Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
Vom Netzwerk:
uns?«
    »Ja«, antwortete Eliza mit zitternder Stimme. »Deine Mama wartet dort auf uns.«
    Ivory überlegte. Schließlich nickte sie. Sie hatte ein Grübchen in ihrem hübschen kleinen Kinn. »Ich möchte mein Buch mitnehmen.«
    »Selbstverständlich. Komm jetzt, wir müssen uns beeilen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«
     
     
     
    Adeline war nahe daran , hysterisch zu werden. Am späten Nachmittag war Alarm geschlagen worden. Daisy, die dumme Pute, hatte an die Tür von Adelines Boudoir geklopft, dann hatte sie herumgestottert, war von einem Fuß auf den anderen getreten und hatte schließlich gefragt, ob die Mistress vielleicht Miss Ivory gesehen habe.
    Ihre Enkelin war bekannt dafür, dass sie gern umherstrolchte, und deswegen war Adeline zunächst nur verärgert gewesen. Typisch
für das ungezogene Gör, sich gerade diesen Zeitpunkt auszusuchen. Ausgerechnet heute, nachdem sie ihre geliebte Rose zu Grabe getragen hatte, musste sie sich um die Suche nach diesem Kind kümmern. Nur mit großer Mühe gelang es Adeline, sich zu beherrschen und nicht zu schreien und zu fluchen.
    Das Dienstpersonal hatte das gesamte Haus durchkämmt, in jedem Winkel nachgesehen, aber ohne Erfolg. Nachdem eine weitere Stunde fruchtlos verstrichen war, sah Adeline sich gezwungen, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Ivory sich weiter vom Haus entfernt hatte. Adeline und Rose hatten dem Kind immer wieder verboten, sich der Bucht oder dem Labyrinth zu nähern, aber Gehorsam gehörte nicht gerade zu den Tugenden der Kleinen. Ivory war ausgesprochen eigenwillig, ein beklagenswerter Charakterzug, den Rose noch gefördert hatte, indem sie vor Bestrafung zurückgeschreckt war. Aber Adeline war nicht so nachsichtig. Sobald man das Mädchen gefunden hatte, würde sie es zur Einsicht bringen, sodass es in Zukunft parieren würde.
    »Verzeihen Sie, Ma’am.«
    Adeline fuhr herum, und ihre Röcke raschelten bei der Bewegung. Es war Daisy, endlich aus der Bucht zurückgekehrt.
    »Und? Wo ist sie?«, fragte Adeline.
    »Ich konnte sie nicht finden, Ma’am.«
    »Hast du auch überall nachgesehen? Auf dem schwarzen Felsen, auf dem Hügel?«
    »Oh nein, Ma’am, ich habe mich nicht in die Nähe des schwarzen Felsens getraut.«
    »Und warum nicht?«
    »Er ist so groß und glitschig und …« Das Mädchen errötete wie ein reifer Pfirsich. »Es heißt, er ist verwunschen. Der schwarze Felsen.«
    Am liebsten hätte Adeline das Mädchen grün und blau geprügelt. Schlimm genug, dass sie ihren Anweisungen nicht gefolgt
war und dafür gesorgt hatte, dass das Kind im Bett blieb! Garantiert hatte sie sich heimlich verdrückt und in der Küche mit dem neuen Lakai geflirtet … Aber Daisy zu bestrafen, hatte keinen Zweck. Noch nicht. Am Ende würde man noch denken, Adeline wüsste nicht mehr, wo ihre Prioritäten lagen.
    Adeline wandte sich abrupt ab, raffte ihre Röcke und trat ans Fenster. Schaute in die Dämmerung hinaus. Es war einfach alles zu viel. Normalerweise beherrschte Adeline die Kunst, in jeder Lage die Contenance zu wahren, aber heute gelang es ihr fatalerweise nicht, die besorgte Großmutter zu spielen. Sie wünschte einfach, dass irgendjemand das Mädchen fand, tot oder lebend, verletzt oder unversehrt, und es zurückbrachte. Dann konnte Adeline die Sache vergessen und sich wieder der Trauer um ihre Tochter hingeben.
    Aber anscheinend würde es eine so einfache Lösung nicht geben. In einer Stunde würde es dunkel werden, und noch immer gab es keine Spur von dem Kind. Und Adeline konnte die Suche natürlich nicht abblasen, bis alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Die Dienstboten beobachteten sie, und es bestand kein Zweifel daran, dass sie alle ihre Reaktionen in der Küche durchhecheln würden, und deswegen würde sie die Suche fortsetzen. Davies musste her. Wo war dieser Tölpel nur, wenn man ihn brauchte? Wahrscheinlich in irgendeiner entfernten Ecke des Anwesens gerade damit beschäftigt, Ranken an einer Pergola zu befestigen oder eine ähnlich sinnlose Arbeit zu verrichten.
    »Wo ist Davies?«, fragte sie.
    »Heute ist sein freier Nachmittag, Ma’am.«
    Natürlich. Das Dienstpersonal war einem ständig im Weg, und wenn einer von ihnen tatsächlich mal gebraucht wurde, war er nirgendwo zu finden.
    »Ich nehme an, dass er zu Hause ist, Mylady, oder zu Besuch bei jemandem im Dorf. Ich glaube, er hat gesagt, dass er am Bahnhof eine Lieferung Pflanzen abholen muss.«

    Es gab nur einen Menschen, der sich auf dem Anwesen so

Weitere Kostenlose Bücher