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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Tempels direkt in eine Gasse hinausführten. Es gab drei davon. Sie waren lang und schmal mit Bänken und Reihen von Gestellen und Haken an den Wänden zu beiden Seiten. Heute waren sie alle leer, aber ich wusste aus meinem Training, dass sie benutzt wurden, um bei Bedarf Waffen und Ausrüstung für die Klingen zu lagern. Mutter Shesturi war eine schweigsame Frau von gedrungener Statur. Ihre Art, sich zu bewegen, verriet mir, dass es mir schwerfallen würde, sie im Trainingsraum zu besiegen. Sie patrouillierte die Stadt mit vier Frauen in ihrem Trupp.
    Eine war zu meiner Überraschung Mutter Argai. Die anderen drei kannte ich, aber nicht besonders gut: Mutter Adhiti, Mutter Gita und Mutter Shig. Mutter Adhiti war bei Weitem die größte Frau bei den Klingen und einer der größten Menschen, die ich je gesehen hatte. Die gertenschlanke Mutter Gita machte selten den Mund auf. Eine rötliche Narbe verunzierte ihr Gesicht, und mein unwillkürliches Gefühl, dass mich etwas mit ihr verband, hätte nicht falscher sein können. Mutter Shig war schwerer zu verstehen. Sie war klein, fast grauhäutig und an der Grenze zur Missgestalt, aber sie kletterte besser als ich – eine der wenigen im Tempel, die das konnten.
    Mutter Shesturi nickte nur und sagte: »Willkommen.« Die anderen murmelten etwas, ausgenommen Mutter Gita, die mich einen langen Moment anstarrte und dann zu vergessen schien.
    Klingen auf Patrouille kleideten sich, um aufzufallen. Wir trugen leicht gepanzerte Röcke über ledernen Hosen, Blusen aus einem glatten, dreifach gewebten Material und kniehohe Stiefel. Alles war schwarz. Wir stolzierten nicht nach draußen wie Mitglieder der Straßengilde als Beschützer oder die Schlüsselhalterinnenkaste auf der Suche nach entflohenen Verbrechern. Wir patrouillierten die Gassen, die Spelunken, machten Abstecher in den Untergrund.
    Am Anfang wusste ich nicht, wonach wir suchten. Ich folgte Mutter Shesturi und ihrem Trupp durch ganz Kalimpura. Ich wusste bereits, dass die Leute auf den Straßen den Müttern des Tempels Platz machten. Jetzt verstand ich, warum.
    Ein patrouillierender Klingentrupp war selbst für mich beängstigend, und ich kannte diese Frauen.
    Wir kehrten an diesem ersten Abend zurück, ohne mehr als ein Dutzend Worte gewechselt zu haben. Wir hielten niemanden an, begannen keinen Kampf, beendeten keinen Kampf. Wir waren einfach nur präsent gewesen, zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten, überall in der Stadt.
    »Zielübungen in der Schießhalle vor Sonnenaufgang«, kündigte Mutter Shesturi an, während wir im Einsatzraum wieder in unsere Tempelkleidung schlüpften.
    In dieser Nacht reichte die Zeit gerade zum Schlafen. Ich kam nicht dazu, mein Kostüm auszubessern. An einen Ausflug in den Hafen war gar nicht zu denken.
    Am folgenden Morgen schossen wir mit Bogen und Armbrust. Mutter Shesturi trainierte uns, bis wir alle mit beiden Waffen auf allen drei Reichweiten dicht beieinanderlagen.
    »Einsatz am Mittag«, sagte sie, als wir aufräumten. Es blieb noch Zeit für ein Bad, dann waren wir wieder draußen.
    So ging es eine Woche lang. Die anderen Frauen des Trupps begannen zu murren, ausgenommen Mutter Gita, die wie üblich ihre Meinung für sich behielt. Nach einigen Tagen musterte mich Mutter Adhiti eingehend. »Du bist alt genug, auf dich selber zu achten. Wie gefährlich bist du?«
    Eines Nachts suchten wir ein Dutzend Zufluchtsstätten auf. Mutter Vistha hatte mir von ihnen erzählt – Schuppen, Hütten, Höhlen, gelegentlich auch Wohnungen oder Büros, verstreut über ganz Kalimpura, in denen Klingen Unterschlupf fanden, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten. Unser Trupp überprüfte sie aus einiger Entfernung und sandte dann jemanden an einige ausgewählte näher heran. Ich war klein und schnell, also fiel mir die Aufgabe zu.
    »Es bedeutet den Tod, verstehst du?«, sagte Mutter Argai, als ich nach der Überprüfung eines Daches ein Abflussrohr hinunterglitt.
    »Was?«
    »Erzähle niemandem davon. Nicht einmal den anderen im Tempel. Die Klingen haben ganz wenige Regeln, aber eine lautet, niemals jemandem von den Zufluchtsstätten zu erzählen, außer anderen Klingen.« Sie beugte sich so nah, dass sie mein Ohr hätte küssen können. »Diese Regel könnte dir eines Tages das Leben retten, Green.«
    Beim Einsatz am achten Tag, dieses Mal spät am Abend, geschah es zum ersten Mal, dass ich einen Trupp in eine gefährliche Situation geraten sah. Mutter Shesturi führte uns hinter dem

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