Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
Vom Netzwerk:
Börsentipps. Fragt man: »Aber die werten Gattinnen?«, so behaupten diese Männer schlicht, ihre Ehefrauen würden daheim geduldig auf sie warten, und dies in vollem Bewusstsein jener Übertretungen. Ihre Frauen drückten gern ein Auge zu, da sie es für besser hielten, wenn ihre Ehemänner ihr untreues Verhalten auf unberührten Pfaden auslebten und nicht die Gesellschaft einer routinierten Dame der Nacht suchten.
    Miss E_., die Leiterin eines solchen Pensionats, prahlt gar damit, dass die Gewohnheit eines gewissen Herrn, sich bei ihr mit Mädchen zu versorgen, so weit gediehen sei, dass er seine Frau jeden Sonntag in die Kirche schicke und sich dann zu seinem Vergnügen ein Mädchen kommen lasse.
    Die Madame zeigt keinerlei Schuldbewusstsein. Sie sei stolz darauf, so sagt sie, wie sie ihre Mädchen »ausbilde«, und außerdem »ergeht es ihnen unter dem Dach meines schönen Hauses weit besser als auf der Straße.«
    Miss E_. erklärt außerdem, die Mädchen würden schrittweise in das Metier eingeführt, aus Sorge und Rücksicht auf ihr zartes Alter. Die Männer müssten sie sehr wohl umwerben, dem Mädchen ihrer Wahl Süßigkeiten und Geschenke überreichen, als Vorspiel zur Defloration. »Meine Rolle ist die einer aufmerksamen Mutter. Ich achte darauf, dass nur gut aussehende, höfliche Männer zu meinen Mädchen kommen. Keines meiner Mädchen wurde jemals verletzt, geraubt oder bei einer Jungfrauenheilung missbraucht.«
    Einer Jungfrauenheilung?
    Â»Es ist ein Irrglauben der schrecklichsten und entsetzlichsten Art«, erklärt die Leiterin. »Die groteske Vorstellung, dass ein Mann von der französischen oder irgendeiner anderen Krankheit geheilt werden könnte, indem er sich zu einer Jungfrau legt. So etwas ist ein Dorn im Auge all derer, die junge Mädchen schützen und angemessen heranbilden wollen.« Sie macht aus ihrem Abscheu keinen Hehl. »Keines meiner Mädchen, nicht eines«, wiederholte sie mit Nachdruck und schüttelte den Kopf. »Ich gebe gut auf meine Mädchen acht.«

–––––––––––––––––––––––––––
    East Houston Street Nr. 73
    (Ecke Houston und Elisabeth Street)
    Miss Emma Everett – fünf Pensionatsschülerinnen
    â€“––––––––––––––––––––––––––
    Dieses Haus führt Miss Everett, eine flamboyante Brünette, die ihren Kunden stets mit einem Lächeln gegenübertritt. »Little Emma«, wie sie gemeinhin genannt wird, hat fünf junge Pensionatsschülerinnen, deren heiteres Gemüt jeden Anflug von Schwermut vertreiben dürfte. Keine jener eleganten Damen, die in Satin und Seide über den Broadway wandeln, kann es mit dem bezaubernden Lächeln dieser feengleichen Geschöpfe aufnehmen, die sich hier dem Dienste des Amor widmen.
    Im Haus finden regelmäßige ärztliche Visiten statt. Doch auch seine Besucher dürfen jegliche Form von Aufmerksamkeit erwarten. Dieses Haus ist ein erstklassiges Etablissement, ruhig und gesittet – und komfortabelst mit französischen Spiegeln, Brüsseler Teppichen, Möbeln aus Palisander und üppigen Betten ausgestattet.
    â€“––––––––––––––––––––––––––
    Nur nach Terminabsprache.
    â€“––––––––––––––––––––––––––
    New York City für den Gentleman, 1871

XIII
    M ae erzählte mir, dass sie sich nach dem Debakel mit der falschen Ehevermittlerin an den einzigen Menschen gewandt hatte, den sie hier kannte – an Rose Duval, eine entfernte Cousine, die auch aus Patterson, New Jersey, stammte. Die junge Frau hatte einst Talent als Schauspielerin gezeigt, war aber durch eine Verkettung unvorhersehbarer Umstände zur Prostituierten geworden.
    Â»Das wusste ich ja vorher nicht«, sagte Mae. »Selbst ihre Mutter hatte keine Ahnung, dass Rose im Boudoir und nicht auf der Bühne gelandet war.«
    Mae hatte Rose um Hilfe angefleht, ihr erklärt, sie habe gute Gründe, nicht mehr heimzukehren, und

Weitere Kostenlose Bücher