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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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irgendwohin, mussten einen größtmöglichen Abstand zwischen sich und Eliza bringen.
    Rose konzentrierte sich auf ihre Stickerei und bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Ton: »Ich habe noch einmal über den Besuch der Autorin nachgedacht.«
    Nathaniel blickte von dem Brief auf, den er gerade schrieb. Beeilte sich, ein sorgloses Gesicht aufzusetzen. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Liebste. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein? Wer von uns hätte denn mit diesem plötzlichen Besuch neulich gerechnet?«
    »Sie wird nicht wiederkommen«, entgegnete er bestimmt.
    »Woher weißt du das?«
    Nathaniels Wangen wurden heiß. Die Rötung war kaum wahrnehmbar, doch Rose entging sie nicht. »Nate? Was ist los?«

    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    Roses Herz begann zu pochen. »Du hast dich mit ihr getroffen?«
    »Mir blieb nichts anderes übrig. Ich habe es für dich getan, Liebste. Ihr Besuch hatte dich so aufgewühlt, und ich habe getan, was ich konnte, um dafür zu sorgen, dass es nicht wieder geschieht.«
    »Aber ich wollte nicht, dass du sie triffst.« Das war ja noch schlimmer, als Rose befürchtet hatte. Ihr brach der Schweiß aus, und sie war mehr denn je davon überzeugt, dass sie von Blackhurst fort mussten. Sie alle. Dass Eliza für immer aus ihrem Leben verschwinden musste. Rose atmete tief durch und zwang sich, ihre Züge zu entspannen. Wenn Nathaniel merkte, dass sie schon wieder in Panik geriet, würde er annehmen, dass sie unvernünftige Entscheidungen traf. »Mit ihr zu sprechen, reicht nicht, Nate. Die Zeiten sind vorbei.«
    »Was können wir denn sonst tun? Wir können sie ja schlecht im Cottage einsperren.« Er hatte einen Scherz machen, sie zum Lachen bringen wollen, aber sie zuckte mit keiner Wimper.
    »Ich denke an New York.«
    Nathaniel hob die Brauen.
    »Wir haben doch schon mehrmals überlegt, eine Zeit lang auf der anderen Seite des Atlantiks zu leben. Ich finde, wir sollten unsere Pläne in die Tat umsetzen.«
    »Du meinst, wir sollten England verlassen?«
    Rose nickte.
    »Aber ich habe hier Aufträge. Wir wollten doch für Ivory ein Kindermädchen einstellen.«
    »Ja, ja«, sagte Rose ungehalten. »Aber wir sind nicht länger in Sicherheit.«
    Nathaniel erwiderte nichts, aber das brauchte er auch nicht. Sein Gesicht sprach Bände. Roses Herz gefror zu Eis. Er würde ihr schon noch zustimmen, wie immer. Vor allem, wenn er befürchten
musste, dass sie wieder in Verzweiflung verfiel. Es war bedauerlich, dass sie seine Liebe zur ihr so ausnutzen musste, aber ihr blieb nun mal nichts anderes übrig. Rose hatte ihr Leben lang davon geträumt, eine Familie und ein Kind zu haben, und das alles würde sie um nichts auf der Welt aufs Spiel setzen. Als man Ivory das erste Mal in ihre Arme gelegt hatte, war es, als hätte man ihnen allen einen Neuanfang gewährt. Seitdem waren sie und Nathaniel wieder ein glückliches Paar, und sie hatten nie mehr über die Zeit davor gesprochen. Die Vergangenheit existierte nicht mehr. Jedenfalls nicht, solange Eliza sich von ihnen fernhielt.
    »Ich habe diesen Auftrag in Schottland angenommen«, hielt Nathaniel ihr entgegen. »Ich habe schon mit den Entwürfen begonnen.« In seiner Stimme nahm Rose die feinen Risse wahr, die sie noch weiter verstärken würde, bis sein Widerstand endgültig gebrochen war.
    »Den Auftrag musst du selbstverständlich zu Ende bringen«, sagte sie. »Wir werden die Sache so bald wie möglich anpacken und nach unserer Rückkehr aus Schottland sofort abreisen. Ich habe drei Plätze auf der Carmania gebucht.«
    »Du hast also schon alles arrangiert.«
    »Es ist das Beste für uns alle, Nate«, sagte Rose etwas sanfter. »Das musst du doch einsehen. Nur dort werden wir in Sicherheit sein. Und denk doch nur, was das für deine Karriere bedeutet. Womöglich bringt die New York Times sogar einen Bericht über dich. Es wäre die triumphale Heimkehr eines der erfolgreichsten Söhne der Stadt.«
     
     
     
    Ivory hockte unter Großmamas Lieblingssessel und flüsterte die Worte vor sich hin. »New York.« Ivory wusste, wo New York lag. Einmal, als sie mit Mama und Papa nach Schottland gefahren war, hatten sie einen Abstecher nach York gemacht und ein paar
Tage im Haus von Großmamas Freunden verbracht. Bei einer sehr alten Dame mit einer Brille und Augen, die immer so aussahen, als würde sie weinen. Aber diesmal hatte Mama nicht von York gesprochen, Ivory hatte ihre Worte deutlich gehört. New York,

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