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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Papierpäckchen voller Feuerpulver.
    Ich konnte nicht erkennen, ob es sich um Raucherzeuger oder Explodierer handelte. Ich betete um das Letztere, als ich eines in die Feuerschale beim Eingang steckte und dann so schnell nach links kroch, wie ich konnte.
    Federo schreckte mit einem Aufschrei hoch. Blitze knisterten nicht mehr im Einklang in dem Rhythmus, den gerade noch seine Lust diktiert hatte, aber was ihn wach rüttelte, war der rotschwarze Ausbruch.
    Er hatte mich unter freiem Himmel nicht so beeindruckt.
    Das Zelt füllte sich mit Rauch und einem beißenden Geruch. Federo warf den Speer zur Seite und sprang auf. Die Tanzmistress packte ihn von hinten. Ich richtete mich auf die Knie auf und schmetterte Federo meine beiden Fäuste gegen die Schläfe.
    Das beendete jeden Widerstand.
    Der Rauch war schrecklich dick geworden. Ich kämpfte gegen die Übelkeit an. Draußen versiegten die Blitze mit Federos schwindendem Bewusstsein. Nichts Wichtiges schien bis jetzt Feuer gefangen zu haben.
    Ich war überrascht, dass ich noch lebte.
    »Kleidung«, zischte die Tanzmistress. Federo hatte sie nackt bis auf die Ketten zu mir gebracht, aber sie zog bereits an Tüchern und Stoffen auf der Suche nach etwas, in das sie sich hüllen konnte.
    Meine Kleider waren steif. Schon allein der Gedanke, sie über meine sperrigen Gliedmaßen zu ziehen, schmerzte. Aber wir hatten eine geringe Chance, zu entkommen, da würde es nicht von großem Nutzen sein, nackt durch die Nacht zu rennen. Meine Stiefel befanden sich bei unseren Taschen. Ich zog sie an und ging hinkend zu Federo zurück. Ohne Bedauern holte ich tief Luft, sprang hoch und landete mit meinem ganzen Gewicht mit den Fersen voran auf seiner Brust.
    Ich erwartete einen knirschenden Aufprall. Vielleicht auch etwas Blut. Vor allem aber den röchelnden Atem eines Mannes am Rand des Todes.
    Stattdessen rutschte ich von ihm ab, als bestünde er aus Marmor.
    Ich fiel schmerzhaft zu Boden. Die Tanzmistress half mir hoch. »Auf diese Weise kann er nicht verletzt werden. Dafür sorgt die göttliche Gegenwart in ihm.«
    »Federo wäre jetzt tot«, stellte ich fest. »Das hier ist ohne Zweifel Choybalsan.«
    »Hilf mir, ihn hochzuheben.«
    Während ich ihr half, wunderte ich mich, dass mein Schlag auf seinen Kopf Wirkung gezeigt hatte, während die Absätze meiner Stiefel versagten. Oder war er jetzt wie Hautlos, unempfindlich gegen Waffen, aber nicht gegen die Hand?
    Wir schleppten ihn zum Altar. Sie begann, Choybalsan an dem Himmelsstein festzubinden. Ich musste mich überzeugen, auch wenn wir nicht viel Zeit hatten. Ich hob den lächerlichen Speer auf, vermochte ihn aber nicht in seinen Schenkel zu stoßen. Dann trat ich zu ihm und drückte meinen Fingernagel in seinen Hals.
    Eine rote Strieme bildete sich.
    Die Tanzmistress wurde gerade mit den Knoten fertig, als Choybalsan zu sich kam. »Euer Tod wird nun viel schlimmer sein.« Er spuckte die Worte fast. Draußen begann wieder Donner zu rollen.
    Ich beugte mich zu seinem Ohr und rief mir die alten Worte ins Gedächtnis. »Ein geteiltes Leben währt ewig«, flüsterte ich in Seliu. »Ein gehortetes Leben wird nie gelebt.«
    Nichts geschah. Auf diese Weise war der Tod des Herzogs vollendet worden, aber das magische Gleichgewicht währte jetzt länger, als ich für möglich gehalten hatte. Schweißtropfen zitterten an der Spitze meiner Nase.
    Choybalsan lachte nur schallend. »Du bist dem Geheimnis so nahe, aber du wirst es nie entdecken.« Er stemmte seine Schultern gegen die Bande, aber seine Belustigung überwog alles andere. »Dumme Smaragd. Wenn ich dir endlich dein Herz nehme, wirst du wünschen, du hättest zugelassen, dass ich dich in den Freuden meiner Lust töte.« Stolpernd zerrte ich eine weitere Feuerschale zu ihm. Die eine beim Eingang, die roten und schwarzen Rauch spuckte, war zu unhandlich.
    Die Belustigung schwand aus seinem Gesicht. »Kein Feuer!«
    »Ich werde dich nicht verbrennen«, erklärte ich ihm. Ich wusste nicht, was sich in den beiden anderen Päckchen befand. Wenn es Rauch war, mochte er ersticken. Wenn es noch eine Explosion gab, umso besser. »Mach den Blitzen ein Ende«, sagte ich zur Tanzmistress.
    Sie versetzte ihm harte Boxhiebe auf die Ohren. Choybalsan verlor wieder das Bewusstsein. Draußen rollte der Donner erneut aus.
    »Schneide eine Öffnung in die Rückseite des Zeltes.«
    Die Tanzmistress nickte, hob den Speer auf und stach auf die Tücher und Wandbehänge ein, bis sie zu den Fellen ihrer

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