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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Wenn ich es will, werde ich diesen Ort verlassen und frei sein.«
    Schweigen war ihre Antwort, doch ihr Schwanz zuckte nun.
    »Und du …« Selbst in der Dunkelheit fühlte ich, dass ich errötete. Mein Gesicht musste ein Leuchtfeuer sein. »Wirst du mir alles beibringen, was ich wissen muss, um meinen Weg zu gehen?« Ich senkte einen Moment den Blick »B … bitte?«
    »Hmm.« Ihr Schwanz rollte sich. Dann streckte sie erneut ihre Hand aus. Ich nahm sie in meine und presste meine andere darauf, als wollte ich sie um Erlaubnis bitten, sie zu umarmen. »Reden wir über Werfen und Fallen.« Sie führte mich über den Hof, wo wir in der Nähe der Gerätekiste an meinem Körperschwerpunkt zu arbeiten begannen.
    Danach änderten sich die Dinge. Mistress Tirelle blieb unerfreulich, aber sie war auch auf eine seltsame Weise nervös. Etwas von der Schärfe war mit unserem kleinen Kochwettbewerb verschwunden. Es war, als hätte ich einen Sieg errungen, obwohl ich gefährlich nahe dran gewesen war, das ganze Spiel zu verlieren.
    Ich wurde nicht waghalsig, aber ich wurde mutiger. Ich bat häufiger um Sprecherlaubnis. Meine Fragen forderten die Lehrerinnen. Ich versuchte, mehrere Schritte über das hinauszudenken, was man mir zeigte. Nahrung war zum Essen da, aber sie war auch eine Waffe, eine Offenbarung, ein Wettbewerbsmittel, eine Bedrohung und eine Herausforderung. Hunde waren Diener und gleichzeitig auf ihre besondere Art Herrn – ihr geringer, aber scharfer Verstand begriff die Welt durch Gerüche und Rudeltreue und vermochte, ihrem Ausbilder Nachrichten über alte Ereignisse zu Gehör zu bringen. Die Sprache von Stoff und Falte und Muster war ebenso tiefgründig wie eine logische Abhandlung Mennoes des Großen oder der Safranmeister.
    Die ständigen Fragen und Herausforderungen halfen meinem Verstand, sich zu entfalten. Seltsamerweise bekam ich weniger Prügel. Ich hatte mein Tempo gefunden und war auf meinem Weg. Wie Mistress Balnea sagen würde: Der Reiter brauchte die Peitsche nicht mehr.
    Die Tanzmistress lehrte mich Schritte und Stürze eine Nacht pro Woche während des ganzen Mondzyklus. »Das ist das grundlegende Wissen«, erklärte sie. »Deinen Schwerpunkt zu kennen, deine Füße zu finden und durch die Wucht eines Sprungs nicht verletzt zu werden.« Ich lernte erkennen, wann sie Hiebe gegen mich ausführte, und ich lernte auszuweichen, allerdings weigerte sie sich, mich das Zuschlagen zu lehren. »Später. Wir haben noch Jahre vor uns.«
    Ich hatte sie gebeten, mir beizubringen, mich selbst in den Straßen zu schützen. Das tat sie, mehr nicht. Sie würden nichts von mir zu befürchten haben.
    Schließlich trafen wir uns mit Beginn des neuen Mondes wieder unter dem Granatapfelbaum. Nebel stieg auf und brachte die Kälte mit sich, die das Ende des Sommers ankündigte. Ich glitt in meinen schwarzen Sachen hinab. Die Tanzmistress wartete bereits wie immer. Wir hatten die Annehmlichkeit unserer früheren Freundschaft noch nicht wiedergewonnen, aber Vernunft und Mitgefühl waren erneut unsere Begleiter. Ich sehnte mich nach mehr, aber für den Augenblick genügte es.
    Sie legte eine Hand leicht auf meine Schulter. »Bist du bereit?«
    »Ja.« Ich grinste.
    »Nein«, erwiderte sie mit einem sehr viel geringeren Lächeln. »Das bist du nicht. Aber du bist nie bereit – du stürmst nur vorwärts, wenn der Augenblick da ist.«
    »Dann sollten wir vorwärtsstürmen.«
    »Ich zähle bis zehn, dann bist du auf der Mauer.«
    Ich rannte, als ob ich Feuer unter den Sohlen hätte.
    Später in der Nacht holte ich meine imaginäre Seide heraus und nähte ein weiteres Glöckchen an. Dann verbrachte ich eine lange Zeit damit, mir eine Geschichte in meiner Muttersprache zu erzählen; von einem Mädchen, das in den Wassergräben schwamm und das von einem Ochsen mit dem Namen Ausdauer beschützt wurde. Nur er mit seinen großen braunen Augen und seiner nie endenden Geduld hatte mich nicht verraten. Weder war er gestorben noch hatte er mich fortgeschickt. Dass ich so wenige Worte wusste und sie so schwierig waren, tat mir weh. Ich wusste, dass die Dürftigkeit meiner eigenen Sprache mehr mit dem Alter zu tun hatte, in dem mich Federo fortgebracht hatte, als mit einem Mangel der Sprache selbst, dennoch war es traurig.
    Ich weinte darüber. Das Kissen saugte meine Tränen auf und schließlich auch meine quälenden Gedanken.
    Ein paar Tage später befand ich mich mit Mistress Tirelle im Hof und zog meine Augenbinde hoch, um Früchte in

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