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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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oben gedreht, aber seine Lippen bewegten sich. Ich beugte mich näher, aber hielt mein Ohr fern genug von seinem Mund, aus dem ich selbst im Tod nichts Gutes erwartete.
    »Schwarzblut …«, war alles, was er sagte.
    Ich stieß seinen Kopf ins Wasser und plantschte dann rasch durch das angrenzende Becken und das nächste dahinter, um sauber zu werden. Ich fühlte mich schmutziger als zuvor, als ich durch das Abwasser gekrochen war.
    Ich stieg aus dem zweiten Becken und hielt an der Tür inne. Ich befürchtete Priester auf der anderen Seite. Oder schlimmer, ein Tempelungeheuer wie Hautlos.
    Mir kam der Gedanke, dass es eine Möglichkeit war, einen Gott zu töten, indem man seine Priester tötete. Dazu bedurfte es keines besonderen Trainings. Ohne Gebet und Zeremonie wird ein Gott verkümmern. Die Zeit verging für das Göttliche ebenso rasch wie für den Menschen.
    »Das Leben ist ein Risiko«, flüsterte ich, stieß die Tür auf und sprang in den nächsten Raum.
    Das Holz schmetterte einem Mann gegen das Kinn, dass er schreiend zu Boden stürzte. Er war zu nah dran gewesen. Seinem Freund fuhr ich mit der Klinge quer über das Gesicht, zerschnitt ihm aber nur die Nasenflügel, was ihn jedoch zurückstolpern ließ. Noch im Schwung rammte ich dem Dritten meine Schulter in den Unterleib. Der Vierte packte mich, doch es gelang mir, ihm den Griff von Mohandas Waffe zwischen die Beine zu stoßen.
    Danach rannte ich zur Treppe und in die oberen Bäder, die wie immer gut besucht waren, zumindest bis meine bewaffnete Erscheinung die Leute in Panik versetzte. Ich hetzte mit ihnen hinaus auf die Straße. Ich musste die Taverne der Genetten so rasch wie möglich erreichen. Ich zog den Kopf ein und rannte, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ungesehen die Straße zu verlassen. Rufe schallten hinter mir her. Ich rannte um zwei Ecken, sprang auf einen unbeaufsichtigten Wagen und rollte mich von dort auf das flache Dach einer Kolonnade. Ich duckte mich dicht an das Gebäude, während die Verfolger direkt unter mir vorbeistürmten.
    Rasch zählte ich bis zwanzig, dass sie weit genug voraus waren, dann schob ich mich ans Ende der Kolonnade und sprang zwischen dem Gebäude und dem Wagen auf die Straße hinunter. Ein Mann mit einer Schürze über einem Baumwollhemd und einem Strohhut starrte mir mit einer Kiste in den Händen entgegen.
    »Den Segen der Götter über dich und dein Haus«, sagte ich in Seliu und verschwand in der nächsten Gasse.
    Danach war es einfach, die Dächer der zweistöckigen Häuser zu erklimmen. Dort fand ich einen hölzernen Wassertank und wusch mich gründlich darin. Danach durchschlug ich den Boden. Die Flut würde die Bewohner des Hauses mächtig verärgern, aber das war besser, als dass sie das Wasser tranken, das ich verunreinigt hatte. Ich kletterte am anderen Ende der Gasse hinab, klaute ein weißes Hemd von einer Leine und spazierte gemächlich den Rest des Weges zum Tavernenwirt.
    Als ich bei der Taverne eintraf, servierte Chowdry im Gastraum, und es roch sehr nach zu Hause. Der Duft ließ meinen Magen grollen. Chowdry blickte auf und lächelte.
    »Green, du lebst!«
    »Bitte«, erwiderte ich in Seliu. »Ich muss etwas essen und sofort mit dem Tavernenwirt reden.«
    »Er ist am Markt.« Chowdry überflog den Raum. Zwei Genetten saßen in der Nähe der Feuerstelle an einem Tisch mit einer irdenen Schüssel und verstreuten Blumen. Einer war der Rektifizierer, den anderen kannte ich nicht. »Du kennst den Berichtiger, ja?«
    Den Berichtiger? »Den Rektifizierer?«
    »Ich sage, was sein Name bedeutet, denke ich.« Chowdry blickte entschuldigend.
    Das passte. Auf eine seltsame Weise.
    »Bitte«, sagte ich, »eine Portion Curry.«
    Er nickte, versuchte eine halbe Verbeugung und lief in die Küche zurück. Ich trat rasch an den Tisch.
    Der Rektifizierer blickte auf. »Du solltest Trophäen behalten.« Er bedachte mich mit einem wilden Grinsen. »Ich kann riechen, dass du getötet hast.«
    »Die toten Knochen sehen an mir nicht so elegant aus wie an anderen.« Ich setzte mich und sagte zu der anderen Genette: »Ich bin Green. Ich bin ihm hier ein wenig bekannt und bin dem Tavernenwirt besser bekannt.«
    Sie erwiderte mein leichtes Nicken. »Du bist bekannt.«
    Wie es die Art ihres Volkes war, nannte sie mir ihren Namen nicht. Sie war langgliedrig, vielleicht die Schlankste, die ich je gesehen hatte. Ihr hellbraunes Fell wurde an Brust und Bauch fast weiß. Weder sie noch der Rektifizierer trugen viel

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