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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Halbgläsern. » English Breakfast, natürlich.« Nachdem Milch hinzugefügt war, machte sie es sich im Sessel neben dem Kamin bequem. »Ich muss meine Füße mal ein bisschen hochlegen. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen, hab die Stände fürs Hafenfest organisiert.«
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen«, sagte Cassandra. »Das ist mein Freund Christian.«
    Clara errötete, als Christian ihr über die Truhe hinweg die Hand schüttelte. »Freut mich, Sie kennenzulernen.« Sie trank einen Schluck von ihrem Tee, dann nickte sie in Cassandras Richtung. »Die Dame aus dem Museum, Ruby, hat mir von Ihrer
Großmutter erzählt«, sagte sie. »Die nicht wusste, wer ihre Eltern waren.«
    »Nell«, erwiderte Cassandra. »So hieß sie. Mein Urgroßvater Hamish hat sie als kleines Mädchen auf einem weißen Koffer sitzend im Hafen von Maryborough aufgelesen. Er war Hafenmeister und ein Schiff …«
    »Maryborough haben Sie gesagt?«
    Cassandra nickte.
    »Das ist ja ein Zufall. Ich habe Verwandte in einer Stadt namens Maryborough. In Queensland.«
    »Queensland.« Cassandra beugte sich vor. »Was für Verwandte sind das denn?«
    »Der Bruder meiner Mutter ist als junger Mann dorthin ausgewandert. Er hat seine Kinder da großgezogen, meine Vettern und Cousinen.« Sie stieß ein gackerndes Lachen aus. »Mum hat immer gesagt, sie wären dort ihres Namens wegen hingezogen.«
    Cassandra schaute Christian an. War das der Grund, warum Eliza Nell auf dieses spezielle Schiff gebracht hatte? Wollte sie sie zu Marys Familie bringen, zu ihren Blutsverwandten? Hatte sie sich, anstatt das Kind nach Polperro zu bringen und zu riskieren, dass Einheimische sie als Ivory Mountrachet identifizierten, für Marys weit entfernt lebende Verwandte entschieden? Cassandra vermutete, dass Clara die Antwort auf die Frage kannte, sie musste ihr nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben. »Ihre Mutter Mary hat doch auf Blackhurst Manor gearbeitet, nicht wahr?«
    Clara trank einen großen Schluck Tee. »Sie hat dort gearbeitet, bis sie entlassen wurde, das war 1909. Sie war schon als junges Mädchen dorthin gekommen, mit fast zehn Jahren. Sie musste gehen, weil sie schwanger war.« Clara sprach im Flüsterton weiter. »Sie war nicht verheiratet, und damals ging so was nicht. Aber sie war kein schlechtes Mädchen, meine Mum. Sie war ehrlich und anständig. Am Ende hat mein Vater sie geheiratet, und alles
hatte seine Ordnung. Er hätte es schon früher getan, aber er hatte eine schwere Lungenentzündung. Hätte es beinahe nicht auf seine eigene Hochzeit geschafft. Und als sie dann hierher nach Polperro gezogen sind, da hatten sie ein bisschen Geld und haben die Fleischerei aufgemacht.«
    Sie nahm ein kleines längliches Buch in die Hand, das neben dem Teetablett lag. Das Deckblatt war mit Geschenkpapier und Stoffschnipseln und Knöpfen geschmückt, und als Clara es öffnete, erkannte Cassandra, dass es sich um ein altes Fotoalbum handelte. Clara schlug eine Seite auf, die mit einem Bändchen gekennzeichnet war, und reichte Cassandra das Album über die Truhe hinweg. »Das da ist meine Mutter.«
    Cassandra betrachtete die junge Frau mit den üppigen Locken und noch üppigeren Kurven und versuchte, Nell in ihren Gesichtszügen zu entdecken. Ihr Mund hatte vielleicht etwas von Nell, ein Lächeln, das auf ihren Lippen spielte, wenn sie es am wenigsten beabsichtigte. Aber das war das Trügerische an Fotos: Je länger Cassandra hinschaute, desto mehr meinte sie eine Ähnlichkeit mit Tante Phyllis zu entdecken. Sie gab Christian das Album und lächelte Clara an. »Sie war wohl sehr hübsch, nicht wahr?«
    »Ja, wirklich«, erwiderte Clara mit einem kessen Augenzwinkern. »Auffallend hübsch. Viel zu hübsch für ein Hausmädchen. Sie konnte von Glück reden, dass die Männer aus dem Haus ihr nicht nachgestellt haben.«
    »Wissen Sie, ob sie gern auf Blackhurst gearbeitet hat? Tat es ihr leid, dass sie gehen musste?«
    »Sie war froh, von dem Haus wegzukommen, aber traurig darüber, ihre Mistress zu verlassen.«
    Das war neu. »War sie eng mit Rose befreundet?«
    Clara schüttelte den Kopf. »Von einer Rose weiß ich nichts. Sie hat immer von Eliza geredet. Miss Eliza hier, Miss Eliza dort.«
    »Aber Eliza war nicht die Mistress auf Blackhurst.«

    »Nein, offiziell nicht, aber sie war der Augenstern meiner Mutter. Sie sagte immer, Miss Eliza sei der einzige Lichtblick an einem toten Ort gewesen.«
    »Warum fand sie, dass es ein toter Ort

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