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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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kunstvollen Knoten vernäht und verschlossen und anschließend mit einem Bleiklumpen und gestempeltem Wachs versiegelt worden war. Ganz offensichtlich sollte meinesgleichen nicht in Versuchung kommen, solch eine kostbare Sendung zu öffnen.
    Ich steckte ihn ein und verbeugte mich. »Die Schwindsucht über deine Ziegen und Sodbrennen über dich und alle deine Freunde«, wünschte ich ihm freundlich in Seliu.
    »Ausländer.« Er rümpfte die Nase.
    Grinsend schritt ich durch den Garten zur Spindelstraße zurück. Ich brauchte fünfzehn Minuten bis zum Schiff, dann würde ich die kostbare Sendung los sein.
    Vier grimmig aussehende, massige Männer mittleren Alters schwangen sich von der Heckklappe eines Wagens, der mir entgegenkam. Sie machten sich gar nicht die Mühe, mich zu umstellen.
    »Heraus damit, Junge«, sagte der bärtigste von ihnen. »Was immer du aus dem Palast geholt hast. Wir haben keine Zeit für Spielchen.« Er hielt einen Prügel in der Hand. Der Mann links von ihm war mit einem kurzen Messer bewaffnet, ähnlich meiner verlorenen Banditenklinge. Die anderen beiden krümmten ihre Finger, als hätten sie es auf meinen Hals abgesehen.
    »Gehört ihr zu Choybalsan?«
    »Hah. Bist ein kleiner Klugscheißer, was? Wir machen uns nur ein angenehmes Leben hier. Auf deine Kosten.«
    »Nein. Das glaube ich nicht.« Ich trat einen Schritt zurück. Es musste rasch gehen. Wenn ich nicht rechtzeitig zur Lichtläufer zurückkehrte, hielt mich Srini für eine Betrügerin.
    »Holt euch die kleine Ratte«, sagte der Anführer mit müder Stimme. »Brecht ihm alle Knochen.«
    Mit drei Schritten erreichte ich den Mann mit dem Messer. Ich sprang und rammte ihm meine Ellenbogen ins Gesicht. Er war dick und behäbig und stolperte nach hinten. Sein Kopf krachte unter meinem Gewicht auf das Pflaster. Ich entriss ihm sein Messer, drehte mich in derselben Bewegung um und stieß es ihrem Wortführer in den Bauch.
    »Viel Vergnügen in deinem angenehmen Leben«, fauchte ich. Seine Augen waren weit aufgerissen, während er schwankend dastand. Ich zog das Messer heraus und wischte es zweimal an seiner ledernen Hemdbrust ab. Dann brachte ich ihn mit einem Schubs meines Fingers zu Fall.
    Die anderen beiden wichen zurück. Ich winkte ihnen mit dem Messer zu, dann setzte ich meinen Weg zur Tanzmistress fort.
    Mir war jetzt klar, wovor sich die Menschen in dieser Stadt fürchteten. Sie brauchten keinen Banditenkönig in Copper Downs, wenn das eigene Gesindel bereits die Straßen beherrschte.
    Der Regen war stärker geworden, als ich die Lichtläufer erreichte. Er trug den salzigen Geruch des Meeres mit sich. Die Tanzmistress und Srini warteten bereits an der Reling. Wieder ein Messer in meiner Beinkleidung stecken zu haben war ein erfreuliches Gefühl, auch wenn dieses nicht so ausbalanciert wie meine alte Klinge war. Ich war noch immer aufgewühlt von dem Überfall.
    Möglicherweise hatte ich einen oder beide Gegner getötet. Doch nur, wenn die anderen beiden keine Hilfe für ihre Freunde holten. Mit meiner Ausbildung durch die Tanzmistress und die Klingen könnte ich diese Stadt das Fürchten lehren.
    Ich hielt an der Laufplanke an und warf den versiegelten Beutel zur Tanzmistress hoch. Sie wirkte überrascht, als sie ihn fing. Ich überflog die Menge und sah hauptsächlich Seeleute und Arbeiter, nachdem die aussteigenden Passagiere und ihre natürlichen Jäger längst anderen Geschäften nachgingen. Die Tanzmistress und Srini zählten das Geld und murmelten miteinander. Dann kam sie die Planke herunter, gefolgt von Chowdry, mit einer kleinen Tasche, die er wohl von der Mannschaft geschnorrt hatte.
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Was ist passiert?«
    »Jemand wollte sich mit mir anlegen.«
    »Und?«
    »Sie hatten kein Glück.« Ich grinste grimmig. »Gehen wir.«
    »Green …« Sie brach ab und folgte mir mit Chowdry, als ich meine Schritte den Kai hinunterlenkte. Dann zupfte sie mich am Arm. »Wenn du nicht erkannt werden willst, solltest du dich vielleicht bemühen, nicht aufzufallen.«
    Sie hatte Recht. Ich hätte diesen behäbigen Tölpeln leicht entwischen können, entweder in die andere Richtung und dann durch ein paar Seitenstraßen oder über die Dächer. Es war ein gutes Gefühl gewesen, wieder einmal die Muskeln spielen zu lassen. Ich hatte keine Lust gehabt, das Opfer zu mimen.
    »Mag schon sein«, sagte ich nur.
    Sie ließ es dabei bewenden und ich ebenfalls. Wir standen unentschlossen mit Chowdry auf der

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