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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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meiner Erinnerung war der Torpfosten fast so groß wie Federo, aber jetzt sah ich nur ein kleines knorriges Ding, das aussah, als wäre es von einem geistig behinderten Kind aufgestellt worden.
    Dann hörte ich das Klappern einer hölzernen Glocke. Ich sah Ausdauer, der hinter der Hütte gelegen haben musste, er erhob sich und kam hervor. Er blickte mich an. Ich beschleunigte meinen Schritt. Tränen stiegen mir erneut in die Augen. Der Ochse schnaubte einmal, dann noch einmal und schüttelte sein Haupt. Die Glocke schlug mit der Bewegung.
    Erkannte er mich nach all den Jahren wieder? Erinnerungen konnten so schmerzhaft wie ein Messerstich sein.
    Eine Frau trat aus der Hütte und starrte mich ebenfalls an. Sie war mager, dunkel und trug nur ein Stück schmutziges Leinen, das sie zweimal um ihren Körper gewickelt und dann über ihre Schultern gelegt hatte.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    Ich hielt an. Ausdauer schnaufte. Ich holte tief Luft, um das Zittern in der Stimme zu unterdrücken, und sagte: »Ich bin die Tochter meines Vaters und endlich zurückgekehrt.«
    Sie kam zu mir und ergriff mein Kinn, um mein Gesicht zu drehen. »Pinars Tochter starb als kleines Kind mit ihrer Mutter. Aber … du siehst ihm wirklich ähnlich.«
    Das war der Augenblick, da ich hätte umkehren und fortgehen sollen. Das war der Augenblick, da die Erinnerung an mein Zuhause unberührt geblieben wäre. Das war der Augenblick, bis zu dem ich noch an die Liebe meines Vaters glaubte.
    Aber wie eine Närrin, eine zweifache Närrin, gab ich nicht auf. »Ausdauer kennt mich. Der Ochse erinnert sich an mich.«
    Sie warf einen Blick über die Schulter. »Dieses alte Klappergestell? Der wird nächste Woche geschlachtet.« Dann rief sie: »Pinar! Komm heraus!«
    Mein Vater erschien im Eingang der Hütte, zitternd und müde, und er sah mich mit leeren Augen an, als hätte er mich noch nie in seinem Leben gesehen. Ich sah sein Gesicht, wollte hinlaufen und ihn umarmen, doch die Hand seiner Frau hielt mich fest am Arm, und mir blieb das Herz stehen. Ausdauer fuhr fort, schnaubend seinen Kopf zu schütteln und seine Glocke zu läuten.
    Der Ochse hatte mich nicht willkommen geheißen. Er wollte mich warnen.
    An diesem Nachmittag stand ich knöcheltief im Reisfeld und zupfte Unkraut aus. Der Ochse schlief wieder hinter der Hütte, wo in früheren Jahren sein Stall gewesen war. Papa – Pinarjee – schlief ebenfalls. Nur seine Frau war draußen bei mir. Sie hieß Shar.
    »Wenn das dein Zuhause ist, dann wirst du dir deinen Lebensunterhalt hier wie alle anderen verdienen«, sagte sie heftig.
    »Warum kennt er mich nicht?«
    Shar hackte mit ihrer Haue die Scholle auf und riss einige Büschel des wächsernen Unkrauts aus. Ich wartete auf eine Antwort, doch sie arbeitete weiter. So fuhr ich ebenfalls mit der Arbeit fort.
    Schließlich sagte sie: »Er erkennt kaum noch etwas. Manchmal ruft er nach Mira.« Sie bedachte mich mit einem Seitenblick. »Das war seine Mutter.«
    »Ich erinnere mich an meine Großmutter«, sagte ich leise.
    »Du erinnerst dich an gar nichts!«, kreischte sie und ließ ihre Haue fallen. »Hör dich doch selber an. Du redest nicht wie eine Frau. Du redest wie ein Fremder. Deine Kleidung ist fremd. Du gehst nicht einmal wie eine Frau!« Shar beugte sich zu mir und zischte wütend: »Das ist nicht dein Zuhause. Es ist meins!. Pinar …« Sie schluckte ein Schluchzen und fuhr fort: »Was immer von Pinar noch übrig ist, er ist mein Mann.«
    Ich weiß nicht, was ich mir von meiner Heimkehr erhofft hatte. Sicherlich nicht eine angsterfüllte, wütende Frau an der Seite eines Mannes, dessen Verstand bereits in anderen Gefilden weilte. Die Gräben, in denen ich gespielt hatte und geschwommen war, waren jetzt voll von dunklem Wasser und stinkendem Moos. Insekten von der Größe meiner Hand huschten durch die Bananenstauden meiner Erinnerung.
    Selbst Ausdauer war alt.
    Es brach mir das Herz. Vor Shar schluckte ich meine Tränen, aber sie musste es in meinem Gesicht gesehen haben.
    »Kehre in deine Stadt zurück, kleines fremdländisches Mädchen. Lass uns auf unsere Weise hier hungern. Das ist nicht dein Land.« Sie spuckte in das Wasser zu meinen Füßen. »Das war es nie.«
    Ich fand einen Rest von Mut. »W … was fürchtest du denn?«
    Sie sah mich an, als wäre ich nicht richtig im Kopf.
    »Ich v … verstehe es nicht«, sagte ich. »Ich weiß nicht, warum du so wütend bist.«
    »Weil du, kleine Närrin, zurückgekommen bist. Wenn die

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