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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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geduldig Nells Haare entwirrte. »Du wirst mir doch nicht etwa krank?«
    »Hä?«
    »Am besten, ich mache dir gleich ein Glas heiße Zitrone mit Honig.«

    »Ach, das ist nur ein Kratzen im Hals«, sagte Haim. »Mach dir keine Umstände.«
    »Aber das sind doch keine Umstände. Nicht, wenn ich’s für dich tue.« Wieder lächelte sie ihn an, während sie Nell die Schulter tätschelte. »So, mein Kleines, Mama muss jetzt aufstehen und Wasser aufsetzen. Du bleibst schön hier sitzen, bis deine Haare trocken sind. Wir wollen doch nicht, dass du dich auch noch erkältest wie dein Pa«, ermahnte sie Nell und schaute Hamish dabei so stolz und glücklich an, dass es ihm beinahe das Herz brach und er sich abwenden musste.
     
     
     
    Während des Abendessens lag der Brief schwer in seiner Tasche und sorgte dafür, dass er nicht vergessen wurde. Wie ein Magnet zog er Hamishs Hand immer wieder an. Haim konnte kein einziges Mal sein Messer ablegen, ohne dass seine Hand wieder nach dem Brief langte und über das glatte Papier strich, das Todesurteil für ihr Glück. Der Brief von einem Mann, der Nells Familie kannte. Oder es zumindest behauptete …
    Plötzlich richtete Hamish sich auf. Wunderte sich über die Naivität, mit der er die Behauptungen dieses Fremden sofort akzeptiert hatte. Er rief sich den Inhalt des Briefs in Erinnerung, ging in Gedanken die Zeilen durch, um nach einem Anhaltspunkt zu suchen. Dann atmete er erleichtert auf. Der Brief enthielt nicht den geringsten Beweis dafür, dass der Absender die Wahrheit sagte. Es gab weiß Gott genug Leute auf der Welt, die alle möglichen komplizierten Betrügereien ausheckten. In manchen Ländern wurden kleine Mädchen verkauft, das wusste Hamish, überall waren Sklavenhändler auf der Suche nach kleinen Mädchen, die sie verkaufen konnten …
    Aber das war lächerlich. Noch während er sich verzweifelt an derartige Möglichkeiten klammerte, wusste er, wie abwegig sie waren.

    »Haim?«
    Hastig blickte er auf. Lil musterte ihn auf merkwürdige Weise.
    »Du hast geträumt.« Kopfschüttelnd legte sie ihm eine warme Hand auf die Stirn. »Hoffentlich bekommst du kein Fieber.«
    »Nein, es geht mir gut«, erwiderte er ungehaltener als beabsichtigt. »Es geht mir wirklich gut, Liebes.«
    Sie nickte, presste die Lippen zusammen. »Ich sagte gerade, ich bringe mal eben die junge Dame ins Bett. Sie hat einen langen Tag gehabt und ist hundemüde.«
    Wie aufs Stichwort gähnte Nellie ausgiebig.
    »Gute Nacht, Pa«, sagte sie zufrieden, als sie zu Ende gegähnt hatte. Ehe er sich’s versah, war sie auf seinem Schoß, schmiegte sich an ihn und schlang ihm die Arme um den Hals. Nie war er sich seiner rauen Haut und der Stoppeln auf seinen Wangen so bewusst gewesen. Er drückte Nell, die sich unter seinen Händen so zart anfühlte wie ein kleines Vögelchen, an sich und schloss die Augen.
    »Gute Nacht, Nellie, mein Schatz«, flüsterte er in ihr Haar.
    Er schaute den beiden nach, als sie im Nebenzimmer verschwanden. Seine Familie.
    Auch wenn er es sich nicht erklären konnte, verlieh dieses Kind, ihre kleine Nell mit den langen, roten Zöpfen, ihrer Ehe Stabilität. Sie waren jetzt eine richtige Familie, ein unzertrennlicher Dreierbund, und nicht mehr nur zwei einsame Seelen, die sich entschlossen hatten, ihr Schicksal zu teilen.
    Und er war drauf und dran, das alles zu zerstören …
    Ein Geräusch aus dem Flur riss Hamish aus seinen Gedanken, und er blickte auf. Lil stand im Türrahmen und beobachtete ihn. Das Kaminfeuer zauberte einen roten Schimmer auf ihr Haar und ein Glühen tief in ihre Augen, schwarze Monde unter langen Wimpern. Eine Gefühlsregung umspielte ihre Mundwinkel, und auf ihren Lippen erschien ein Lächeln voller Empfindungen, die zu stark waren, um sie mit Worten auszudrücken.

    Zögernd erwiderte Haim ihr Lächeln, während seine Finger noch einmal in seine Jackentasche fuhren und den Brief befühlten. Sein Mund öffnete sich leicht, und die Worte, die er nicht aussprechen, aber auch nicht richtig zurückhalten konnte, kribbelten ihm auf den Lippen.
    Dann war Lil bei ihm. Ihre Finger auf seinem Handgelenk sandten heiße Wellen bis in seinen Hals, ihre warme Hand lag auf seiner Wange. »Komm ins Bett.«
    Ach, konnte es zärtlichere Worte geben als diese? In ihrer Stimme lag eine süße Verheißung, und damit stand sein Entschluss plötzlich fest - einfach so.
    Er schob seine Hand in ihre, hielt sie fest und folgte ihr in Richtung Schlafzimmer.
    Im Vorbeigehen

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