Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Wir hatten nie ein offenes Feuer in diesen Räumen. Sie waren unterirdisch, und wenn ein Brand ausbrach, war der Weg zum Wasser zu weit, um ihn schnell bekämpfen zu können.
»Hierher, Green«, sagte Jappa und nahm mich Samma ab. »Wir werden alles wiedergutmachen.«
Ein schweres dreibeiniges Schwertkampfgestell für eine hölzerne Übungspuppe stand vor mir. Die Puppe war entfernt worden. Jappa lehnte mich mit dem Gesicht voran an das Gestell und hob meine Hände, deren Haut brannte, über den Kopf. War das Currys Blut?
»Werde ich jetzt die Puppe sein?«, fragte ich.
»Nein, Liebste«, sagte sie. »Ich gebe dir jetzt das Geschenk, das Mutter Chapurma mir gegeben hat, als wir beide Anwärterinnen waren und ich von meinem ersten Mord zurückkam.«
Sie band mich mit kleinen Lederstreifen am Gestell fest. »Was spürst du?«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich hörte, wie Samma Jappas Namen wimmerte und dann meinen.
»Nichts«, sagte ich. »Nur Blut an meinen Händen.«
»Du hast einen Mann getötet, den du nicht gekannt hast.«
Ich wimmerte wie Samma und nickte.
»Jetzt ist dir so kalt, dass du dich mit Wasser verbrannt hast, nur um etwas zu spüren.
»M … Mistress Tirelle«, keuchte ich.
»Ich werde dir jetzt weh tun.« Jappas Stimme war heiser, tief, wie sie wurde, wenn sie bereit für die Erlösung war, nachdem ich ihre Liebeshöhle wild geritten hatte. »Nur ein wenig, aber wenn du den Schmerz spürst, wirst du wissen, dass auch deine anderen Gefühle den Weg zurück zu dir finden werden.«
Ich schloss meine Augen und wimmerte erneut.
Mit einem Knall spürte ich einen Peitschenhieb auf meinem nackten Rücken. Ich sprang gegen das Gestell, aber es tat im Grunde nicht einmal so weh wie ein harter Griff, wenn wir in diesem Raum trainierten. Samma schrie erneut auf.
Wieder ein Knall, wieder ein Hieb – tiefer, quer über meine Hinterbacken. Ich hüpfte. Sie hatte Recht. Die brennende Strieme, wo das Leder auf meine Haut traf, erinnerte mich daran, wer ich war.
Ein dritter Hieb, und Jappa beugte sich zu mir. »Spürst du es?«
»Ja«, keuchte ich und begann zu schluchzen, während sie mich langsam peitschte. Schlag um Schlag holte mich zurück aus der Kälte und vertrieb den Totengeist von Michael Curry. Es war wie einst die Schläge von Mistress Tirelle, nur dass diese hier für mich waren, um mich heimzuholen, nicht mich wegzustoßen.
Irgendwann begann ich, das Feuer zwischen den Beinen zu spüren. Als Jappa die Peitsche weglegte, suchte ich meine Erlösung, als das raue Holz des Gestells mit süßem Schmerz zwischen meine Schenkel drückte.
Ich hatte mir geschworen, dass ich niemals mehr jemandes Peitsche erdulden würde. Jetzt hatte mich Jappas liebende Hand lügen gestraft.
Schließlich hing ich zitternd und vollkommen kraftlos in den Riemen. Jappa band mich los. Sie und Samma wickelten ein Tuch um mich und trugen mich weinend zurück in den Schlafraum. Dort hielt mich Samma an ihre Brust, während Jappa mit Hautcreme meinen Rücken und meine brennenden Hände einrieb, bis ich in den tiefsten und traumlosesten Schlaf meines Lebens sank.
Am nächsten Morgen wurde ich zu Mutter Vajpai, Mutter Vistha und der alten Mutter Meiko in einen Raum hoch oben im Tempel gebracht, wo ich noch nie gewesen war. Der Ort war von noch seltsamerer Form als die meisten dort, nämlich der einer Träne, über deren untere Wölbung sich der Fußboden spannte. Die drei saßen im Lotussitz auf Kissen. Ein einzelnes Räucherstäbchen brannte vor ihnen.
Man gab mir einen niedrigen Stuhl, über den eine gesteppte Baumwollunterlage gebreitet war.
»Ich … ich würde lieber stehen bleiben, Mütter«, sagte ich, als mich Mutter Vajpai zum Platznehmen aufforderte. Mein Hintern hatte noch immer Schwielen. Ich schämte mich für alles, was ich am Vortag getan oder mit mir machen hatte lassen. Dass meine Hände in ölgetränkten Bandagen steckten, war der offensichtlichste Beweis meiner Schwäche, aber bei Weitem nicht der einzige.
»Wie es dir beliebt«, sagte Mutter Meiko. »Der Stuhl ist für dich, wenn du seiner bedarfst.«
»Danke.« Ich verbeugte mich, versuchte aber nicht, das Zeichen der Lilie zu machen. Nicht mit diesen Händen. Nicht in diesem Zustand.
»Als ich mein erstes Leben nahm«, sagte Mutter Vistha, »kehrte ich drei Tage lang nicht in den Tempel zurück. Ich verkroch mich die ganze Zeit zwischen den Feigenbäumen im Prinz-Kittathang-Park, saugte Eier aus und kaute Blätter gegen den Hunger.«
»Ich
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