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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Laub hatte aufgehört zu rascheln, die seltsame Rastlosigkeit hatte sich gelegt. Das lange vergessene Geheimnis, das der Garten zu hüten gezwungen gewesen war, war nun ans Tageslicht gekommen.
    Christians sanfte Stimme, wie aus weiter Ferne: »Nun, wollen Sie ihn denn nicht öffnen?«
    Der kleine Tonkrug, schwer in ihren Händen. Cassandra fuhr mit dem Finger über das Wachs, mit dem der Deckel versiegelt war. Sie schaute Christian an, der ihr aufmunternd zunickte, dann drückte und drehte sie an dem Deckel, bis das Wachs brach.
    In dem Tonkrug befanden sich drei Gegenstände: ein ledernes Beutelchen, eine rotblonde Haarsträhne und eine Brosche.
    Das lederne Beutelchen enthielt ein paar alte Münzen, angelaufene Kupfernickel mit dem Porträt einer Frau mit Schleier, Königin Viktoria. Mit Daten zwischen 1897 und 1900.
    Die Haarsträhne wurde von einem Zwirnfaden zusammengehalten und war wie ein Schneckenhaus zusammengedreht, damit sie in eine winzige Schachtel passte. Da sie über all die Jahre in dem verschlossenen Behälter aufbewahrt gewesen war, hatte die Strähne nichts von ihrer Weichheit und ihrem Glanz verloren. Cassandra fragte sich, von wem das Haar stammen mochte, dann erinnerte sie sich an einen Eintrag in einem der ersten von Roses Tagebüchern aus der Zeit, als Eliza nach Blackhurst gekommen war. Lauter Klagen über dieses Mädchen, das Rose als »kaum besser als eine Wilde« bezeichnete. Das Mädchen, das sein Haar so kurz geschnitten trug wie ein Junge.

    Zum Schluss nahm Cassandra sich die Brosche vor. Sie war rund und passte genau in ihre Handfläche. Um den Rand herum war sie mit Edelsteinen besetzt, während die Mitte aussah wie ein winziger Gobelin. Aber das war keine Stickerei. Cassandra hatte lange genug mit Antiquitäten zu tun gehabt, um zu erkennen, um was für eine Art Brosche es sich handelte. Sie drehte sie um und fuhr mit dem Finger über die Gravur auf der Rückseite. Für Georgiana Mountrachet , stand da in winzigen Buchstaben, zum sechzehnten Geburtstag. Vergangenheit. Zukunft. Familie.
    Das war die Erklärung. Das war der Schatz, dessentwegen Eliza noch einmal zu den Swindells gegangen war, wo ihr der Fremde aufgelauert und ihre Flucht nach Australien vereitelt hatte. Der Tonkrug war der Grund, warum Eliza und Ivory getrennt wurden, der Grund für alles, was danach geschehen war, der Grund, warum Ivory zu Nell geworden war.
    »Was ist das?«
    Cassandra schaute Christian an. »Eine Trauerbrosche.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Die Viktorianer ließen sie aus dem Haar ihrer Familienmitglieder herstellen. Diese hier hat Georgiana Mountrachet gehört, Elizas Mutter.«
    Christian nickte bedächtig. »Das erklärt, warum sie Eliza so wichtig war. Warum sie noch mal zurückgegangen ist, um sie zu holen.«
    »Und warum sie es nicht wieder zurück aufs Schiff geschafft hat.« Cassandra betrachtete Elizas Schätze in ihrem Schoß. »Ich wünschte, Nell hätte das hier sehen können. Sie hat sich immer so verlassen gefühlt, nie erfahren, dass Eliza ihre Mutter war, dass sie geliebt worden war. Sie hat sich immer so sehr danach gesehnt zu erfahren, wer sie war.«
    »Aber sie wusste doch, wer sie war«, entgegnete Christian. »Sie war Nell, deren Enkelin Cassandra sie so sehr geliebt hat, dass sie
bereit war, ans andere Ende der Welt zu reisen, um ihr Geheimnis zu lüften.«
    »Aber sie weiß doch gar nicht, dass ich hierhergekommen bin.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass sie es nicht weiß? Vielleicht sieht sie ja die ganze Zeit von oben zu.« Er hob die Brauen. »Und natürlich hat sie gewusst, dass Sie eines Tages herkommen würden. Warum sonst hätte sie Ihnen das Cottage vermachen sollen? Was stand noch mal in dem Brief bei ihrem Testament?«
    Wie seltsam ihr der Brief vorgekommen war, wie wenig sie begriffen hatte, als Ben ihn ihr überreichte. » Für Cassandra. Sie wird verstehen, warum. «
    »Und? Verstehen Sie es?«
    Natürlich verstand sie. Nell, die ein so tiefes Bedürfnis gehabt hatte, ihre Vergangenheit zu erforschen, um sich von ihr befreien zu können, hatte in Cassandra eine verwandte Seele gesehen. Eine Frau, die ebenso wie sie zum Opfer der Umstände geworden war. »Ja, sie wusste, dass ich herkommen würde.«
    Christian nickte. »Sie wusste, wie sehr Sie sie liebten, und dass Sie zu Ende führen würden, was sie begonnen hatte. Es ist wie in dem Märchen Die Augen des alten Weibleins , wo das Reh zu der Prinzessin sagt, dass das alte Weiblein seine Augen am Ende nicht mehr

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