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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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einem Keller unter einem Laden auf der Third Avenue schlafen, und das war im Grunde bloß ein Erdloch. Nachts wurde es oft bitterkalt.«
    Als er sah, dass Mae und Alice am Fenster lauerten, sagte er: »Hinter dem Schornstein drüben ist es geschützter – na komm, geh’n wir aus dem Wind.«
    Ich folgte ihm zu einem Platz, außer Sichtweite, an dem sich Cadet eingerichtet hatte. Sogar eine Kiste zum Sitzen gab es dort. Doch kaum hatten wir uns niedergelassen, wussten wir beide nichts zu sagen, nichts zu tun, und das Schweigen wurde immer unangenehmer. Endlich fiel mir eine Frage ein, obwohl ich die Antwort schon zu kennen glaubte. »Gefällt es dir hier?« Für einen starken jungen Mann wie Cadet gab es zahllose Möglichkeiten. Dies war sicher nur eine Zwischenstation, bis sich etwas Besseres ergab.
    Â»Es ist ganz okay«, sagte er.
    Â»Wenn du es dir aussuchen könntest, wohin würdest du dann gehen?«
    Â»Nach Westen«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    Â»Weg von New York?«
    Â»Aber sofort.« Er legte den Flachmann wieder an den Mund. »Da draußen im Westen macht täglich irgendwer sein Glück. Wenn ich genug gespart hab, spring ich auf einen Zug und schlag mich durch bis nach Kalifornien. Dann bau ich mir ein neues Leben auf, vielleicht änder ich sogar den Namen.«
    Mein Herz wurde schwer. Ich hätte nicht erwartet, dass es ihn so weit in die Ferne ziehen würde.
    Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob es an, bis sich unsere Blicke trafen. »Wie wär’s mit einem Abschiedskuss?«, grinste er. »Wer weiß schon genau, wann ich gehe?«
    Ich schloss die Augen, und wieder spürte ich seine weichen Lippen. Ich griff nach seiner Hand und hielt sie sehr fest, damit er wusste, dass ich ihn vermissen würde.
    Doch er hatte meine Zuneigung wohl als Ermutigung aufgefasst, denn er entzog mir die Hand und öffnete die Schnalle meines Umhangs. Dann glitten seine Finger zwischen den Knöpfen meiner Bluse hindurch und fassten an die Stelle, wo meine Brust an das obere Ende des Korsetts stieß. Seine Küsse wurden immer drängender, er verwandelte sich von dem Cadet meiner Tagträume zu Mr. Goodwin, der im Gegenzug für ein paar Eier oder einen halben Laib Brot alles Mögliche betatschen wollte. Ich hatte so gern mit Cadet allein sein wollen, aber ich hatte dabei doch nur einige Küsse im Sinn gehabt.
    Â»Nicht.« Ich schob ihn weg.
    Â»Schon gut«, sagte er. »Ich verrate nichts. Niemand erfährt hiervon.«
    Unsicher stand ich auf, bereit, notfalls vor ihm zu flüchten.
    Â»Ich dachte, das hättest du gewollt«, sagte Cadet.
    Â»Ich wollte nur, dass du mich küsst, nicht, dass du die Situation ausnutzt.«
    Â»Das würde ich nie tun«, versicherte er und schüttelte den Kopf.
    Â»Woher sollte ich das wissen?«
    Â»Du solltest nicht mit dem Feuer spielen, wenn du dir nicht sicher bist.«
    Â»Und du solltest nicht mit dem Herz eines Mädchens spielen.«
    Ich wartete auf eine Erwiderung, doch er wandte sich ab und zog seinen Flachmann aus der Tasche. Wütend auf ihn und auf mich selbst ging ich fort und kletterte in unser Zimmer.
    Alice saß wartend auf dem Bett. Mae war fort.
    Â»Sie hat mich dazu verleitet, ein paar Kekse aus der Küche zu klauen«, sagte Alice. »Und als ich zurückkam, war sie schon entwischt.«
    Â»Sie hat uns beide reingelegt, Alice«, seufzte ich, als mir Maes Listigkeit bewusst wurde.
    Â»Sollen wir zu Miss Everett gehen?«
    Â»Nein, wir dürfen Mae nicht verraten – dann würde Cadet seine Stellung verlieren, und wir würden auch ziemlichen Ärger bekommen.«
    Â»Ich habe sie wegen ihrer Mutter bedauert«, sagte Alice. »Ich habe ihr sogar, nachdem sie mich in dieses Haus gebracht hatte, die wenigen Pennys gegeben, die ich noch besaß. Aber es ist nicht gerecht, dass sie mit ihrer Unbesonnenheit immer durchkommt. Ich würde auch gern tanzen, lachen und mich wenigstens ein einziges Mal in den Armen eines echten Gentlemans drehen, bevor ich zur Hure werde. Wie schön, wenn man nie darüber nachdenken muss, welche Folgen etwas hat.«
    Cadet erwischte Mae in jener Nacht, als sie sich über die Dächer zurückschlich. Das Haus hatte im Dunkeln gelegen und Mae geglaubt, er sei bereits eingeschlafen.
    Â»Du darfst Miss Everett nichts sagen«, quengelte sie angetrunken, während sie durch das

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