Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
brachte sie schließlich zurück«, fügte Mutter Meiko lächelnd hinzu. »Sie war meine Schülerin, und es war an der Zeit, dass sie zurückkehrte.«
Mutter Vajpai ergriff das Wort. »Als ich mein erstes Leben nahm, kehrte ich zurück und versuchte, die Mutter Lehrerin anzugreifen. Sie saß beim Essen im Speiseraum. Ich hätte sie mit dem Messer verletzt, wenn mich nicht meine Anwärterschwestern von den Klingen aufgehalten hätten.«
»Hah!« Mutter Meiko funkelte sie an. »Du hättest mich niemals erwischt. Ich habe dein Spiegelbild im Weinglas gesehen, als du herangekommen bist.«
»Und du …?«, fragte ich sie, die Älteste. Ich begriff inzwischen, was sie vorhatten.
»Ich? Ich setzte mich im Hafen in ein Boot und ruderte hinaus aufs Meer, bis ich die Stadt nicht mehr sehen konnte.« Ihre Augen waren auf etwas in weiter Ferne gerichtet »Dort wollte ich allein auf der Welt sein und von unserem Land nichts mehr wissen. Die Göttin sprach zu mir aus dem Wasser und schickte mich wieder heim.«
Mutter Vajpai sah mich eingehend an und nickte leicht.
»Die Göttin sprach gestern zu mir«, sagte ich langsam. »Aber ich bin nicht sicher, was sie sagte. Einmal benutzte sie die Stimme eines Kindes, und einmal sprach sie mit meinem Mund zu einer Feuerhändlerin, aber ich konnte die Worte nicht hören.«
»Jetzt sind deine Hände bandagiert«, meinte Mutter Meiko, »weil du sie mit allen Mitteln von dem Blut säubern wolltest. Und du kannst nicht gehen, weil man dir deinen Körper mit der Peitsche wieder bewusst gemacht hat.«
»Ich musste wieder etwas spüren.«
»Nicht alle von uns greifen zur Peitsche, Green«, sagte Mutter Vistha eindringlich. »Aber es ist immer noch eine geschätzte Tradition bei den Müttern dieses Tempels. Vor allem bei den Klingen. Wenn dir wieder nach der Peitsche ist, für dich selbst oder für ein anderes Mädchen, dann sprich bitte zuerst mit mir. Ich werde dir zeigen, was auf sichere Weise getan werden kann, ohne dass jemand zu Schaden kommt.« Sie lächelte scheu. »Und wie es das größte Vergnügen bereitet, gleich, nach welchem Ende der Peitsche du dich sehnst.«
»Aber das ist eine Sache zwischen dir und deinem Herzen«, sagte Mutter Vajpai. »Wir werden Rat geben, wo wir es vermögen und wenn du darum bittest. Doch es steht etwas anderes zwischen dir und uns.«
»Das weiß sie«, fügte Mutter Meiko hinzu. Die alte Frau lachte. »Ihr Weg war härter als der von euch allen. Es würde mich wundern, wenn das nicht auch in Zukunft wieder so wäre.«
»Ihr wollt wissen, ob ich wieder in der Lage sein werde, zu t … t … töten, wenn ich aufgefordert … es mir befohlen wird.« Meine Finger krümmten sich unter den Bandagen.
Mutter Vajpai sah mich durchdringend an. »Wirst du in dieser Sache dem Willen der Göttin folgen? Oder musst du einen anderen Pfad beschreiten?«
Ich fragte mich, was geschehen würde, wenn ich jetzt nein sagte. Möglicherweise würde ich diesen Raum nicht lebend verlassen. Sie konnten mich ja nicht auf die Straße setzen, nachdem sie mich zur Mörderin gemacht hatten. Andererseits hatte ich noch keinen Eid geleistet. Es war keine ungefährliche Situation für sie.
Bei dieser Frage verflog auch der Nebel in meinem Verstand zum ersten Mal, seit ich gestern nach Hause gewankt war. Ich konnte wieder klar sehen und klar denken, und das war ein höchst angenehmes Gefühl.
Der Zeitabstand zwischen dem letzten Petalum und dem Ablegen des Schwurs konnte für manche Mädchen bis zu einem Jahr betragen. Ich wollte mich noch nicht an die Liliengöttin und ihren Tempel binden. Ich wusste nicht, ob ich es je tun würde. Das bedeutete, dass ich nicht gezwungen war, heute zu lügen, um noch eine Weile hierbleiben zu können.
»Ja«, sagte ich. »Wenn es notwendig ist und ich gerufen werde. Ich habe dreimal getötet. Wie Mutter Meiko schon sagte, wird es damit zur Gewohnheit.«
»Du bist bis nächsten Montag vom Unterricht und allen anderen Pflichten befreit«, sagte Mutter Vajpai. »Ruh dich aus, denk nach, und bete. Vielleicht willst du diese Zeit in den Gottesdiensten verbringen, aber niemand wird im Altarraum nach dir Ausschau halten.«
Ich war mir im Gegenteil sicher, dass man mich genau beobachten würde. Schließlich würde ich an ihrer Stelle das Gleiche tun. Dies war wie der Granatapfelhof ohne die Mauern. Aber ich konnte meinen Weg wählen. Das war im Haus des Faktors niemals möglich gewesen.
Welche Pläne die Göttin auch immer für ihre unentschlossene
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