte Michael. »Los, beeil dich ein bisschen.«
    Nachdem Chris gegangen war, sah Michael Cassandra mit hochgezogenen Brauen an. »Ich muss ungefähr in einer halben Stunde im Hotel sein, aber keine Sorge, ich werde das meiste schaffen, und mein zuverlässiger Gehilfe kann dann den Rest erledigen.« Er lächelte und schaute Cassandra so direkt an, dass sie sich abwenden musste. »Das Haus gehört also Ihnen. Ich wohne schon mein ganzes Leben hier im Dorf und hab nie gedacht, dass es jemandem gehört.«
    »Ich muss mich selbst noch an die Vorstellung gewöhnen.«
    Michael sah sich in dem baufälligen Haus um. »Was will denn eine nette Australierin wie Sie mit so einer Bruchbude?«
    »Ich hab sie geerbt. Meine Großmutter hat sie mir hinterlassen.«
    »Ihre Großmutter war Engländerin?«
    »Australierin. Sie hat es in den Siebzigerjahren gekauft, als sie hier in Urlaub war.«
    »Als Souvenir? Gab es denn kein besticktes Geschirrtuch, das ihr gefiel?«

    Christian erschien mit einer großen Kettensäge in der Tür. »Ist das die richtige?«
    »Es ist eine Säge mit einer Kette«, sagte Michael mit einem Augenzwinkern in Cassandras Richtung. »Ich würde sagen, es ist die richtige.«
    Cassandra drückte sich gegen die Wand, um den Mann mit der Kettensäge in dem engen Flur vorbeizulassen. Anstatt ihn anzusehen, tat sie so, als interessierte sie sich für eine lose Fußleiste. Irgendetwas an der Art, wie Michael mit Christian redete, machte sie verlegen.
    »Chris ist noch neu im Gewerbe«, bemerkte Michael, der von Cassandras Betretenheit nichts mitbekam. »Der kennt noch nicht den Unterschied zwischen einer Kettensäge und einer Kappsäge. Der Junge ist noch ziemlich feucht hinter den Ohren, aber wir werden schon noch einen ordentlichen Holzfäller aus ihm machen.« Er grinste. »Er ist schließlich ein Blake, das liegt bei uns im Blut.« Er knuffte seinen Bruder spielerisch in die Rippen, dann machten die beiden sich an die Arbeit.
    Cassandra atmete erleichtert auf, als die Kettensäge angeworfen wurde und sie endlich in den Garten flüchten konnte. Eigent lich täte sie besser daran, die Efeuranken abzuschneiden, die ins Haus hineinwucherten, aber die Neugier war stärker. Sie war entschlossen, einen Durchgang durch diese Mauer zu finden, und wenn sie den ganzen Tag dafür brauchen würde.
     
     
     
    Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, und es gab kaum noch Schatten. Cassandra zog ihre Strickjacke aus und legte sie auf einem Felsbrocken ab. Sonnenstrahlen tanzten über ihre Haut, und schon bald fühlte sich ihr Haar ganz heiß an. Sie wünschte, sie hätte sich einen Hut mitgebracht.
    Während sie die Brombeerhecke absuchte, ihre Hand vorsichtig in jede Öffnung schob, immer darauf bedacht, sich nicht an
den Dornen zu stechen, musste sie wieder an ihren Traum denken. Er war ganz besonders deutlich gewesen, und sie konnte sich an jede Einzelheit erinnern - an die Bilder, die Gerüche, ja selbst an die unbestreitbar

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