Der verbotene Kuss
sträubte. Als sie auf dem Altan zugelassen hatte, dass er sie küsste, hatte er hinterher ihre Gefühle mit Füßen getreten. „Sie . . . Sie . . . dürfen das nicht.“
Er ließ ihre Locke los und strich ihr zart das auf ihre Schulter gefallene Haar auf den Rücken. „Ist es das, was Ihrer Meinung nach ,zu weit gegangen ist?“ Er streifte die rechte Seite des Batistnachthemdes von ihrer Schulter. Felicity hielt den Atem an, als er sich vorneigte, und ihr einen Kuss auf die nackte Schulter gab. Sein Atem war wie eine hingehauchte Zärtlichkeit, wie eine aufreizende Verheißung.
Als Felicity leise seufzte, drückte er die Lippen auf ihren Halsansatz. „Oder ist es das, was Sie meinen?“ Er drückte Küsse auf ihren Nacken.
Als er den Kopf hob, war sein Blick verhangen. „Nein, ich vergaß. Das sind Küsse, und ,zu weit gehen bedeutet mehr, als jemandem nur einige Küsse geben, nicht wahr? ,Zu weit gehen muss so viel beinhalten, dass meine Freundin aus der Kinderzeit Zweifel an meinem guten Charakter bekommt. Also, was könnte das sein?“
Der Viscount ergriff das andere Schulterteil und zog es langsam herunter. Felicity hielt ihn am Handgelenk fest und versuchte, ihm Einhalt zu gebieten, doch sogleich küsste er sie wieder, und sie vergaß, warum er nicht in diesem Zimmer mit ihr allein sein, weshalb er sie nicht so berühren, so küssen durfte. Und sie vergaß, wieso sie ihm nicht traute. Sie vergaß alles.
Sein Kuss war begierig und besitzergreifend. Seine Zunge war in ihren Mund gedrungen, ehe Felicity gemerkt hatte, dass er sie hineingeschoben hatte. Die Kante des Frisiertisches drückte sie in die Hand, weil sie sie derart fest umklammerte, um nicht erneut von Lord St. Clair hören zu müssen, sie klammere sich an ihn.
Das war jedoch nur ein kleiner Sieg, da sie nicht verhindern konnte, dass ihr Körper auf die Zärtlichkeiten des Viscounts reagierte, sich gegen seinen drängte, sie in den Reizen seiner stürmischen Küsse schwelgte, das Gefühl genoss, seine Hände über ihre Oberarme gleiten und seine Knie zwischen ihren Schenkeln zu spüren.
Als er jedoch die Schleife des durch den Saum des Halsausschnitts gezogenen Bändchens aufmachen wollte, kam Felicity zur Besinnung und hielt das Hemd fest, ehe es herunterrutschen und ihre Brüste entblößen konnte. „Hören Sie auf! Was fällt Ihnen ein?“
„Ich versuche, meine Grenzen herauszufinden“, antwortete er spröde. „Wie weit ist ,zu weit gehen?“
„Das ist entschieden zu weit gegangen!“
„Oh? Sie haben doch gesagt, Sie hätten Sara nicht belogen. Ich entsinne mich genau, dass ich so etwas auf dem Altan nicht getan habe.“ Der Viscount richtete die dunklen Augen auf Felicitys Gesicht, während er gleichzeitig mit einer Hand kühn eine Brust umfasste. Scharf sog Felicity die Luft ein. „Aber manchmal lässt mein Gedächtnis mich im Stich. Vielleicht sollte ich meine Erinnerungen auffrischen."
„Nein! Sie . . . Sie . . .“ Sie konnte nicht mehr denken, als Lord St. Clairs Hand über ihre Brust glitt. Das Gefühl war beschämend, köstlich und erregend. „Ach, du meine Güte!“ sagte eine kehlige Stimme, die ganz bestimmt einer anderen Frau, einer leichtfertigen Frau, aber nicht ihr gehörte. „Habe ich dich auf dem Altan so berührt, Felicity?“
Sie schloss die Augen, um die triumphierende Miene des Viscounts nicht sehen zu müssen. Er drückte seine Hand flach auf ihre Brust und fing an, darüber zu reiben, so dass die Spitze sich verhärtete.
Scharf sog Felicity die Luft ein. Er neigte sich dicht zu ihr, und sein Atem streifte ihre Wange. „Sag mir, querida. Habe ich das getan?“
Das unbekannte Wort verblüffte sie. Doch dann fiel ihr ein, dass er ein spanisches Elternteil hatte. Sie war jedoch viel zu verlegen, um sich zu erkundigen, was das Wort bedeutete.
„Antworte mir!“ befahl er harsch.
„Nein! “ platzte sie heraus, ohne auf ihren Stolz Rücksicht zu nehmen. „Sie wissen genau, dass Sie das nicht getan haben. “
Sie schlug die Lider auf und war sicher, den Viscount sich diebisch freuen zu sehen. Schockiert bemerkte sie, dass er sich nicht diebisch freute.
Sein normalerweise so regloses Gesicht drückte schieres Verlangen aus. „Es ist ein Wunder, dass ich das nicht getan habe“, gestand er. „Ich wollte das nämlich tun. Gott! Wie sehr ich das tun wollte!“
Sein Geständnis war Balsam auf ihren verletzten Stolz. Er hatte sie an dem Abend nicht getäuscht. Er hatte das Gleiche empfunden wie sie.
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