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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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ewig dankbar dafür, dass die Schludrigkeit des alten Swindell und der Zahn der Zeit einen ordentlichen Zwischenraum in der Mörtelfuge hatten entstehen lassen. Wenn Eliza sich bäuchlings auf das Regal drückte, den Kopf drehte und, das Gesicht gegen die Mauersteine gepresst, durch den Spalt spähte, konnte sie bis zur nahe gelegenen Flussbiegung sehen. Von ihrem geheimen Aussichtspunkt aus beobachtete sie das geschäftige Auf und Ab des täglichen Lebens da draußen. So konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie sah, ohne selbst gesehen zu werden. Denn obwohl ihre Neugier keine Grenzen kannte, setzte sie sich ungern fremden Blicken aus. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es gefährlich war, bemerkt zu werden, und man bereits wegen allzu neugieriger Blicke schon für einen Dieb gehalten
werden konnte. Elizas Lieblingsbeschäftigung bestand darin, Bilder in ihrem Kopf aufzubewahren, um sie nach Belieben hervorzuholen und mit Stimmen und Farben auszustatten. Sie in böse Geschichten einzuweben, in Flüge der Fantasie, die diejenigen, die unwissentlich Elizas Inspiration angestachelt hatten, in Angst und Schrecken versetzt hätten.
    Und es gab so viele Menschen, bei denen sie sich bedienen konnte. Das Leben an Elizas Flussbiegung stand nie still. Die Themse war Londons Lebensader, die mit den Gezeiten anschwoll und wieder zurückging, segensreich und grausam zugleich, in die Stadt hinein und wieder aus ihr heraus. Eliza gefiel es, wenn die Kohlefrachter bei Flut hereinkamen und die Fährleute die Menschen hin- und herruderten, wenn die Fracht aus den Kohlegruben gebracht wurde. Aber erst bei Ebbe erwachte der Fluss wirklich zum Leben. Wenn der Wasserpegel so tief sank, dass Mr Hackman und sein Sohn damit beginnen konnten, Leichen aus dem Fluss zu ziehen, deren Taschen geleert werden mussten; wenn die Mudlarks , die Schlammwühler, Position bezogen, um den Schlick nach Seilen, Knochen und Kupfernägeln zu durchwühlen, nach allem, was sich irgendwie verscherbeln ließ. Mr Swindell verfügte über ein eigenes Team von Mudlarks und ein eigenes Revier, ein Stückchen Flussufer mit Faulschlamm, das er so gut bewachte, als beherbergte es die Kronjuwelen. Wer es wagte, die Grenze zu seinem Revier zu überschreiten, musste damit rechnen, dass bei der nächsten Ebbe seine aufgeweichten Hosentaschen von Mr Hackman gefilzt wurden.
    Mr Swindell wollte unbedingt, dass Sammy sich seinem Trupp Mudlarks anschloss.
    Er behauptete, es sei die Pflicht des Jungen, die Wohltätigkeit seines Mietsherrn nach Kräften zu vergelten. Denn auch wenn es Sammy und Eliza gelang, genug zusammenzukratzen, um die Miete zu bezahlen, ließ Mr Swindell sie nie vergessen, dass ihre Freiheit nur auf seiner Bereitschaft beruhte, die kürzlich eingetretene
Veränderung ihrer Lebensumstände nicht den Behörden zu melden. »Diese Wohltäterinnen, die hier rumschnüffeln, würden sich freuen zu erfahren, dass zwei Waisenkinder wie ihr sich ganz allein in der großen, weiten Welt durchschlagen müssen«, drohte er ihnen ein ums andere Mal. »Von Rechts wegen hätte ich euch melden müssen, als eure Mutter ihren letzten Atemzug getan hat.«
    »Ja, Mr Swindell«, sagte Eliza dann. »Danke, Mr Swindell. wirklich sehr freundlich von Ihnen, Mr Swindell.«
    »Dass ihr mir das nicht vergesst«, knurrte er. »Bloß weil ich und meine Frau so gute Seelen sind, seid ihr überhaupt noch hier.« Seine Nase bebte, und pure Verschlagenheit sprach aus seinen verengten Pupillen. »Und wenn dieser pfiffige Bengel sich in meinem Schlammrevier einfinden würde, könnte mich das davon überzeugen, dass es sich lohnt, euch noch länger zu behalten. Eine bessere Spürnase ist mir noch nie untergekommen.«
    Er hatte recht. Sammy besaß ein Talent für das Aufspüren von Schätzen. Das war schon immer so gewesen, und man hätte meinen können, dass hübsche Dinge sich ihm absichtlich in den Weg legten. Mrs Swindell behauptete zwar, das sei das Glück des Dummen, und mit Schwachköpfen und Verrückten meine es der Herrgott eben besonders gut, aber Eliza wusste, dass das nicht stimmte. Sammy war kein Schwachkopf, er sah einfach mehr als die meisten anderen, weil er keine Zeit mit Reden verschwendete. Kein Wort. Nicht ein einziges Mal in seinen zwölf Lebensjahren. Er brauchte nicht zu sprechen, jedenfalls nicht mit Eliza. Sie wusste stets genau, was er dachte und fühlte, das war schon immer so gewesen. Schließlich waren sie Zwillinge, zwei Hälften eines

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