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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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sich genau so benommen wie alle so genannten Gentlemen, denen sie vor ihm begegnet gewesen war, die Pelhams und Faringdons und all die anderen Bastarde. Er hatte Felicity eingeschüchtert. Sie ausgenutzt. Sie verführt. Die Liste seiner Verfehlungen war so lang, dass es ihm die Sprache verschlug.
    Dennoch war es ihm gelungen, Felicity nachgiebig zu machen, jedenfalls so nachgiebig, wie eine Frau sein konnte, deren Stolz man mit Füßen getreten hatte und deren Energie durch die Auseinandersetzungen verbraucht war. Er hatte gewonnen, ohne auch nur im Mindesten auf ihre einfache Bitte einzugehen, ihm die Wahrheit über seine Vergangenheit zu erzählen.
    Das war ein schaler Triumph.
    Irgendwann würde sie nämlich die Wahrheit erfahren, wenn nicht von ihm selbst, dann von jemand anderem. Jemand würde zufällig eine Bemerkung machen, oder Onkel Edgar erzählte Felicity die Wahrheit, um ihn zu ärgern. Dann hatte sie Grund genug, ihn zu verlassen, da das Wissen um die Wahrheit bestimmt jedes Band zerriss, das zwischen ihnen beiden zu knüpfen ihm gelungen war.
    Erneut schaute er aus dem Fenster. Felicity sah so hinreißend aus, schien sich im Park heimisch zu fühlen. Ian fand, er könne sich daran gewöhnen, sie ständig vor Augen zu haben. Und daher war die Vorstellung, dass sie ihn verlassen könne, umso erschreckender. Welchen Sinn hatte es, den Kampf gegen seinen Onkel zu gewinnen, wenn Felicity nicht mehr bei Ian war? Noch schlimmer war der Gedanke, sie könne ihn verabscheuen, falls sie wider Erwarten bei ihm blieb. Der Gedanke machte ihn krank.
    Nein, er musste der Stimme des Gewissens gehorchen. Er hatte einen Fehler begangen, als er Felicity zur Ehe gezwungen hatte. Das sah er jetzt ein. Aber das Schicksal hatte es noch nicht gewollt, dass sie von ihm empfangen hatte. Daher hatte er noch die Möglichkeit, seinen Fehler gutzumachen.
    Folglich musste er die Möglichkeit nutzen und ihr das wieder anbieten, was er ihr genommen hatte - ihren Stolz, ihre Unabhängigkeit, ja, auch ihre Freiheit. Das war er ihr schuldig, nach all den Demütigungen, die sie durch andere Männer erlitten hatte.
    Auch wenn es ihm das Herz brechen sollte.
    „Guten Abend, Mylady“, begrüßte der Butler Felicity, als sie ins Esszimmer kam und sich auf ihren Platz setzte.
    Mylady. Sie hatte dauernd das Gefühl, sie müsse nach der vornehmen und eleganten Person Ausschau halten, auf die die Dienstboten sich bezogen.
    Spencer schenkte ihr ein Glas Burgunder ein. „ Seine Lordschaft lässt Ihnen ausrichten, dass er heute Abend nicht zum Essen erscheint, Madam.“
    Sie war sehr enttäuscht. Sie hatte sich mit solcher Sorgfalt gekleidet und darauf gefreut, dem Gatten mitzuteilen, dass sie nicht mehr unpässlich war. „Oh!“
    Der betagte Butler zögerte einen Moment. Als sie ihn anschaute, sagte er: „Falls Sie jedoch Ihren Gatten benötigen sollten, so sollten Sie wissen, dass er in seinen Gemächern ist.“
    „Hat er Ihnen aufgetragen, mir das mitzuteilen?“
    „Nein, Madam. Aber ich dachte, das könne Sie interessieren.“
    „Danke, Spencer.“
    Er bedeutete dem Lakai, mit dem Servieren zu beginnen. Gedankenverloren begann sie zu essen. Schon drei Mal hatte Ian abends bei Tisch durch Abwesenheit geglänzt, und das war den Dienstboten aufgefallen. Zweifellos hatten sie auch bemerkt, dass er ihr aus dem Weg ging. Der ihr versprochene Ausflug zu den Pächtern hatte nicht stattgefunden. Ian hatte ihr mittteilen lassen, er sei zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mit ihr über den Besitz zu fahren, und ihr die Pächter vorzustellen.
    Sie hasste das Wort „mitteilen“. Dauernd ließ er ihr irgendetwas mitteilen. Er könne sie nicht ins Dorf begleiten. Er sei den ganzen Tag außer Haus, weil er auf dem Besitz nach dem Rechten sehen müsse. Er würde nicht zum Essen kommen. Felicity wünschte sich, er würde ihr mitteilen lassen, warum ihr Verhalten an dem besagten Abend dazu geführt hatte, dass er sie mied.
    Sie stand auf. „Ich bin nicht hungrig.“
    „Wie Sie meinen, Madam“, murmelte Spencer und verbeugte sich.
    Sie ging zur Tür. Dieser Unsinn reichte ihr. In den vergangenen drei Tagen hatte sie Ian seltener zu Gesicht bekommen als zu der Zeit, da sie noch nicht mit ihm verheiratet gewesen war. Es sah ihm nicht ähnlich, sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen, nur weil ihr Unwohlsein ihn daran gehindert hatte, mit ihr zu schlafen. Aber aus welchem anderen Grund hätte er ihr aus dem Weg gehen sollen?
    Nun, sie gedachte,

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