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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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und warte auf sie.«
    Â»In Ordnung.« Ich fühlte mich grässlich, weil ich ihm nicht alles gesagt hatte.
    Als das Orchester den neuen Akt ankündigte, lächelte ich Mr. Harris und Mr. Greely zu. »Miss Creaghan wurde ein wenig schwindlig«, flüsterte ich Mr. Greely zu. »Miss O’Rourke ist bei ihr geblieben und kümmert sich um sie«, wandte ich mich an Mr. Harris. Hoffentlich war mein Schauspiel ebenso überzeugend wie das auf der Bühne unter mir.
    Im zweiten Akt ging es um die Rache, die Kitty an Suzie nahm. Sie kaufte bei einer alten Hexe, gespielt von Miss LeMar, ein Messer und vergiftete es, indem sie es mit den Blättern eines verwunschenen Baumes einrieb, gespielt von Mr. Dinks langbeinigem Illusionisten. Kitty zog eine hinterhältige Lüge auf und traf sich mit Suzie allein. Zu meinem Entsetzen stach sie Suzie die Klinge tief ins Herz, und als Suzie rief: »Lieber Gott! Das ist mein Ende!«, schnappte ich laut nach Luft.
    Bei ihrem entsetzlichen Tod nahm Mr. Wentworth meine Hand und hielt sie sehr fest. Diesmal zog ich sie nicht zurück. Alice und Mae mochten sich entschieden haben, Miss Everetts Erwartungen ein letztes Mal zu entgehen, ich aber war entschieden, sie zu erfüllen.

Slumber, my darling, thy mother is near,
    Guarding thy dreams from all terror and fear.
    Sunlight has pass’d and the twilight is gone.
    Slumber, my darling, the night’s coming on.
    Sweet visions attend thy sleep,
Fondest, dearest to me,
While others their revel keep,
I will watch over thee.
    Schlafe, mein Liebling, dein’ Mutter ist nah,
Beschützt deine Träume vor Angst und Gefahr.
Die Sonn’ ist gesunken, die Dämm’rung vorbei,
Schlafe, mein Liebling, die Nacht kommt herbei.
    Süße Bilder besuchen dein Ruh’n,
du Teuerste, Liebste mein,
Und während and’re ihr Treiben tun,
werd’ ich als Hüter bei dir sein.
    XXVIII
    B is zum Ende des Stücks ließen sich weder Alice noch Mae noch Cadet blicken. Die anderen Herren, eindeutig verstimmt, gingen gleich nach dem Vorhang. Mr. Wentworth aber blieb bei mir, während ich auf Cadet wartete. Er bemerkte meine sorgenvolle Miene und sagte: »Sie erwähnten, dass eine der Damen unpässlich war. Meinen Sie, sie benötigt einen Arzt?«
    Â»Ganz sicher kümmert Cadet sich darum. Deswegen wird er vermutlich aufgehalten.«
    Er nickte, ließ sich dankbar von meinen Worten beruhigen und wandte gleich wieder seine gesamte Aufmerksamkeit mir zu. »Ich hatte bisher nur geglaubt, Sie wären das hinreißendste Mädchen, das mir je begegnet ist«, sagte er und schaute mir tief in die Augen. »Seit heute Abend weiß ich es. Bitte, Miss Fenwick, sagen Sie, dass wir uns noch einmal sehen!«
    Sein Wunsch kam mir angesichts meiner Sorge um Alice und Mae vollkommen ungelegen, doch ich gab mir große Mühe, möglichst viel koketten Enthusiasmus zu zeigen. »Es wäre mir ein Vergnügen, Mr. Wentworth. Ich habe den ganzen Abend gebetet, dass Sie das fragen.«
    Im gleichen Moment erschien Cadet. Er nickte Mr. Wentworth kurz zu, doch seine Ruhe war eindeutig gespielt.
    Â»Gute Nacht, Miss Fenwick«, sagte Mr. Wentworth. »Geben Sie bis zu unserem Wiedersehen gut auf sich acht.«
    Â»Bis dann, Mr. Wentworth.«
    Â»Bis dann.«
    Sobald Mr. Wentworth außer Hörweite war, wandte sich Cadet verzweifelt an mich. »Ich habe überall nachgesehen, sogar hinter der Bühne und in den Gassen rings um das Theater. Ich kann sie nirgendwo finden.«
    Â»Hast du mal an den Tanzpalast gedacht?«, gab ich mich ahnungslos.
    Unter dem Blick, den er mir daraufhin zuwarf, fühlte ich mich entsetzlich und niedrig. Er hielt mich auch diesmal für die Mitwisserin, die ihn täuschen und um seine Anstellung bringen wollte.
    Und so gestand ich. »Mae wollte mit einem jungen Beau, den sie heimlich trifft, dorthin, einem Mr. Vaughn. Sie hat Alice dazu gebracht, mit ihr zu gehen, als Begleitung für seinen Freund.«
    Cadet nahm meinen Arm und hielt ihn sehr fest, während wir hinaus in die kalte Nacht traten. »Vorsicht«, machte er mich auf einen Spalt zwischen den Pflastersteinen aufmerksam, über den ich sicher gestolpert wäre.
    Dann steckte er sich zwei Finger zwischen die Zähne und pfiff drei Mal, kurz und kräftig. Sofort tauchte eine ganze Bande aus dem Dunkel auf, drahtige, lumpige Jungs. Sieben Augenpaare leuchteten aus verdreckten

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