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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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verschlossene Schatullen.
    Es war mir gleichgültig. Curry und ich hatten nur um eines gespielt: um das Leben. Er hatte verloren. Und ich ebenso.
    Dann entzündete ich die weiße Kerze. »Seine Schuld an das Tötungsrecht ist beglichen.« Das schien mir nicht gerade die Art von freundlichen Worten zu sein, mit denen man die Seele eines Mannes zurück auf das Rad sandte. Ich kannte von Michael Curry nur seine Verachtung für mich. Wie der namenlose Bandit, dessen Leben ich genommen hatte, musste er wenigstens eine Gnade erfahren haben. »Sicher hat ihn seine Mutter geliebt.«
    Ich übergab mich bei dem Gedanken, etwas Unumkehrbares getan zu haben. Danach nahm ich den Stoff mit den Augen meines Opfers, stand auf und wischte mir die Hände an meinem schmutzigen Gewand ab. Der Betrunkene regte sich. »Wohl einen Freund verloren?«, murmelte er.
    »Ja«, sagte ich. »Aber ich kannte ihn erst zum Schluss.«
    Ich setzte meinen Weg zum Tempel fort und fragte mich, was mit mir geschehen würde.
    Mutter Vajpai nahm das abscheuliche, zusammengerollte Stück Samt. Sie betrachtete es forschend, dann musterte sie mich von oben bis unten. Ich stand in einem der unterirdischen Übungsräume vor ihr. Hier konnten wir kaum belauscht oder unterbrochen werden.
    »Hat die Göttin deine Hand geführt?« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht.
    Ich hatte keinen Sinn für liturgische Spielchen. »Sie führte mich zumindest ans Ziel. Ich fand ihn. Er hatte eine Pistole.«
    »Hmm.« Sie drehte das schmutzige Bündel um und inspizierte es von allen Seiten. »Es tut mir leid, dass wir nicht genug wussten, um dich zu warnen. Was ist mit dem geforderten Beweisstück?«
    »Du wirst ein blaues und ein grünes Auge darin finden«, sagte ich. »Außerdem schulde ich einer Feuerhändlerin auf der Langspeer Avenue eine Hand voll Kupferpaisas.«
    Das winkte sie mit einer Handbewegung zur Seite. »Ich werde ein Mädchen hinschicken. Du solltest eine Weile nicht hinausgehen.« Dann öffnete Mutter Vajpai das nasse, klebrige Bündel. Sie blickte die eingewickelten Augen an und begann zu lachen. »Green, mein Kind, du hast das Zeug für eine Mutter Justiziar.«
    »Ich habe getan, was verlangt wurde, Mutter Vajpai.«
    »Hast du den Schlüssel für die Schatulle gefunden?«
    »Ja, Mutter.«
    »Wo ist er?«
    Meine ganze Aufmerksamkeit galt plötzlich meinen Füßen. »Die Göttin entriss mir den Schlüssel, als ich von der Krähenschwinge sprang. Sie sandte ihn auf den Grund des Hafens, zusammen mit Michael Currys Pistole.«
    »Und du?«
    »Ich bin hier.«
    »Nachdem du an Bord eines Schiffes warst, dass dich nach Copper Downs hätte zurückbringen können«, flüsterte sie.
    »Ich werde niemals nach Copper Downs zurückkehren!« Tränen stiegen hoch, meine Brust tat weh, mein Körper schmerzte, und ich war schlammbedeckt. »Ich gehe jetzt ins Bad.«
    »Geh nur, Green. Du hast meinen Segen.«
    Ich stürmte aus Mutter Vajpais Gegenwart, um irgendwo meine Hände zu säubern. Der Schmutz auf meiner Seele würde nicht so einfach zu entfernen sein.
    Im Bad ließ ich mir Wasser ein, so hoch es die Kessel erhitzen konnten, bis meine Haut krebsrot war und dampfte. Ich hatte noch immer Blut an den Händen und unter meinen Fingernägeln. Keine der Bürsten vermochte es zu entfernen. Ich rannte in die kleine Besenkammer, um nach etwas Härterem zu suchen, als Samma hereinkam.
    »Green! Green!«, rief sie und zog mich hinaus. Als sie meine Hände sah, schrie sie auf. »Komm sofort mit, bitte. Jappa hat gesagt, dass das passieren würde.«
    Ich hob meine Hand, um sie fortzujagen, dann hielt ich inne. »Was hat Jappa damit zu tun?«
    »S … sie hat gesagt, dass du …« Samma brach mit einem Schluchzen ab. »Bitte, mein liebes Mädchen, komm doch mit.«
    Finsteren Blickes ließ ich es zu, dass sie mich mit sich zog. Ich war nass und nackt und zitterte trotz der Hitze. Der Schmerz in meinen Händen war das Einzige, das zählte. Vielleicht würde mich das reinigen.
    Samma zog mich einen Gang entlang und rief nach Hilfe, bis Ello auftauchte. »Hol Jappa. Sie soll nach unten in den kleinen Übungsraum kommen«, sagte sie zu dem kleinen Mädchen. Ihre Stimme versagte.
    »Müssen wir k … kämpfen?«, fragte ich.
    »Nein, nein, Liebling.« Samma hielt an und küsste mich auf die Stirn. »Etwas anderes. Etwas ganz anderes.«
    Jappa traf bereits vor uns in dem kleinen Übungsraum ein. Vor Kälte zitternd stolperte ich hinein und sah ein Feuer in einer glühenden Kohlenpfanne brennen.

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