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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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hinunterzubringen, aber irgendwie war ich trotzdem hungrig.
    »Du bist das hässlichste Mädchen, das ich kenne«, stellte Corinthia Anastasia fest.
    Darüber musste ich lachen, soweit das möglich war. »Du wirst es noch weit bringen.« Dann erkannte ich, dass ich auf dem Rücken lag. Meine Arschbacken juckten ziemlich. Das heißt, sie taten nicht mehr weh.
    Wie lange hatte ich geschlafen?
    Was war aus der Tanzmistress geworden? Aus Choybalsan und seiner Armee?
    Ich versuchte aufzustehen, konnte aber nicht. Ich hatte keine Kraft. »Wo ist deine Mutter? Ich muss wissen, was in der Welt los ist, und ich muss nach Copper Downs zurück.«
    »Sie meint, wenn du fragst, soll ich dir sagen, dass die Welt noch da ist.«
    Panik ließ meine Stimme schrill klingen. »Was ist mit Copper Downs?«
    »Ist auch noch da, glaub ich.« Sie grinste mit dem Holzlöffel im Mund. »Du nicht?«
    Das Gespräch mit ihr führte zu nichts.
    Endlich kam ihre Mutter zurück. Die Frau war die erwachsene Version ihrer Tochter, mit fülligen weiblichen Rundungen und sonnengebräunter Haut. Sie trug ein orangefarbenes Kleid aus einem groben Stoff. Große Bauernstiefel waren unter dem Saum zu sehen. Unter anderen Gegebenheiten hätte ich sie anziehend gefunden.
    »Die Anlegestelle in Briarpool ist niedergebrannt worden«, erzählte sie. »Zusammen mit meinem Boot. Hinter dir war der Haufen Schwertschwinger her.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte ich höflich. »Ich muss mich entschuldigen.«
    »Sie haben alles Mögliche angezündet, wie erwartet.« Ihr Ton war schroff mit einer Spur Bedauern. Sie setzte sich in Taillenhöhe zu mir auf das kleine Bett und strich mir übers Haar. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme voller Mitgefühl. »Man hat dir viel Schlimmes angetan, meine Liebe.«
    »Einiges tat ich selbst.«
    »Du hast vielleicht das Messer in der Hand gehabt, aber andere haben dich dazu getrieben.«
    »Ja, das könnte man sagen.«
    »Fremdes Mädchen«, sagte sie, »von jenseits irgendeines Meeres. Ich weiß, wie die aus dem Norden aussehen, und du bist keine von uns. Aber du sprichst, als kämst du aus einem Haus auf der Weißkopfstraße.«
    Diese Frau besaß die Autorität einer Tempelmutter, aber ohne die Härte. Ich verspürte den irrationalen Drang, ihr zu vertrauen. »Jemand in Copper Downs hat mich aufgezogen.«
    »Hast du mit Lehrmistresses zu tun gehabt?«
    Die Frage überraschte mich. »J … ja.«
    »Ich dachte mir schon, dass du so eine bist.« Sie drehte sich zu dem Mädchen um und sagte: »Geh und sammle mir ein paar Nüsse auf.«
    Corinthia Anastasia stellte den Essnapf hin und stand langsam auf.
    »Und lass dir Zeit dabei.«
    »Ja, Mama.«
    Gleich darauf waren wir allein.
    »Ich wurde oben im Pfirsichhof ausgebildet«, erzählte sie mir. »Vielleicht zwanzig Jahre vor deiner Zeit.« Sie berührte ihren Bauch, wo er sich unter den Brüsten ein wenig nach außen wölbte. »Ich war ein sehr hübsches Mädchen. Das muss man wohl sein, um dorthin zu kommen. Aber als meine Monatsblutung einsetzte, legte mein Körper mehr Gewicht zu, als ich abarbeiten konnte, sosehr sie mich auch antrieben. Schließlich machte der Faktor dem Ganzen ein Ende und verkaufte mich an eine Herrschaft weit außerhalb der Stadt. Sie wollten nicht, dass sich herumsprach, dass sie ein dralles Mädchen aufgezogen hatten.«
    Ich hätte sie als mütterlich beschrieben, aber ich wusste, dass mütterlich für das damalige junge Mädchen keine wünschenswerte Beschreibung war. »Hier bist du gelandet.«
    »Ja, hier bin ich gelandet. Und ich hatte Glück, dass sie mich nicht irgendwohin verschifften, von wo es kein Zurück mehr gegeben hätte.«
    Was ist in dem herrschaftlichen Haus passiert? Ich hätte gern gefragt, aber das war ihre Geschichte. Sie würde sie schon erzählen, wenn ihr danach war. »Ich war schon auf ein oder zwei Schiffen.«
    »Ich zweifle nicht daran.« Sie strich die Decken auf mir glatt. »Du hast viel durchgemacht. Ich habe dir Flüssigkeit eingeflößt, so viel mir möglich war, und deine Wunden versorgt.«
    In Decken eingehüllt hatte ich bisher nicht nachgedacht, wie ich angezogen war. Mit einem einfachen Baumwollgewand, so wie es sich anfühlte. »Danke.«
    »Eine Armee treibt sich da draußen herum. Vorher waren sie lästig, aber jetzt sind sie wütend.«
    »Ich habe es nicht geschafft, ihren Gott zu töten.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Dass du es überhaupt versucht hast, sagt schon viel.«
    »D … danke.« Ich griff nach

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