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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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als einer Woche, was ihnen sonst ein ganzes Jahr Arbeit nicht eingebracht hätte. Wir riefen zwei Schiffe an, bevor wir ein drittes fanden, das endlich antwortete und auch angab, auf dem Weg zur Steinküste zu sein. Die Lichtläufer war ein hochbordiges stählernes Schiff unter der Flagge von Dun Cranmoor.
    Als wir uns schließlich einig waren, kletterte Chowdry hinter mir ebenfalls die Leiter hoch.
    »Wo willst du hin?«, fragte ich ihn heftig in Seliu.
    »Utavi hat gedroht, mich umzubringen«, erwiderte er mit einem Zittern in der Stimme. »Weil ich dagegen war, euch gefangen zu nehmen und in Kalimpura zu verkaufen.«
    Mistkerle, dachte ich. Chowdry hatte sich bei ihren heimlichen Besprechungen, wie es schien, unbeliebt gemacht.
    »Wohin ich gehe, ist kein Platz für dich«, zischte ich, aber dann begann Utavi unten laut zu fluchen und bleichhäutige Seeleute zogen mich über die Reling. Sie starrten grimmig auf Chowdry hinab und halfen ihm dann ebenfalls an Bord, als Utavi eine lange gekrümmte Klinge schwenkte.
    Die Entscheidung war uns abgenommen worden.
    Chowdry stand an der Reling und fluchte in einem Seliudialekt, von dem ich kaum ein Wort verstand, bis uns zwei dicke Männer zum Maat des Schiffes führten.
    Er war so blass wie alle anderen, womit ich sagen will, in diesen Breitengraden rot wie ein Apfel über der verschwitzten weißen Uniform. »Ihr seid nicht bewaffnet, nehme ich an.«
    Ich schämte mich direkt, wie angenehm ich eine petraeanische Stimme empfand. »Nur ein Messer für den täglichen Gebrauch, Sir«, sagte ich.
    Die Tanzmistress verbeugte sich und zeigte ihre Krallen.
    »Deinetwegen bin ich nicht besorgt, Ma’am«, sagte er mit einem schmalen Lächeln zu ihr. »Dann kommt mit.« Der Maat winkte uns zur Tür hinaus.
    Wir folgten, Chowdry etwas zögernd angesichts der neuen Obrigkeit. Wir wurden umgehend in eine kleine Messe gebracht. Ein Blick auf die vier Männer, die hinter dem Tisch warteten, sagte mir, dass uns eine Anhörung bevorstand.
    Dann erkannte ich, dass einer von ihnen Srini, der Zahlmeister der Südlichen Freiheit , war.
    Seine Überraschung war sogar noch größer als meine. »Green«, sagte er in Seliu und wollte aufstehen. Er setzte sich verlegen wieder unter dem finsteren Blick des dicken Mannes am Ende des Tisches.
    »Srini«, sagte ich in Petraeanisch. »Es ist schön, dich wiederzusehen.«
    »Du kennst diese Leute?«, fragte der Kapitän Srini.
    »Nur das Mä …« Er blickte auf meine gestutzten Haare und meine Seemannskleidung und berichtigte sich. »Nur Green.«
    Der Ausrutscher des Zahlmeisters hätte ebenso gut ein Paukenschlag sein können, aber niemandem sonst schien er aufzufallen.
    »Nicht viele von euch Burschen aus dem Süden sprechen so gut«, stellte der Kapitän fest. »Wie kommst du in die Gesellschaft dieser Genette?« Er wandte sich an die Tanzmistress. »Ich bitte um Entschuldigung, meine Lady.«
    »Es ist keine Entschuldigung erforderlich«, erwiderte sie liebenswürdig. »Ich hatte das Vergnügen, Green in Copper Downs zu unterrichten.«
    Sein Blick verriet mir, dass ich gerade beträchtlich in seiner Achtung gestiegen war. »Wir machen gute Fahrt, selbst mit diesem kleinen Zwischenaufenthalt, um euch an Bord zu nehmen. Ihr seid also auf dem Weg nach Norden. Wir laufen Lost Port an, dann Copper Downs und dann unseren Heimathafen in Dun Cranmoor.«
    »Ich kann die drei Passagen bezahlen, sobald wir in Copper Downs anlegen«, erklärte ihm die Tanzmistress.
    »Oder wir arbeiten sie gleich ab«, fügte ich hinzu. »Ich bin ein erfahrener Koch, im Palast so gut wie auf einem Schiff.«
    »Was ist mit deinem Vater?«
    Vater?, schoss es mir einen kurzen panischen Augenblick durch den Kopf, bevor mir klar wurde, was der Mann meinte. »Chowdry?« Ich sah ihn an. Er stank nach Furcht und Schweiß. Wie konnte ich das zulassen? Die Göttin hatte natürlich eine Aufgabe für Chowdry, aber es würde noch eine lange Zeit dauern, bis sich mir Ihr Plan offenbarte. »Wir stehen für ihn ein.«
    »Sir«, sagte Srini, »ich spreche für Green und seine Begleiterin. Wenn sie für den Selistani einstehen, würde ich es als erledigt betrachten.«
    Der Kapitän runzelte die Stirn. »Dann stunde ich euch dreien die Passage. Srini, wenn sie sich aus dem Staub machen, nehme ich das Geld aus deiner Heuer.«
    »Ja, Sir«, sagte der Zahlmeister.
    »Danke«, fügte ich hinzu. Die Tanzmistress neigte nur ihren Kopf.
    Damit war die Anhörung beendet. Wir hatten nun unseren Platz auf

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