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Der verbotene Kuss

Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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tatsächlich auf sie gewartet. Er richtete sich auf, als sie ihn erreichte, und winkte sie mit dem Kopf zu sich. »Hey, Kizzy«, sagte er leise.
    »Hey, Jack Husk.«
    »Hör mal, ich habe mich gefragt, ob …«, begann er, zögerte und wirkte ein wenig verlegen. »Ich habe da dieses Problem mit der Kleidung.« Er deutete auf seine Alter-Mann-Hose.
    »Ja? Mach dir deswegen keine Sorgen. Morgen taucht wahrscheinlich die Hälfte der Rindviecher hier in den Klamotten ihrer Großeltern auf.«
    Er lachte. »Na ja, ich brauche trotzdem ein paar neue Sachen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du mir zeigst, wo ich welche finden kann.«
    »Äh, na klar«, meinte Kizzy ein wenig enttäuscht. Eine Sekunde lang hatte sie geglaubt, er habe auf sie gewartet, um mit ihr nach Hause zu gehen, denn sie hatten schließlich den gleichen Weg. »Ich kenne da einen Secondhandladen, der ist ziemlich cool und billig. Er ist drüben in der Nähe der Tankstelle, wo die Pizzeria ist, in der das Sonnensystem von der Decke hängt.« Sie wollte ihm die Richtung zeigen, aber Jack Husk packte ihre Hand und hielt einen Augenblick lang ihre Faust fest, als wäre sie ein zartes kleines Ding, wie eine Tulpenzwiebel oder ein Ei.
    Er sagte: »Nein, ich habe gemeint, ob du es mir zeigen und … helfen kannst?«
    »Oh«, sagte Kizzy zaghaft.
    »Wenn du nicht schon etwas vorhast.«
    »Nein, ich muss nur rechtzeitig zu Hause sein, um das Abendessen zu machen. Ich habe schon ein bisschen Zeit.«
    »Super.« Er lächelte. Nicht schief und halb, sondern er strahlte sie so sehr an, dass sie regelrecht geblendet wurde.
    Sie gingen los, und Kizzy drehte sich um und winkte Kaktus und Evie zu, die hinter Jack Husks Rücken grinsende Grimassen schnitten. Als sie an einer Gruppe vorbeikamen, in der auch Jenny Glass stand, hörte Kizzy jemanden flüstern: »Was hat der Neue denn mit dem vergewaltigten Schmetterling vor?«, und sofort zog sich ihr Herz zu einem festen Klumpen zusammen.
    Sie hoffte, Jack Husk habe es nicht gehört, doch sobald sie die Gruppe hinter sich gelassen hatten, sah er sie an, zog eine Augenbraue hoch und fragte: »Wie hat das Mädchen dich gerade genannt?«
    Kizzy verzog das Gesicht. »Vergiss es.«
    »Okay.« Er zögerte und sah sie erneut an. »Es hat wie vergewaltigter Schmetterling geklungen.«
    Verärgert nickte Kizzy. »Yep«, sagte sie und ließ das P knallen. »Damit bin ich gemeint.«
    Er war verwirrt. »Wieso denn das?«
    Wieder einmal wurde Kizzy rot, biss sich auf die Unterlippe und erklärte schließlich: »Also, in meinem ersten Jahr hier, ehe ich beschlossen habe, mich lieber nicht an den Diskussionen in der Klasse zu beteiligen, haben wir über das Wesen des Menschen oder so gesprochen, in Bio. Und diese Heather Black hat behauptet, Menschen seien die einzige Spezies, die Gewalt anwenden würde, das Reich der Tiere hingegen wäre so edel, blablabla, denn Tiere würden nur töten, wenn sie Nahrung bräuchten, und die einzige Spezies, bei der es Krieg und Mord und Vergewaltigung gäbe, wären die Menschen.«
    Jack Husk schnaubte. »Ich schätze, die ist noch keinem Orang-Utan begegnet.«
    »Wie?«
    »Orang-Utans vergewaltigen auch. Sogar in Gruppen.«
    »Oh. Na ja, jetzt bin ich froh, dass ich das damals noch nicht wusste. Sonst hätte die Sache mit dem Spitznamen viel schlimmer ausgehen können.«
    »Was, du hast diesem Mädchen erzählt, Schmetterlinge würden ihre Weibchen vergewaltigen?«
    »Ja. Na ja, das stimmt ja auch. Manche Arten jedenfalls. Das Männchen lauert einem Weibchen auf, das aus seiner Puppe schlüpft, und er vergewaltigt es, ehe es überhaupt fliegen kann. Nach dem Motto: Willkommen auf der Welt, mein lieber Falter. Dann, als wäre das noch nicht genug, stopft er dieses Sekret in das Weibchen, das wie ein Pfropfen aushärtet, damit sie sich nicht mehr mit anderen Männchen einlassen kann. Allerdings bin ich nicht sicher, ob sie nach diesem ersten Date überhaupt viel Lust auf ein zweites hätte. Als Gegenmaßnahme haben die Männchen Dinger an den Füßen entwickelt, mit denen sie den Pfropfen herausziehen können, und die anderen Männchen haben sich wiederum angepasst, sie verteilen deshalb nämlich ihr Sekret über den ganzen Bauch des Weibchens − wie einen Keuschheitsgürtel, der nicht mehr abgelöst werden kann. Ist das nicht komplett verrückt?«
    »Hast du dir das ausgedacht?«, fragte Jack Husk und blickte sie ein wenig abweisend an.
    »Kann man sich so etwas ausdenken? In der Natur gibt es solche

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