Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Anwärterin haben mochte, ich würde eine Weile dableiben und zuhören. Ich mochte mich immer noch entscheiden, mich nicht benutzen zu lassen, doch bis dahin würde ich hier sein.
Eine Weile wurde nicht mehr getötet. Mir wurde bald klar, dass meine besonderen Umstände Mutter Vajpai veranlasst hatten, mir den Auftrag zur Ermordung Currys zu erteilen. Für jede der geschworenen Klingen wäre die Tat an Bord eines Schiffes aus dem Norden schwierig gewesen. Welche Machenschaften innerhalb des Rohrdommelhofes ich auch vereitelt haben mochte, ich bekam keine Vorwürfe zu hören. Auch für den Tempel der Silbernen Lilie schien es ohne Konsequenzen zu bleiben.
Ich suchte ein paar Kupferpaisas zusammen, nahm eine schöne Blume vom Altar und machte mich auf die Suchen nach meiner armen, verängstigten Feuerhändlerin. Ihr Wagen stand nicht an der alten Stelle. Eine Woche lang suchte ich jeden Tag danach, aber während die Suche nach Menschen in Kalimpura so einfach wie die Suche nach Vögeln am Himmel war, blieb die Suche nach einer spezifischen Person in Kalimpura so schwierig wie die Suche nach einem bestimmten Vogel am Himmel.
Das war eine Enttäuschung.
Samma und ich stritten viel mehr als zuvor. Mir wurde bewusst, wie kindlich sie doch noch war. Und sie wiederum ängstigte meine Koketterie mit der Peitsche. Sie verstieß mich bald aus ihrem Bett. Ich nahm mir eine Pritsche am Ende der Reihe und schlief fortan allein. Selbst die Kleinen gingen mir aus dem Weg.
Ich redete mir ein, dass es mir nichts ausmachte.
Ich redete mir ein, dass ich jetzt eine erwachsene Frau war. Vierzehn Sommer lagen hinter mir und der fünfzehnte stand bevor. Ich war weit gereist und hatte Menschen getötet. Diese arroganten, privilegierten Töchter wussten gar nichts.
Ich redete mir ein, dass ich glücklich war. Und manchmal glaubte ich es sogar. Die Ermordung Michael Currys hatte jedoch etwas in mir verändert. Sein Tod hatte wieder den Quell meiner Wut offengelegt. Ich nahm zu schnell etwas übel, ich nutzte meine überlegene Kraft, um die anderen Mädchen zu schikanieren, ich stolzierte durch die Straßen und legte mich mit der Art von Jungs an, die ohne viel Federlesens über einen Fremden herfielen. Ich ließ mein Haar kurz und struppig. Niemand hielt mich für ein Mädchen aus dem Tempel, außer wenn ich in der Tempelkleidung mit den Müttern und einigen der Anwärterinnen unterwegs war. Wenn ich den Tempel verließ, band ich meine Brüste flach, obgleich sie ohnehin nicht sehr groß waren.
Wieder war ich der Tiger in dem unsichtbaren Käfig, den Meister Kareen um mich herum gesehen hatte. Ich verlernte das Kunststück, mit anderen Menschen zusammen zu sein, eine von ihnen und eins mit ihnen zu werden. Mit der Zeit mochten mich selbst die harten alten Frauen wie Mutter Argai immer weniger, denn ich bedeutete mehr Ärger für sie, als ihnen mein schlanker Körper und meine explosive Leidenschaftlichkeit wert waren.
Ich trainierte mit Mutter Argai, auch nachdem sie das Liebesspiel mit mir einstellte. Die gleiche Härte, die sie an mir als ihrer Geliebten nicht gemocht hatte, schätzte sie beim Kämpfen, wie sie sagte. »Du hast keine Angst um dein Gesicht«, hatte sie geknurrt. »Die meisten jungen Dinger haben sie. Haben noch nicht genug Prügel bezogen.«
»Ich bin, was ich bin, Mutter«, sagte ich mit einem Sprung und einem Schlag auf ihren Kopf. Das brachte mir nicht viel, denn sie traf mich an den Rippen noch in derselben Bewegung.
»Wer hat dich so zugerichtet?«
»Ich.« Ich grinste, als sie die Brauen hob. »Ich hab es mir selbst zugefügt.« Während dieser Worte rammte ich meine Faust in ihren Schenkel.
Anschließend begaben wir uns ins Bad. Auch wenn wir mit den gemeinsamen Peitschenspielen aufgehört hatten, sah mir Mutter Argai gern beim Waschen zu. Schließlich waren wir miteinander ins Schwitzen gekommen.
Ich lag im warmen Wasser und fragte mich, ob meine Brüste je groß genug sein würden, um zu wippen, wie die von Jappa. Die von Mutter Argai waren nie so groß geworden. Sie saß mit geschlossenen Augen neben mir. Ich widerstand der Versuchung, sie an einem bestimmten Punkt an ihrer Hüfte zu berühren. Stattdessen fragte ich sie, wie ich mich am besten allein in der Stadt umsehen könnte.
»Es gibt etwas, das ich gern tun würde«, begann ich.
»Hmm. Frag eine andere, meine Kleine, mir steht nicht mehr der Sinn nach dir.«
Unwillkürlich errötete ich. »Nein, nein. Ich möchte in die Stadt gehen.«
»Das
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