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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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sprechen.«
    Alice rollte sich zusammen und gab keinen Laut mehr von sich.
    Â»Er kann dir jetzt nicht mehr wehtun«, versicherte ihr Dr. Sadie.
    Â»Ihr Mädchen geht in die Küche«, sagte Miss Everett zu Mae und mir. »Wärmt euch am Ofen, und trinkt ein Glas heiße Milch. Ihr seid hier nicht nötig.«
    Mae verließ das Zimmer, doch als ich ihr folgen wollte, legte Dr. Sadie eine Hand auf meinen Arm und hielt mich zurück. »Mir wäre es lieber, du bleibst …« Dann wandte sie sich an Miss Everett: »Ich werde eine helfende Hand benötigen. Sie hat mich auf der Visite begleitet. Sie weiß, was zu tun ist.«
    Â»Nun gut«, sagte Miss Everett mit einem Nicken und ging dann auch zur Tür. »Ich bin im Salon, falls Sie mich brauchen.«
    Dr. Sadie winkte mich an ihre Seite und sagte zu Alice: »Wir müssen dich entkleiden, damit ich dich untersuchen kann.«
    Â»In Ordnung«, schniefte Alice.
    Ich öffnete die Knöpfe an ihrem Kleid und dachte, wie schön sie noch vor wenigen Stunden gewesen war, das mit Abstand hübscheste Mädchen im ganzen Theater. Die Bänder in ihrem Haar hatten perfekt zu dem Besatz am Kragen gepasst, und ihr Kleid hatte im Schein der Lichter geschimmert.
    Â»Leg deinen Kopf auf das Kissen«, wies Dr. Sadie sie an und begann, die Wunden zu untersuchen. Sie bedeckte Alice’ Oberkörper mit einem Laken und legte ihr eine Hand auf ein Knie. »Ich bin ganz vorsichtig.«
    Alice schloss fest die Augen und sagte: »Er hat so schreckliche Dinge getönt, er hat gesagt, wenn er mich bluten lässt, wird das seine Jungfrauenheilung.«
    Dr. Sadie schauderte, sie hatte offenbar große Mühe, mit ihrer Arbeit fortzufahren. »Bring mir bitte die Schüssel vom Waschbecken«, sagte sie zu mir, während sie die Prellungen und das Blut zwischen Alice’ Beinen besah, »und füll sie zur Hälfte mit Wasser.«
    Als ich damit ans Bett trat, holte Dr. Sadie eine Flasche und ein Päckchen Pulver aus ihrer Tasche, öffnete beides, schüttete den gesamten Inhalt in die Schüssel und vermischte alles mit dem Wasser.
    Â»Ich muss deine Wunden reinigen, von innen und außen, Alice«, sagte Dr. Sadie. »Das wird brennen, aber es geht nicht anders.«
    Alice verzog das Gesicht und presste die Knie zusammen.
    Â»Je eher ich damit anfange, umso eher ist es vorbei.«
    Alice nickte Dr. Sadie zu und sah dann zu mir. »Hältst du meine Hand?«
    Ich gab ihr meine Hand und drückte sie fest.
    Als Alice unter neuen Schmerzen weinte, dachte ich die ganze Zeit an meine Schuld dabei. Ich hätte mich Mae gegenüber behaupten sollen, hätte ihr sagen können, dass sie dieses eine Mal ihren Willen nicht durchsetzen würde. Wenn mein Herz wie das von Alice geschlagen hätte, hätte ich mich an ihre Seite gekniet und Gott angefleht, sie zu heilen, aber ich hatte keine Worte für sie. Nur: »Es tut mir leid.«
    Selbst in ihrem Elend schenkte mir Alice ein tränenreiches Lächeln.
    Dr. Sadie war fertig und gab Alice zur Beruhigung drei Löffel Brandy.
    Â»Warum gehst du nicht zu Mae in die Küche und bittest Mrs. Coyne, dir auch etwas warme Milch zu bereiten«, schlug sie mir vor. »Alice sollte nun schlafen.«
    Alice lag bleich und erschöpft unter ihrem Quilt, den Kopf auf ihrem Kissen. Endlich waren die Tränen versiegt. Ich schob ihr eine Strähne hinters Ohr und sagte: »Ich bin gleich wieder bei dir.«
    Sie nickte müde und schloss die Augen.
    Als ich am Ende der Treppe angelangt war, hörte ich Miss Everetts Stimme hinter der geschlossenen Salontür. Nicht Cadet, sondern Mae war bei ihr.
    Â»Ich habe nichts falsch gemacht«, sagte Mae.
    Â»Du hast mir heute Abend das ganze Geschäft ruiniert«, warf ihr Miss Everett vor. »Wegen deiner Torheit mussten sämtliche Verabredungen verschoben oder abgebrochen werden.«
    Â»Das liegt nicht an mir.«
    Â»Da habe ich anderes gehört«, sagte Miss Everett. »Leere deine Taschen und dein Retikül.«
    Â»Ich verstehe nicht.«
    Â»Tu es!«
    Das Ohr an die Tür gepresst, hörte ich Münzen auf den Boden klimpern, mehr, als ich zählen konnte.
    Â»Was hast du angestellt?«, fragte Miss Everett drohend. »Wie kommt ein Mädchen wie du an derart viel Geld, noch dazu an einem einzigen Abend?«
    Es gab ein Gescharre, dann einen heftigen Schlag. »Das gehört

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