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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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Gentleman.«
    Dann zeigte sie mir einen schmerzhaften Schanker, der sich seit dem Vorfall entwickelt hatte. »Können Sie irgendetwas tun, damit das weggeht?«
    Der Ausschlag wird mit einer quecksilberhaltigen Salbe innerhalb weniger Tage austrocknen, doch ich bin sicher, er ist der Vorbote eines weit schlimmeren Übels.
    S. F.

15. Wie viele Liebhaber werde ich haben?
    16. Der, den ich liebe – was hält er in Wirklichkeit von mir?
    17. Soll ich den süßen Versprechungen, die man mir ins Ohr flüstert, Glauben schenken?
    18. Liebt mich der Mann, an den ich denke?
    19. Denkt der Mann, an den ich denke, dass ich ihn liebe?
    20. Was kann ich tun, um das Herz des Mannes zu erobern, den ich liebe?
    Aus: Das Orakel für die Dame
von Cornelius Agrippa, einem unfehlbaren
Propheten männlichen Geschlechts.
    XXI
    M ae trat neben mich ans Fenster und legte das Kinn auf meine Schulter. Sie wollte wissen, wohin ich schaute. »Warum gehst du nicht raus und leistest ihm Gesellschaft?«, neckte sie mich und wies auf Cadet. »Vielleicht gibt er dir ja noch einen Kuss.«
    Cadet hielt wie üblich, eine Lampe zu seinen Füßen, Wache auf dem Dach, um einen Ausbruchsversuch von Mae zu verhindern.
    Ich schüttelte Mae ab. »Er hat mich bloß geküsst, weil du es ihm befohlen hast. Und das Spiel war doch auch nur dazu da, mich vorher abzulenken.«
    Â»Mag sein«, erwiderte Mae. »Aber ich habe ihm nicht befohlen, das Ganze zu genießen. Das hat er höchstselbst getan.«
    Bei der Erinnerung an seine Lippen auf meinen wurde ich rot, doch ich rührte mich nicht von meinem Posten.
    Â»Wenn du nicht rausgehst, schicke ich Alice«, drohte Mae.
    Alice holte kichernd meinen Wollumhang und legte ihn mir um. »Dich will er sicher lieber sehen«, sagte sie und gab mir einen kleinen Schubs.
    Die Atmosphäre im Haus hatte sich seit meiner Ankunft sehr verändert. Alice betete mittlerweile jeden Abend und flehte zu Gott, er möge ihr statt eines Verführers einen Ehemann schicken. Rose war kurz angebunden und wollte nur noch weg. Und Emily hatte ich drei Vormittage hintereinander in ihrem Zimmer weinen hören. Als Missouri mich beim Lauschen erwischt hatte, hatte sie nur gesagt: »Dich geht das nichts an. Das wird schon wieder.«
    Auch hatte Miss Everett es noch nicht für nötig befunden, mir Mrs. Riordans Tränenfänger zurückzugeben, doch die Tränen, die ich in das bezaubernde Fläschchen vergossen hatte, waren bestimmt noch nicht getrocknet. Die Erscheinung in meinem Traum war nicht Mamas Geist gewesen, und ich fand keinerlei Anzeichen dafür, dass sie tatsächlich nahe war. Ich hatte es für möglich gehalten, dass es nach Dr. Godfrey’s riechen, wenn ich allein war, oder ich ihre Finger an meinem Nackenhaar spüren würde, doch es war nichts geschehen. Ihr Tod hatte mir größeren Kummer als all ihre Lügen verursacht. Verrat kann man vergeben und vergessen. Der Tod ist unabänderlich.
    Nur die Tagträumereien von Cadet lösten die knotige Angst in meinem Magen. Ich hätte mein Sehnen natürlich lieber für mich behalten, doch Mae konnte ich nichts vormachen, offenbar ja nicht einmal der gutmütigen Alice.
    Â»Na schön«, sagte ich und spielte die mühsam Überredete. »Ich gehe. Hilf mir raus.«
    Gemeinsam zogen wir am Fensterrahmen, bis er so weit geöffnet war, dass Alice mich hindurchschieben konnte.
    Auf dem Dach war es kalt, der Wind blähte meinen Umhang und ließ mich schaudern. Cadet lächelte bei meinem Anblick; Alice hatte recht gehabt.
    Cadet zog einen Flachmann aus der Tasche, drehte den Verschluss ab und reichte mir die Flasche. »Hier, gegen die Kälte.«
    Der Alkohol roch angenehmer als das schale Bier, mit dem Mama immer ihr Dr. Godfrey’s hinuntergespült hatte, doch beim Gedanken an ihr Getorkel und ihre betrunkenen Tränen an meiner Schulter lehnte ich ab.
    Â»Nein, danke schön«, erwiderte ich stirnrunzelnd.
    Â»Wie du magst«, sagte Cadet, legte den Flachmann an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Auf meine angewiderte Miene hin wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund und sagte: »Hast recht, es ist eine üble Angewohnheit. Pa hat’s das Leben gekostet. Ich hab mir das Trinken angewöhnt, während ich noch für Dick the Ratter gearbeitet hab. Da wohnte ich mit ein paar anderen Jungs zusammen. Wir mussten in

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