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Der verbotene Kuss (German Edition)

Der verbotene Kuss (German Edition)

Titel: Der verbotene Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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die gezeigte Richtung eilten und von der Größe des Hauses wenig Notiz nahmen. Dabei spürte sie wieder dieses leichte Beben ihrer Glieder von der Anspannung und dem Schreck.
Schnell trat sie aus dem Haus und sog tief die frische Nachtluft ein. Es roch nach frischem Gras und Rosenblüten, vom Jasminstrauch strömte ein zarter, sanfter Duft in die Nacht. Der milde Sommerwind raschelte im Laub der Kastanie, zwischen den Hecken wisperte ein frischer Lufthauch. Irgendwo quakte ein nimmermüder Frosch, ein Marder huschte durch das Unterholz und verschwand hungrig unter der Motorhaube einer Nachbarlimousine.
    Eine Polizistin kam mit freundlicher Miene auf Lara zu. »Geht es Ihnen gut? Sind Sie die Anruferin?«, fragte die Frau in Uniform. Sie wirkte sympathisch und längst nicht so gelangweilt wie ihre Kollegin am Telefon, doch ihre hellen Augen waren müde und erschöpft.
Lara bedankte sich bei ihr für ihre Fürsorge und berichtete den Tathergang. Wie sie von dem Geräusch zerbrechenden Glases im Erdgeschoss geweckt wurde und daraufhin vorsichtig nach unten ging. Wie sie dann ins Arbeitszimmer des Herrn Meyerhoff geschlichen war, sich den Feuerhaken geschnappt und den Mann, der in diesem Moment durch das Fenster einstieg, niedergeschlagen hatte. Und wie sie sofort danach die Polizei rief.
    Die Polizistin nickte einfühlsam bei jedem Satz, den Lara erzählte. Als sie fertig war, wickelte die Frau sie in eine Decke. Lara fröstelte tatsächlich etwas, über ihren Körper spannte sich ein dichtes Netz von Gänsehaut. Dankbar nahm sie auch eine Tasse Tee aus der Thermosflasche der Polizistin an und setzte sich in den Polizeiwagen. Im Haus ertönte Stimmengewirr. Im Schutz des Polizeiwagens sah Lara zum Hauseingang, wo der Einbrecher von zwei Polizisten abgeführt wurde. Der dritte Polizist trug einen Rucksack, der dem Täter gehören und den Lara völlig übersehen haben musste. Der Ganove protestierte heftig und wehrte sich gegen seine Festnahme. Das machen sie wohl alle, dachte Lara. Keiner will gern ins Gefängnis. Sie konnte sein Gesicht sehen, das im Blaulicht der Polizeiwagen müde und verstört wirkte. Die Wunde an der Schläfe blutete noch immer und befleckte seinen Mantelkragen.
Lara verkroch sich noch tiefer in den Autositz und sah dem Mann hinterher, wie er von dem Polizisten in den Wagen gedrückt wurde. Dann fuhren sie davon, und Lara stand auf. Sie hoffte, dass nun alles geklärt war und der Bericht geschrieben werden konnte, ohne dass die Meyerhoffs jemals etwas davon erfahren mussten. Im Geiste hatte sie sich schon einen Plan zurechtgelegt, was sie als nächstes zu tun hatte. Zuerst würde sie den Glaser-Notdienst anrufen, damit das Fenster schnell repariert und jegliche Spuren des Einbruchs verwischt würden. Dann die Scherben beseitigt und den Teppich gereinigt – und nichts würde mehr an diesen unangenehmen Zwischenfall erinnern. Der Dieb hatte glücklicherweise nichts mitnehmen können, so dass ihre Chancen, mit heiler Haut davon zu kommen, ziemlich gut standen. Sie wollte nicht, dass ihr Chef dachte, dass sie nicht einmal so einfache Dinge wie Haushüten im Griff hatte. Sie hatte ohnehin schon oft genug das Gefühl, ihm beweisen zu müssen, dass sie ihren Aufgaben gewachsen war.
Sie gab der netten Polizistin die Decke und ging zurück zum Haus. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass ihre Mutter von all dem Trubel und dem Chaos nichts mitbekommen hatte.
    ***
    Als Lara am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend, was sie im ersten Moment des Erwachens, als der Geist aus den Tiefen des Schlafes aufstieg, gar nicht zuordnen konnte. Doch mit einem Mal fielen ihr die Ereignisse der vergangenen Nacht ein, und das Gefühl verstärkte sich urplötzlich zu einem heftigen unangenehmen Grummeln. Schnell stand sie auf und zog sich an. Sie öffnete die Vorhänge des Zimmers, in dem sie sich für das Wochenende einquartiert hatte, und ließ den Morgen hinein. Es war noch sehr früh, die tiefe Sonne stand blassrot knapp über dem Horizont und hielt sich teilweise noch hinter zarten, grauen Schleiern versteckt, aber Lara war hellwach. Der Glaser hatte sich für diese frühe Stunde angekündigt, und außerdem wollte sie noch Ordnung schaffen, bevor die Eigentümer zurückkehrten. Im Zimmer nebenan schnarchte leise ihre Mutter. Als Lara in der Nacht nach dem Einbruch zu ihr gegangen war, hatte sie ebenfalls fest geschlafen. Das war wohl das erste Mal, dass sich Lara darüber

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