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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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Ungewissen hast du mich ja nicht gelassen. Du hattest mir bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich aus rein praktischen Erwägungen heiraten wolltest. Die Erkenntnis, dass sie dringenderer Natur waren, als ich gedacht hatte, machte keinen großen Unterschied für mich. Ganz gewiss ist das kein Grund, unsere Ehe annullieren zu lassen. Das ändert auch nichts an meinen Gefühlen für dich.“
    „Das müsste es aber.“
    „Das tut es nicht. Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass ein kleiner Fehler symptomatisch für den Charakter eines Menschen ist.“
    „Verdammt, du kennst meinen Charakter nicht. Was denkst du, habe ich auf dem Kontinent gemacht? Ich war Spion, Felicity, und das bedeutet, dass ich ein Leben der Täuschung und des Verrates geführt habe. Ich war nämlich nicht nur Spion, sondern ein sehr guter Spion. Weißt du, was notwendig ist, um ein sehr guter Spion zu sein?“ Schweigend schüttelte Felicity den Kopf.
    „Man darf keinen verdammten Pfifferling darauf geben, was aus einem wird, oder was man tut. Bei diesen Machenschaften sind moralische Erwägungen nicht gefragt. Man tut, was immer die Regierung für notwendig befindet. Damals hatte ich das Gefühl, die Welt habe mir den Rücken zugekehrt. Also tat ich das Gleiche. Ich drehte meiner Familie den Rücken zu und Chesterley und allem, was mir lieb und teuer war. Ich zwang mich, nichts zu empfinden, mich nicht von Gefühlen überwältigen zu lassen. Ich verließ mich auf meinen Verstand, und damit habe ich es weit gebracht. Meine Vorgesetzten stellten rasch fest, dass ich jede Aufgabe übernahm, vorausgesetzt, sie war gefährlich genug, mich die Vergangenheit vergessen zu lassen. Ich kann nicht auf das stolz sein, was ich getan habe. Ja, ich habe Informationen erlangt, die sonst niemand hätte beschaffen können. Ja, dank meines militärischen Ranges und meiner Sprachbegabung konnte ich mir in Spanien Zutritt zu Napoleons Armee verschaffen. Weißt du, wie viele so genannte französische und spanische Freunde ich dabei verraten habe? Wie viele Lügen ich erzählt habe?“
    „Aber diese Leute waren deine Feinde.“
    „Mit diesem Gedanken habe auch ich mein Verhalten entschuldigt. Aber nicht alle Leute waren Feinde. Es waren spanische Frauen und Bürger und . . . Spionage ist ein häss-liches Geschäft. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Dinge ich getan habe, die ich jetzt bereue.“
    „Die Tatsache, dass du sie bereust, beweist doch nur, dass du einen guten Charakter hast. Das ist einer der vielen Gründe, weshalb ich dich liebe, Ian.“
    „Hör auf, das dauernd zu sagen! Einen Mann wie mich kannst du unmöglich lieben. “
    Mit Worten würde sie ihn eindeutig nicht überzeugen. Daher rückte sie näher an ihn heran und sagte: „Dann muss ich dir beweisen, dass ich dich liebe.“
    Ehe er sie aufhalten konnte, hatte sie ihm die Arme um den Nacken geschlungen und drückte seinen Kopf herunter, damit sie ihn küssen konnte.

23. KAPITEL
    Zu Silvester werden uns viele verlockende Lustbarkeiten verheißen, darunter das in Vauxhall stattfindende Feuerwerk sowie die Bälle bei Mr. und Mrs. Locksley, Lord Stratton und das Diner Seiner Majestät in Frogmore. Für jede gesellschaftliche Schicht wird etwas veranstaltet. Daher wird jedermann diese Nacht sehr genießen.
    Lord X in der Evening Gazette vom 30. Dezember 1820
    Nach der stürmischen Liebesnacht, vor der Ian noch gedacht hatte, es dürfe nie dazu kommen, weil es ihm dann unmöglich sein würde, die Ehe annullieren zu lassen, sagte er nach dem Erwachen schmunzelnd: „Wach auf, querida ! Du kannst nicht den ganzen Tag schlafen.“
    Sie schlug die Lider auf und senkte sie sogleich wieder. „Wieso nicht?“
    „Denk daran, dass wir heute nach London abreisen.“
    Sie brauchte einen Moment, bis sie diese Bemerkung voll und ganz begriffen hatte, doch danach riss sie die Augen auf. Ihr Mann saß neben ihr auf dem Bett. Wie schade! Er hatte sich bereits angezogen.
    „Wie spät ist es?“ wollte sie wissen.
    „Es ist fast Mittag.“
    „Mittag? Großer Gott! Habe ich lange geschlafen!“
    „Das ist verständlich. Gestern Nacht hast du nicht viel Schlaf bekommen.“
    Nein. Sie errötete. Sie hatten eine wundervolle Liebesnacht verbracht. Wenn Ian in dieser Nacht keinen Erben gezeugt hatte, dann bestimmt nicht, weil er nicht die dafür nötigen Versuche unternommen hatte.
    Die angenehmen Erinnerungen ließen Felicity erröten und ihn befangen anlächeln. „Auch du hast nicht viel

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